Warum die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester „zwischen den Jahren“ heißt, weiß ich nicht und werde ich höchstwahrscheinlich auch niemals so erklärt bekommen, dass ich es verstehe. Vermute ich zumindest. Es ist allerdings schon länger klar, dass ich eben genau heute, also zwischen den Jahren zum Adler ins Schwimmtraining gehe. Die Möglichkeit gibt es, weil der Adler das Training eben anbietet und weil die Chefin ihre Gelegenheiten eben zu nutzen weiß, schreibt sie das Training auch gleich für heute auf den Plan.

Fies ist nur die Uhrzeit, weil ich nämlich heute nicht arbeiten gehen muß und es deshalb wirklich etwas schöneres gibt, als um 6:15h zum Schwimmbad zu fahren. Aber wenn ich heute schwimmen gehen möchte, dann ist das eben die Abfahrtszeit, so einfach ist das. Der Verkehr ist heute überschaubar wenig und so bin ich überpünktlich am Schwimmbad und tatsächlich finden sich ein paar andere Schwimmer ebenfalls ein. Hätte ich nicht wirklich erwartet, dass wir doch so viele sind, aber was ein echter Triathlet sein möchte, der schwimmt eben, wenn Training statt findet. Und zwischen den Jahren eben auch.

Der Adler hat anscheinend ein Megaphon zu Weihnachten bekommen, so dass er jetzt nicht mehr so laut sprechen muß und wir ihn eben trotzdem hören können. Da ich ja zusätzlich meine eh schon nassen Ohren auch noch mit einer Badekappe abdecke, kommt mir die Geräuschkulisse heute gelegen. Die Einschwimmorder verstehe ich schon mal blendend. 300m. Ist ja fast schon üblich. Nachdem wir 200m Beine und Arme im Wechsel drangehängt haben, geht’s mit einem spektakulären Hauptteil los, den ich so wirklich nicht überblicken kann.

Wir schwimmen immer 400m als 4x100m nach Ansage und dann würfelt der Adler für die nächsten 100m und vergibt eine entsprechende Aufgabe. Also 4x100m Pull Buoy und Paddles und dann wird gewürfelt. Na großartig… da versuche ich also mal mich erst mal nicht zu verzählen. Das ist ja irgendwie schon eine Aufgabe am frühen Morgen. Zusätzlich ist es auch knackig kalt heute, die Umkleide war schon frisch und jetzt ist es auch im Wasser nicht warm. Zumindest nicht, wenn ich am Rand rumhänge.

Wahrscheinlich hat der Adler die Temperatur über die Feiertage runtergeregelt, damit wir noch mehr schwimmen, als wir es eh unter seiner Anleitung schon tun? Oder ich bin einfach unausgeschlafener als sonst? Im Grunde ist es egal, ich schwimme, damit mir nicht kalt wird und damit ich das Programm auch nur ansatzweise abarbeite. Ich befinde mich heute wieder in einer Mischbahn, mit einem sehr langsamen und einem super schnellen Schwimmer zusammen. Ich bin eben in der Mitte. Und die Nachbarbahn klotzt einfach ran, als gäbe es kein Morgen und schon gar kein nächstes Jahr, wo man auch noch schwimmen könnte.

Obwohl wir alle die gleiche Sekundenanzahl Pause am Beckenrand machen sollen, habe ich das Gefühl meine 20 Sekunden vergehen langsamer und ich gerate deshalb immer weiter ins Hintertreffen. Die Nachbarbahn holt so langsam aber sicher mehr als 100m. Vorsprung raus, weil ich einfach nicht so schnell schwimmen kann. Erfreulicherweise weiß ich so aber immer schon im Voraus, was gleich gemacht werden muß, denn der Adler macht ihnen die Ansage ja bereits, wenn ich noch nicht so weit bin. Ich kann mich also mental darauf einstellen, was noch kommt. Ob das immer gut ist, weiß ich nicht. Vieles entscheidet im Leben ja der Kopf und wenn der weiß, dass wir noch weitere 1000 Meter Programm vor uns haben, dann weiß ich nicht, ob mein Kopf das als gut oder belastend empfindet.

Heute scheint mein Kopf dadurch gefordert und sogar angespornt. Die Chefin hat 3000m auf den Plan geschrieben und dass ich 90 Minuten schwimmen soll. Als ich mich dann dem Ausschwimmen widme, bin ich sogar 3.500m geschwommen. Mein Ausschwimmen zähle ich nicht wirklich dazu, ich versuche mich hier am Streckentauchen, schwimme etwas Badewanne und gebe mir Mühe möglichst langsam voran zu kommen und meine Schwimmmuskeln etwas zu lockern. Wirklich trainingssinnvoll ist davon sicherlich kein einziger der 200m, da muß man der Wahrheit einfach klar ins Auge sehen.

Unter der Dusche geht’s heute super flott und auch in meinen eisgekühlten Klamotten bin ich total schnell drin. Unglaublich, was ein paar Grad weniger Außentemperatur in dieser ungeheizten Umkleide des Freibades für einen Unterschied machen. Der Metallschrank hat es geschafft in den 90 Minuten Schwimmtraining meine Jeans so runterzukühlen, dass ich Bedenken habe, dass sie einfach durchbricht, wenn ich sie zu ruppig anziehe. Tut sie aber erfreulicherweise nicht, man muß auch mal Glück haben.