Heute ist auf der Arbeit etwas so heftiges passiert, dass ich wahrscheinlich noch wochenlang daran zurückdenken werde, wie unfassbar Menschen sein können und wie schnell man von „alles normal“ zu „geächtet“ werden kann. Eine Kollegin in einem anderen Land hat ihrem Vorgesetzten, der auch der Vorgesetzte meines Chefs ist, mitgeteilt, dass ein globales Großprojekt nicht, wie geplant, starten kann, weil ich ihr die dafür dringend benötigten Daten nicht liefere. Mein Chef kam also heute früh ins Büro und fragte mich, wie ich dazu käme diese wichtige Deadline nicht zu halten und dass er mich so gar nicht kennt.

Und ich? Ich wusste gar nicht, worum es überhaupt geht! Mir ist das Herz in die Hose gerutscht. Ich habe alles abgesucht, was ich zu diesem Projekt jemals erhalten hatte, ich habe in meinem Gedächtnis gewühlt und versucht herauszufinden was um Himmels Willen ich da wohl vergessen haben könnte. Und ich habe es nicht herausfinden können. Dank entsprechender Zeitverschiebung hat es weitere 6 Stunden gedauert, bis es schlußendlich zur Aufklärung kam. Die Kollegin hat einen Sündenbock gesucht und in mir gefunden… eine Anforderung mit einer entsprechenden Deadline, die ich hätte halten oder eben auch verpassen können, hat es nie gegeben.

Es läuft also bei mir. Bei ihr nicht so. Unglaublich, wie manche Menschen so sind. Heute war dann auch ihr letzter Arbeitstag. Ich mache in Ruhe noch was fertig und fahre dann mit dem Zeugwart zusammen zum schwimmen. Wann ich darüber hinwegkomme, wie das gelaufen ist, weiß ich allerdings nicht. Aber schwimmen bringt eine gute Abwechslung, da bin ich sicher.

Das Wasser ist heute ziemlich kalt. Paßt ja auch irgendwie zu dieser sibirischen Kälte draußen. Trotzdem bin ich flott drin, weil der Trainingsplan keine Rumtrödlerei vorsieht und ich, seit dem ich genau weiß, was auf mich zukommt, auch keine Zeit unnötig vergeuden möchte. Immerhin ist so ein Plan ja dazu da, dass er abgeschwommen wird. Während der Technikübungen im Anfangsteil kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen. Die meisten Technikübungen habe ich mittlerweile wirklich gut drin. Alle, die heute auf dem Trainingsplan stehen, kann ich im Schlaf.

Nach dem Technikteil gibt es 10 x 50m Schwimmgolf. Das ist schon mal ziemlich anstrengend. Wahrscheinlich auch, weil ich heute meine komplette Energie schon in die morgendliche Verteidigung gesteckt habe? Ich habe auf jeden Fall ziemlich daran zu knabbern überhaupt annähernd an das Handicap ranzuschwimmen, was ich sonst gut kann. Und dann gibt es auch noch ein bisschen „alle x Minuten abschwimmen“ auf dem Plan. Einmal mit Flossen, was es noch anstrengender macht, weil das noch schneller ist, als sonst zu schwimmen.

Mein Fuß ist aber heute absolut gegen das Flossenschwimmen. Der Linke beginnt zu krampfen, als ich die Flosse gerade zwei Meter am Fuß habe. Manchmal kann ich das gut ignorieren und so ein Minikrampf verschwindet von selbst. Heute ist das anders. Mein linker Fuß kämpft gegen die Flosse, jeder Zeh steht gefühlt in eine andere Richtung ab und ich bekomme nichts gegengedehnt. Also zurück zum Beckenrand und die Flosse aus. Ich halte mir die Fußzehen fest und weine und lache abwechselnd. Man, das tut aber auch weh. So einen Krampf hatte ich selten.

Glücklicherweise ist der Zeugwart schon draußen und stürzt zum assistieren herbei. Er dehnt den Fuß, was höllisch unangenehm ist, aber ganz langsam etwas bringt. Nach einer gefühlten Ewigkeit gibt der Krampf auf und meine Zehen finden sich wieder in ihrer normalen Position ein. Das ist wirklich am angenehmsten.