An Triathlon ist derzeit nicht zu denken, sagt der Arzt. Konzentriere Dich auf das Wesentliche, werde gesund, werde fit und freu Dich, was alles geht. Eigentlich geht ziemlich viel, wenn ich ehrlich bin. Und wenn der Arzt ehrlich ist, sieht er das genauso. Es geht viel mehr, als jetzt bereits gehen müsste, ich bin viel fitter, als der zeitlich Unfallabstand als Rahmen stecken würde. Ich kann aber nicht so viel trainieren, wie ein Triathlon es brauchen würde.

Das ist Fakt. Für einen Triathlon sollte man Schwimmen, Radfahren und Laufen trainieren, und bei mir hakt es ja schon mal an einer kompletten Disziplin. Es bringt also gar nichts, darüber nachzudenken, ob ein Triathlon in Frage kommt, weil ich ja derzeit nur bruchstückhaft laufen kann. Ich will aber. Kein Triathlon ist zwar eine Option, aber eine, die ich wenig attraktiv finde.

Triathlon gibt’s in verschiedensten Distanzen. Oft werde ich gefragt, ob ich richtig Triathlon mache, und mein Gegenüber meint damit, dass ich bei einer Langdistanz starte. Der Königsdisziplin, dem Ironman. 3,8km Schwimmen, 180km Rad fahren und ein Marathon mit seinen 42km im Anschluß. Die Königsdisziplin ist für einen Triathleten das ultimative Ziel, was erreicht werden kann. Größer geht es kaum. Klar, gibt es eine Weltmeisterschaft, natürlich kann man in die Ultraszene abdriften, aber der gewöhnliche Triathlet denkt in 8 von 10 Fällen daran, einmal im Leben bei einem Ironman am Start zu stehen.

Das Training für einen Triathlon nimmt ordentlich Zeit in Anspruch, das für einen Ironman, dem richtigen Triathlon, dann natürlich umso mehr. Ich antworte meinem Gegenüber dann also, dass ich bislang keinen richtigen Triathlon gemacht habe, weil die meisten, die ihre Frage so formulieren, sowieso nichts damit anfangen könnten, wenn ich ihnen erzähle, dass jeder Triathlon ein richtiger Triathlon ist, weil es nicht auf die Distanzen ankommt, sondern darauf, dass man drei Sportarten, nämlich Schwimmen, Rad fahren und Laufen, hintereinander weg, ohne nennenswerte Pause, absolviert.

Zu erklären, dass es auf die Leistungsfähigkeit ankommt und dass eine langsame Mitteldistanz immer noch sportlicher ist, als ein Tag auf der Couch, ist mir meistens zu müßig. Und ob es richtig Triathlon ist, oder nicht, entscheiden ja glücklicherweise nicht die Herrschaften, die die blöden Fragen stellen. Das ist der erfreulichste Teil daran. Am Wochenende wollen der Zeugwart und ich auch mal wieder richtig Triathlon machen.

Ganz richtig. Alle Disziplinen, hintereinander weg, ohne Pause, so schnell es geht. Wir starten beim 10 Freunde Triathlon in Frankfurt am kommenden Wochenende. Bei dieser Veranstaltung habe ich im letzten Jahr schon mal zugeschaut, allerdings in Darmstadt, und weil sich 10 Freunde die Ironman Distanz teilen, jeder also 380m schwimmt, im Anschluß 18km Fahrrad fährt und dann noch 4,2km läuft, habe ich spontan entschieden, dass ich das machen könnte.

Das war lange vor dem Arzttermin diese Woche, aber nur, weil ich beim Arzt war, fühle ich mich jetzt ja nicht anders, als vorher. Nur weil der Arzt Bedenken hat und sagt, dass vorerst keine große Leistungsfähigkeit vorhanden ist, heißt das ja nicht, dass man es nicht probieren kann. Was soll schon passieren? Gehpausen beim Laufen werde ich machen müssen, aber ich kann dabei sein. Beim 10 Freunde Triathlon kann jeder mitmachen. Es wird reingeschnuppert. Die Triathlontür geht auf. Für alle. So eine Distanz kann fast jeder bewältigen. Anders als eine Langdistanz.

Für eine Langdistanz trainiert man hart und lange. Man ist dort noch viel mehr auf die Unterstützung anderer angewiesen. Mein Kollege William Thacker, der in diesem Jahr seinen ersten Ironman in Frankfurt ins Ziel bringen wird, ist seit Monaten an  der Vorbereitung für den großen Tag. Und ich? Ich bin neidisch, weil er das macht, was ich gerne gemacht hätte. Ich freue mich so, wenn er in Frankfurt gut durchkommt und noch mehr freue ich mich, weil er mich gefragt hat, ob ich ihm seine Medaille umhängen würde. Es ist nicht so, als könnte ich mir derzeit überhaupt ansatzweise vorstellen, diese Leistung zu erbringen. Ich bin nach zwei Seerunden aus der Puste, während er im Anschluß noch 180km Rad fahren kann. Ich kann derzeit rund 100km Rad fahren und bin im Anschluß stundenlang so fertig, dass auf keinen Fall an weiteren Sport zu denken wäre.

Er trainiert wirklich hart für seinen richtigen Triathlon im Juli. Und ich? Ich versuche am Sonntag bei meinem richtigen Triathlon mit Spaß ins Ziel zu kommen. In der Top 10 werde ich auf jeden Fall landen… wobei jede Platzierung eigentlich vollkommen egal ist. Solange wir das tun, was wir lieben. Und seine Medaille werde ich ihm im Juli voller Stolz auf seine Leistung mit großer Freude umhängen.