Ein Wettkampfstart um 14h ist selten und wirklich mehr als human. So eine Veranstalterplanung für den Schlangen Dreikampf ist nicht nur zuschauerfreundlich, sondern kommt auch dem Windschattengeber und seiner Museumsuferfestabendplanung vom Freitag, mehr als entgegen. Der Zeugwart und ich fahren heute schon früher als nötig in das rund 70km entfernte Städtchen Schlangenbad im Taunus. Eine Strecke, die ich seit Jahren oder besser seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gefahren bin.

Nach dem Schiersteiner Kreuz beginnt für mich eine Reise in die Vergangenheit, als ich, meistens auf dem Rücksitz im Familienauto durch die kleinen Ortschaften, vorbei an der Efen in Richtung Schlangenbad fuhr. Zwar bin ich auch als Erwachsene und auch oft genug alleine her gekommen, aber in meiner Erinnerungsschublade, sind diese Male durch die unzähligen Trips auf der Rückbank überschattet.

Kindheitserinnerungen

Wir parken und laufen zum Schwimmbad. Das thront oben, über dem Kurpark und ist triathlontechnisch noch total verwaist. An Besuchern und damit schwimmwilligen mangelt es jedoch nicht. Das Freibad in Schlangenbad wird von der Thermalquelle gespeist und ist mit 27°C immer angenehm zum schwimmen, bei 1,20m Wassertiefe muß man noch nicht mal besonders gut schwimmen können, denn praktisch jeder Kurgast kann hier locker stehen.

Nachdem wir versucht haben, die Schwimm-Rad-Wechselzone nachzuvollziehen, spazieren wir in Richtung Ziel und können hier tatsächlich auch noch einen Blick auf die Laufstrecke werfen. Der Windschattengeber wird sich heute mit dem Mountainbike und der Zeugwart mit Laufschuhen auf den Weg durch den Schlangenbader Wald machen. Wir sprechen eine Dame an, die gerade die Zielverpflegung aufbaut. Sie erzählt uns ganz lebendig, wo die Laufstrecke langführt und als wir uns von ihr verabschieden, schauen wir doch noch mal nach, wie lang der Zeugwart heute eigentlich zu laufen hat. Es klang nämlich bei der Beschreibung eben so, als  würden alle genannten Wegpunkte auch ganz locker einen Halbmarathon füllen können.

Vorbereitungen

Aber den möchte der Zeugwart heute ganz sicher nicht laufen. Wir treffen den Windschattengeber oben am Schwimmbad, wo ich bei der Startnummernausgabe warte, während der Zeugwart sich für seinen Laufeinsatz noch einmal mit der Wahl der richtigen Schuhe beschäftigt. So ein vermeintlicher Jedermann Triathlon ist einfach etwas herrliches. Die Wechselbeutel mit den Laufschuhen werde in Schlangenbad beim Friseur abgegeben, denn ganz offenbar arbeitet hier eine Helferin, die dann später die Wechselzone aufbaut. Und die Beutel selbst, kommen von einer Rolle Müllbeutel. Kein unnützer Schnickschnack, kein verkomplizieren, alles so leicht wie möglich und so schwer wie nötig.

Los geht’s

Wie immer, gleich bei welchem Triathlon, gleich bei welcher Distanz und eigentlich sogar egal in welcher Sportart, irgendwann geht alles ganz schnell. Es ist soweit und in nur 12 Minuten geht’s auch schon los. Also, Klamotten aus und Badekappe an.

Fotos von Ulrich Hagelgans, dem Zeugwart und von mir

Und dann einfach schwimmen, genau wie immer. Ich komme gut weg, ich habe einen angenehmen Rhythmus und ich kann auch ganz prima durchziehen. Zumindest die ersten 400m lang. Dann wird mir übel. Und schwindlig. Und ich nehme raus. Massiv. Alle ziehen an mir vorbei, also zumindest gefühlt alle. Aber schwindlig ist mir trotzdem noch. Und außerdem teilen mir meine Rippen auch mit, dass sie meine Idee hier den Schwimmer zu machen, nicht so super finden.

Am Beckenrand ist derweil die Hölle los. Nicht nur der Zeugwart und der Windschattengeber Feuer an, auch die Vereinsmädels sind gekommen und sogar meine Eltern nutzen ihren Besuch beim Schlangenfest, um zum Schwimmbad zu kommen und mich anzufeuern. Mein Vater macht auch ein paar schöne Aufnahmen, die so gar nicht widerspiegeln, wie blöd es dann im Endeffekt wirklich lief. Das Stimmungsnest schafft es auch, dass andere Besucher mitklatschen und so ein bisschen unserer üblichen Anfeuerung auch auf die Freibadgäste überschwappt.

Erledigt

Ich bin fix und fertig. Trotzdem versuche ich wenigstens noch zum Ende der Bahn zu schwimmen, denn da wartet schon der Windschattengeber, der sich auf den Weg durch den Wald machen möchte und so versuche ich wirklich noch mal alles rauszuholen und klatsche ihn ab. Als ich meine Uhr abdrücke und mich zur Treppe begebe, habe ich im Kopf jede Menge Themen, die ich mit Vito erarbeiten kann. Allen voran sicherlich, schneller zu schwimmen.

Der Windschattengeber ist mit dem Mountainbike unterwegs und nimmt sich den Schlangenbader Wald mit seinen Single Trails, Matschpfützen und steinigen Wegen vor. Wir verfolgen ihn, dank modernster Technik über den Garmin Live Track, und laufen so zusammen in den Kurpark, wo die zweite Wechselzone eingerichtet ist und wo die Radfahrer in Kürze erwartet werden. Die beim Friseur abgegebenen Laufschuhe haben mittlerweile ihren Platz auf einigen Biertischen gefunden und die Athleten könnten sogar auf den dazugehörigen Bierbänken Platz nehmen.

Wir müssen nicht lange auf den Windschattengeber warten und als er total eingesaut, wie das für einen Mountainbike Part üblich ist, zurückkehrt, schießt der Zeugwart auf und davon. Ab in den Wald, hoch hinaus über die vorhin noch so lebhaft beschriebene Strecke. Vom Windschattengebern hören wir die Geschichten über die Radstrecke und freuen uns, dass er mit seinem Fahrrad tatsächlich eine gute Wahl getroffen hat. Er durfte es nämlich auch noch über ein paar umgestürzte Bäume heben, damit die Armmuskulatur sich nicht zu sehr zurückgesetzt fühlt.

Zielfreude

Eigentlich haben wir dann auch noch gar nicht mit dem Zeugwart gerechnet, als er aber da schon um die Ecke kommt. Er ist wirklich zügig unterwegs gewesen, und das, obwohl das ein Lauf nördlich der Mainlinie und nicht gerade flach ist. Die beschriebenen Wegpunkte von vorhin, hat er alle abgerannt, und damit nicht nur den Sportplatz, an dem großer Jubel durch den Wald hallte, und die Wassertretanlage, sondern auch den Rheinsteig erlaufen.

Der Windschattengeber, der Zeugwart und ich haben den Schlangen Dreikampf sehr genossen, obwohl er uns wirklich viel abverlangt hat. Von Jedermann Triathlon im üblichen Sinne, kann hier nicht die Rede sein. Das Schwimmen bei 27°C im mineralienarmen Thermalwasser des Thermalfreibades empfand ich als extrem anstrengend. Die Mountainbikestrecke ist anspruchsvoll zu fahren und mit 550hm auf 17km auch weit entfernt von flach oder schnell. Sie ist technisch schwierig, aber hat dem Windschattengeber außerordentlich gut gefallen. Und die Laufstrecke ist mit 200hm auch nicht flach und mit knappen 6km durch den Wald auf Single Trails für jeden Crossläufer ein Gedicht.