Um heute nach Bamberg zu fahren, starten wir früh. Wir haben in der Tricamp Familie mittlerweile einige Freunde gefunden und so sind wir heute Vormittag zum Frühstück bei der Hübschen, ehe wir uns alle zusammen auf den Weg ins schöne Forchheim machen. Dort sind wir zum Nikolauslauf gemeldet, und zwar mit unfassbar vielen Mitgliedern der Tricamp Familie. Wir parken, wie angeschrieben, und laufen mit der Hübschen auf die Sportinsel, die ihrem Namen heute auf jeden Fall alle Ehre machen wird.

Überhaupt ziemlich cool eine Laufveranstaltung auf einer Sportinsel statt finden zu lassen, die hier in Franken haben es eben drauf. Wir marschieren schnurstracks ins Zelt und weil wir uns vorher angemeldet haben, gehen wir auch direkt zum richtigen Anmeldetisch. Ich sage, dass der Zeugwart und ich da sind und zücke mein Portmonee. Die Dame sagt 10EUR und ich antworte, dass ich für den Zeugwart gleich mitbezahle… und sie darauf hin, ja, dann immer noch 10EUR. Ach was. Das ist ja ein richtiges Schnäppchen.

Während ich die Startgebühr kaum fassen kann, hat der Zeugwart die Tricamper schon entdeckt und wir schieben uns im voll besetzten Zelt zur Begrüßung. Obwohl wir uns teilweise schon länger nicht gesehen haben, ist es immer, als hätte man sich nie getrennt. Verrückt, wie Freundschaften auf einmal entstehen, obwohl jeder in seinem Teil von Deutschland wohnt. Aber wir lieben alle das Gleiche… wahrscheinlich liegt es daran?

Kaum habe ich meine Überhose ausgezogen und die Startnummer am Startnummernband befestigt, zieht die Meute auch schon nach draußen. Der Start vom 5km Lauf ist um 13h. Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist, aber weil alle drängeln, gehe ich natürlich mit. Irgendwie ist es gerade wie im Urlaub, wenn es munter wird, versuche ich mitten drin zu sein und zack, paßt es auch. Groß einlaufen tue ich mich heute nicht. Irgendwie vertraue ich meiner Mechanik noch nicht und obwohl ich den stabilisierenden Hüftgurt trage, will ich es nicht übertreiben.

 

Morgen wollen wir noch möglichst viel schwimmen um viel spenden zu können, und wenn die Hüfte schmerzt, klappt es auch nicht mit dem schwimmen. Also finde ich hier Vorsicht besser, als wenn ich dann in die Röhre schaue. Ich tippel ein bisschen auf der Stelle, ehe ich mich mit dem Zeugwart, dem Rocker, Karla Kolumna und Lovis in die Startaufstellung begebe. Ich will ganz nach hinten, währenddessen die anderen mitteilen, dass wir fünfte Reihe Mitte stehen bleiben, denn alles was schneller ist, kann ja einfach vorbei laufen. Aber wäre es nicht besser, doch… nein, wäre es nicht. Wir zählen den Start herbei und laufen bei 0 los, weil die Pistole nicht knallt.

Hätte mich wahrscheinlich sowieso nur erschreckt? Der Nikolauslauf beginnt mit einer Sportplatzrunde und dann geht’s zwei gleiche Runden über die Sportinsel. Der Weg ist leicht angefroren, die Pfützen sind vereist und während der Rocker und Karla Kolumna längst weit voran gesprintet sind, habe ich Lovis stets im Blick. Sie läuft etwas schneller als wir, und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich, wenn ich nur etwas runder laufen würde, ihre Geschwindigkeit laufen könnte. Aber richtig rund läuft es nicht im Moment. Ich beobachte den Boden und will vor allem nicht ausrutschen.

Franken

Der Zeugwart ist ein prima Hasenvorläufer und zeigt an, wo der beste Weg ist, wo wir jetzt so lang laufen können und checkt die Geschwindigkeit. Ich will die aber nicht wissen, und weil er das weiß, hält er diesbezüglich den Mund und läuft einfach jeden Kilometer vorne weg. Einfach so, weil er eben großartig ist. Und nach knappen 4km habe ich auf einmal ein rundes Gefühl. Nicht, dass ich rumkugeln würde, aber ich habe einen runden Tritt und fühle mich richtig aufgewärmt. Ich habe das in der Vergangenheit auch schon öfter mal bemerkt… und ein Einlaufen für wesentlich klüger als kein Einlaufen empfunden. Aber mit wenig Vertrauen in die Mechanik, ist mir das einfach zu heikel.

Jetzt schnappe ich extra nach Luft und rufe dem Zeugwart zu, dass er schneller laufen kann. Natürlich nicht so schnell, wie er jetzt denkt, aber ein Stückchen schneller auf jeden Fall. Der letzte Kilometer läuft sich warm ganz anders, als die vorherigen. Unfassbar, dass alle die, die sich einlaufen im Endeffekt Recht behalten. Noch ehe ich auf die Sportplatz Zielrunde einbiege fasse ich den Entschluss, dass ich mich, sobald es die Mechanik zulässt, auch immer einlaufe. Ein guter Vorsatz der sportlichen Art. Der Zeugwart und ich laufen gemeinsam ins Ziel und ich bin überglücklich.

Keine Gehpause, eine ordentliche Geschwindigkeit und das Allerwichtigste… keine Schmerzen! Ich kann zwar mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass alle Bäume die nächsten Tage sicher sind, weil ich ganz sicher zum Bäume ausreißen nicht fit genug sein werde, aber ich habe durchgezogen und freue mich diebisch.

Eigentlich könnte ich mich auch noch länger freuen, aber da geht’s auch schon weiter, weil um 14h der 10km Nikolauslauf startet und weil das der Hauptlauf ist, machen sich auf einmal alle fertig um mitzulaufen. Plötzlich  bin ich umringt von Nikolausmützen und Weihnachtsmannkostümen und obwohl es bitterkalt ist, wird mir ganz warm ums Herz. Während wir uns für die Anfeuerung der 10km Nikolausläufer rüsten und ich die Kamera startklar mache, freue ich mich insgeheim weiter, dass ich keine Gehpause gemacht habe, keine Schmerzen habe und nicht sofort vor Erschöpfung zusammengebrochen bin.

Beim 10km Lauf starten jede Menge Läufer. Nicht nur von uns, sondern generell. Scheint ein fester Bestandteil in vielen Wettkampfkalendern zu sein, der Forchheimer Nikolauslauf. Unsere Läufer erkennen wir meist von Weitem, wir feuern sie bestmöglich an, und ich mache auch ein paar ganz schöne Fotos. Und auf einmal sind dann auch alle im Ziel. 10km werden hier ja einfach so abgelaufen, als wenn es ein kurzer Buslauf wäre. Unfassbar, diese Tricamper. Und dann schaffen es die Tricamp Frauen auch noch auf das Treppchen. Da kann man schon mal mit Stolz sein, finde ich.

Abends treffen wir uns alle beim Tonangeber und der Chefin und machen eine Adventsfeier. Der Zeugwart grillt, wir essen leckere Burger und Würstchen, es gibt allerlei famosen Nachtisch, Glühwein und Kinderpunsch und lauter nette Gespräche. Und irgendwann biegt tatsächlich auch in diesem Jahr der Tricampolaus mit seinem Knecht Ruprecht um die Ecke und behauptet knallhart, ich sei ein Teufelsweib. Was er nicht weiß ist, dass ich jetzt schon mit heftiger Müdigkeit kämpfe und fix und fertig bin. Der Lauf war anscheinend doch anstrengender als gedacht? Muß ja so sein… ich falle gegen 22h ins Bett und schlafe sofort ein, ich hätte keine Sekunde länger durchgehalten.