Noch ist mein morgendliches Schwimmen nicht wirklich zur Routine geworden. Ist wahrscheinlich auch schwer, wenn man es nur zweimal die Woche macht? Oder ich brauche einfach ein bisschen länger, das kann auch sein. Heute probiere ich es mal mit den Einzelumkleiden. In der Sammelumkleide ziehen sich ab kurz vor acht die Schulkinder um und es sieht dann aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Es liegt alles rum und man hat nicht wirklich Platz um seinen Kram abzulegen. Und ehe ich dann etwas vergesse, oder im Chaos versinke, versuche ich es heute Einzeln.

Triathlon ist ja eh eine Einzelsportart, ich liege also voll im Trend. Die Einzelumkleiden gibt’s in Klein und in Groß, die Schränke in diesem Bereich schließen nicht mit 1EUR, sondern mit 2EUR, aber sonst ist alles ähnlich. In Windeseile bin ich umgezogen und mein Kram ist verstaut. Mittlerweile achte ich ein bisschen darauf, dass die Reihenfolge zum entnehmen der Sachen passt, das hat alles etwas mit Organisation zu tun. Womöglich greife ich demnächst noch zu einem der hier zur Verfügung gestellten Bügel um meine Sachen zu ordnen?

Wir sind heute als Donnerstagsgruppe nicht riesig, aber doch beachtlich groß. Ich hätte erwartet, dass sich hier nicht regelmäßig so viele Schwimmer einfinden, aber es sind doch einige. Vor allem für diese Uhr- und Jahreszeit bemerkenswert. Aber Schwimmleistungen werden im Winter gemacht, zumindest bei Triathleten. Der Winter ist die Zeit um an der Technik zu arbeiten, im Winter werden diese Schwerpunkte gesetzt, damit man das Gelernte im Sommer dann in den See mitnehmen kann. Oder auf die die Wettkampfschwimmstrecke natürlich.

Der Adler teilt mit, dass wir uns 200m einschwimmen und mittlerweile mache ich da auch nicht mehr lange rum. Es ist nicht so, dass er unerbittlich ist, aber wenn ich schon mal da bin, dann kann ich ja auch machen, was er sagt. Und am einschwimmen ist noch keine Trainingseinheit gescheitert. Obwohl ich heute früh mein Knie noch ganz schön merke. Aber rumpiensen ist auch doof, zumal es auch keinen hier interessiert. Wer nicht schwimmt verlässt die Bahn, wer auf der Bahn ist, schwimmt. Fertig. Wir bekommen fleißig Ansagen und ich gebe mir redlich Mühe alles abzuschwimmen und komme wirklich ganz gut mit. Es ist nicht so, dass der Adler immer lange auf mich am Beckenrand warten muß.

Meine Grundgeschwindigkeit, wenn man das, was ich da mache, überhaupt Geschwindigkeit nennen kann, ist also ganz passabel. Wir nehmen heute oft den Pullbuoy zu Hilfe und schwimmen z.B. Lagen. Mal halt nur Beine, mal nur Arme. Das ist so spannend für mein Gehirn und so anstrengend zu steuern, dass ich später wohl auch noch einfach so ganz geschafft sein werde. Koordinativ ist das durchaus herausfordernd. Hätte ich gar nicht gedacht. Ich schwimme also herrlich Minilagen, obwohl die Bezeichnung die Situation eher verniedlicht als die tatsächliche Ernsthaftigkeit und Schwere darzustellen, und lache mich mehr als einmal über mich selbst kringelig.

Und natürlich fällt dem Adler nach der jeweiligen Übung auch immer wieder etwas wunderbar Neues ein, was er die Gruppe und damit auch mich schwimmen lassen kann. Die Bahn neben mir ist allerdings denkbar unbeeindruckt und wirkt manchmal regelrecht gelangweilt, während meine Bahn sich nach einer bewältigten Aufgabe fast abklatscht, weil wir es so cool finden überlebt zu haben. Es ist wirklich verrückt und die Leistungsunterschiede sind gewaltig. Wir nehmen heute im Hauptteil, den der Adler nach 35 Minuten ankündigt, noch den Delphin Stil auseinander. Ich bin verwirrt über diese Ansage und dass der Hauptteil jetzt erst ansteht. Wie meint der Adler das?

Aber alle anderen finden das total normal. Nun gut. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, schwimme noch eine halbe Stunde Hauptteil und plansche dann noch 200m aus. Wenn man sich 200m einschwimmt, dann wird’s ja auch zur gleichen Länge ausschwemmen reichen. Tut es auch. Und in meiner Einzelkabine ist dann tatsächlich alles prima organisiert und ich habe genügend Platz. Viel schneller bin ich deshalb nicht und zum Haarföhnen muß ich nun komplett umziehen, aber ich glaube, diese Lösung ist für mich morgens doch eine Idee entspannter, als die Sammelumkleide im Schulkindchaos.