Gestern brauchte ich einen Ruhetag und außerdem ordentlich Zeit um meinen Zwischenerfolg so richtig auszukosten, heute ist Dienstag und da gehe ich mit meinem Kollegen laufen. Der Charmeur und ich haben quasi zweimal die Woche eine Laufgruppe, die ausschließlich aus uns beiden besteht, und so ist heute klar, dass gelaufen wird. Als ich morgens zum Auto laufe, gießt es wie aus Eimern und deshalb bin ich wirklich froh, dass ich meine Regenjacke routinemäßig in meiner Laufsporttasche habe.

Als unsere verabredete Laufzeit dann näher kommt, verziehen sich die Wolken und der Himmel zeigt sich von seiner schönsten Seite. Die Sonne blinzelt und es weht kräftig. Ich glaube, windmäßig haben wir heute allerhand Begleitung. Und richtig kalt ist es auch. Wir laufen gegen den Wind los und haben, trotz frischer Beine und totaler Motivation, unseren Schaff überhaupt vom Fleck zu kommen. Es ist so windig, dass ich das Gefühl habe, wir kommen überhaupt nicht voran.

Langsam aber stetig ist das aber doch der Fall. Wir arbeiten uns vor. Die Wolken rasen vorüber während wir die Feldwege entlang schleichen und ziemlich aus der Puste sind. Ich frage mich, wo der Wind so hin möchte? Das grenzt ja schon fast an einen Herbststurm, aber die Orkanböen sind erst für das Ende der Woche angekündigt. Während es also ordentlich weht, frage ich mich, ob diese Strommasten wohl besonders windsicher sind, die hier unseren Weg säumen. Auf den Leitungen, die ordentlich hin und her schwingen, sitzen zumindest heute keine Vögel.

Sonst komme ich mir manchmal vor wie im Hitchcock Krimi, so viele Vögel sitzen auf den Leitungen und beobachten uns bei unserer Laufrunde. Heute sind alle weg. Wahrscheinlich weggepustet? Als wir auf den Rückweg einbiegen fühle ich mich sofort leicht und beschwingt. Wir haben logischerweise Rückenwind und laufen locker flockig. Ich überlege, dass wir doch jetzt gut und gerne die Runde ausweiten könnten. Der Tonangeber hat aber eine Ruhewoche angeordnet. Dazu passt es nicht, länger zu laufen. Die Runde würden wir zwar erweitern, indem wir länger mit Rückenwind unterwegs sind, aber länger ist halt länger, egal ob mit Wind, oder ohne.

Wir laufen also die übliche Runde und biegen vom Rückenwind ab um uns wieder zurück zum Bürogebäude zu kämpfen. Es ist auf einmal wieder anstrengend, hart und langsam. Von Ruhewoche ist keine Rede, und überhaupt, bleibt uns die Sprache weg. Weit weg. Gegen den Wind ist es einfach unmenschlich und leise ist es auch. Außer natürlich der Wind in unseren Ohren.