Wir machen zwar keinen Sporturlaub, aber irgendwie fehlt mir etwas, wenn ich den ganzen Tag am Strand liege. Mittlerweile habe ich auch das vierte Buch durchgelesen und hänge an einem Wirtschaftskrimi über Kaffee fest, der mich quält. Ich habe ihn hier aus der Gästebibliothek, wo Leute ihre Bücher zurücklassen und sie anderen zur Verfügung stellen, die mal nach etwas anderem Ausschau halten möchten. Bei dem, der dieses Kaffeebuch zurückgelassen hat, würde ich gerne mal nachfragen, warum er oder sie sich dieses Buch überhaupt jemals gekauft hat.

Nachdem ich gestern „Die Betrogene“ von Charlotte Link an einem Tag förmlich verschlungen habe, ist diese wirklich mühsame Geschichte über Handel in Amsterdam, als der Kaffee gerade nach Europa schwappte, eine wahre Zumutung. Sport kommt mir als Abwechslung deshalb gelegen. Heute Vormittag bietet sich 45 Strong an. 45 heißt in diesem Hotel alles, was cool ist, weil irgendwann mal ein 45 jähriges Bestehen gefeiert wurde. Zumindest habe ich das mal so erklärt bekommen. Zusätzlich nennt sich vieles 45, weil es 45 Minuten dauert. Im Nachhinein betrachtet sicherlich ziemlich gut, weil ich bei 60 Minuten einfach vorzeitig aufgeben müsste.

45 Strong ist eigentlich eine Crossfit Stunde, aber irgendwie will ich mich nicht so wirklich an unser Training im Core Darmstadt erinnern und gehe trotzdem hin. Mit mir zusammen sind hier tatsächlich noch 4 andere Sportler am Start und zusammen mit der Lehrerin teilen wir uns auf die unterschiedlichen Übungen auf. Sie erklärt alles auf Französisch und auf Englisch und dann geht’s auch schon mit der Musik los und wir erklimmen Boxen, Springen was das Zeug hält, machen Liegestütz, schwingen Kettlebells und werfen Medizinbälle über unserem Kopf an die Wand. Wenigstens kann ich mich beim Medizinball zwischen verschiedenen Gewichtsklassen entscheiden und der leichteste Ball ist gekennzeichnet. Nicht, dass ich im Eifer des Gefechts dann zu einem schweren Exemplar greife. Sehr schlau.

10 Wiederholungen pro Übung und dann weiter zur nächsten Aufgabe und als es anstrengend wird, zählen wir alle gemeinsam. Innerhalb von wenigen Minuten sind wir hier alle ein Team und kämpfen uns zusammen durch. Ich hätte schon früher angefangen laut zu zählen, wenn das ein sicheres Zeichen für Anstrengung ist, aber die anderen sind einfach besser trainiert. Während ich auf die Box steige, springen die drauf, bei meinen TRX Liegestütz, machen die anderen richtige. Hier merkt man, dass viele Stunden in der Woche genau das trainiert wird.

Vollkommen verschwitzt stehe ich später unter der Dusche und schlüpfe dann frisch eingecremt wieder in meinen Bikini. Ich merke bereits jetzt, dass jegliche Treppe heute und ganz sicher auch morgen eher schmerzhaft sein wird und vor allem der Abstieg tunlichst zu vermeiden wäre. Ist aber egal, ich fühle mich gut, und darauf kommt es an. Ich beschließe, dass ich dem Kaffeebuch noch einen weiteren Nachmittag gebe und lege mich, natürlich samt Schirmchendrink, zum Zeugwart an den Strand.