Tja, so eine Erkältung ist irgendwie ähnlich fies, wie eine Grippe oder jegliche andere gesundheitliche Einschränkung… irgendwie passt sie nie wirklich rein. Ich habe weder Zeit erkältet zu sein, noch habe ich dazu große Lust, aber leider fragt die Erkältung danach nicht und so habe ich tatsächlich, obwohl ich das Gefühl hatte gerade so richtig toll im Training zu sein, alles gestoppt. Kein 400m Test, keine Radausfahrt am Feiertag, trotz bestem Wetter, einfach gar nichts. Ausruhen, Taschentücher verbrauchen, Nasenspray benutzen, Husten, was die Lunge hergibt und abwarten. Ein wirklich total ätzendes Programm. Vor allem, in der letzten Woche vor unserem Jahresurlaub der uns zum Ironman Hawaii bringt!

Das passt mir so gar nicht. Ich muß auf der Arbeit noch einiges erledigen. Nicht, dass ich in der letzten Woche noch großartig die Welt retten könnte, aber ich möchte alles so gut wie es eben nur geht vorbereiten. Ich will meine Kollegen nicht hängen lassen. Sie sollen nicht denken, dass ich mich einfach in den Urlaub verabschiede und „nach mir die Sintflut“. Also schleppe ich mich wie geplant ins Büro. Ein Arzt kann mir sowieso nicht helfen. Ich bin erkältet, nichts Besonders. Grippe ist das keine. Ich habe leicht erhöhte Temperatur, aber auch nur, bei einem unserer Fieberthermometer. Das andere zeigt an, dass ich eine Körpertemperatur von 29°C habe. Also alles im grünen Bereich. Irgendwie. Wir fliegen, wie geplant in den Urlaub.

Ich kann ja wegen einer Erkältung nicht den Jahresurlaub sausen lassen. Also gehen tut ja bekanntlich alles, aber das kommt auf gar keinen Fall in Frage. Wir fliegen. Ende der Diskussion. Am Freitag packt deshalb der Zeugwart weitestgehend die Koffer. Erfreulicherweise ist unser diesjähriges Urlaubsziel warm und dank einem großen Erinnerungswert werden wir sicherlich auch ordentlich einkaufen, so dass es nicht ganz so entscheidend ist, dass wir genau die passende Anzahl an T-Shirts dabei haben. Zumindest ist das meine leise Vorahnung. Wir fliegen in diesem Jahr nach Hawai und verbringen ein paar Tage auf Big Island. Und weil wir gigantisch gut im Planen sind, werden wir während der Ironman Weltmeisterschaft vor Ort sein.

Geburtstagszwillinge

Ironman und ich haben in diesem Jahr nämlich unseren 40. Geburtstag und das ist doch ein toller Grund diesen gemeinsam zu feiern. Da es in meinem Leben ja recht unrealistisch ist, dass ich mich jemals für das Rennen qualifiziere, finde ich es total legitim als neugieriger Zuschauer zur Geburtstagsfeier anzureisen. Es ist sicherlich jedes Jahr großartig, aber am 40. Jubiläum stelle ich mir alles noch eine Ecke mehr vor, als sonst. Die Amerikaner können einfach inszenieren und ein Jubiläum sowieso. Die Weltmeisterschaftsshow, der Auflauf der besten Triathleten der Welt, die Profis zum „anfassen“ und die tolle Natur, irgendwie war also schon am Jahresanfang klar, dass es in unserem Urlaub dieses Jahr nach Kona gehen wird.

Die Erkältung nehme ich einfach mit. Am Samstag, als wir abfliegen, geht es auch schon wieder, irgendwie. Oder die ganzen Schleimlöser, Halssprays, Hustenpastillen und Nasensprays haben einen spannenden Cocktail kreiert, der eine Spontanheilung herbeigeführt hat. Oder sie übertünchen nur. Ich habe zumindest bei unserer Anreise, erst 11 Stunden nach Los Angeles, dann weitere 5 Stunden nach Kona, keinerlei Probleme. Druckausgleich funktioniert, die Körpertemperatur scheint auch normal, denn auch bei der Einreise stört keinen mein gelegentliches Husten. Nur ein paar offensichtliche Athleten, die mit ihren Finishershirts im Flieger sitzen, beäugen mich ab und an mal nervös. Könnte aber auch einfach daran liegen, dass sie generell nervös sind.

Immerhin fliegen sie ja zu einer Weltmeisterschaft. Und besonders früh dran sind sie auch nicht… der Ironman findet am 13. Oktober statt. Wir reisen also genau eine Woche vorher an. Ich kenne einige Geschichten von Leuten, die schon mehrere Tage vorher auf der Insel sind, um sich an das Klima zu gewöhnen. Außerdem stelle ich mir 12 Stunden Zeitverschiebung auch nicht so leicht vor. Wir erleben eine wirklich sehr nervige Anreise. Im Lufthansaflug von Frankfurt nach Los Angeles funktionieren unsere Bildschirme nicht und so gibt’s bei mir eine Lichtorgel, weil der Bildschirm auch die Lampe steuert. Zusätzlich springt jeder Film, mal vorwärts, mal wechselt der Film, mal wird pausiert. Es ist schrecklich nervig und die bemühten Flugbegleiterinnen können natürlich auch nicht zaubern. Sie teilen Gutscheine für das Internet aus, was ebenfalls nicht funktioniert.

Wenigstens habe ich rund 10 neue Bücher auf meinen Kindle geladen und mein Kissen am Start, so dass ich die Zeit trotzdem ganz gut nutzen kann. Nichts ist schlimmer als 11 Stunden aus dem Fenster auf die Wolken zu schauen. Soviel kann ich gar nicht nachdenken. Die Einreise geht flott, das Gepäck ist vollständig mit uns in die USA eingereist und als wir irgendwann komplett in Kona aus dem wirklich ganz winzigen Flughafen raustreten, bei dem das Gepäckband draußen und schon gar nicht mehr im Gebäude oder irgendwie abgesperrt ist, kann ich kaum glauben, wie fit ich noch bin. Und das, trotz der wirklich langen Reise. Wir holen unserer Mietwagen ab, einen Jeep Wrangler, und fahren im stockdunklen ins Hotel. Es ist hier wirklich stockdunkel, kaum Straßenbeleuchtung und auch kaum Autos, die Licht machen.

Mit genügend Medikamenten versorgt, mache ich am Anreise-Abend auch kaum mehr Umwege. Duschen, das nötigste aus dem Koffer auspacken und dann ab ins Bett. In Kona und generell auf Hawai, so habe ich mir sagen lassen, beginnt der Tag früh, das heißt also, morgen früh geht’s bereits vor 7h los, zum berühmten Pier zum schwimmen. Das machen hier nämlich alle.