Üblicherweise fahren wir Sonntags Fahrrad. Das liegt einfach am Zeitangebot und daran, dass Sonntags früh eben meistens dafür Zeit ist. Im Winter zu radeln kostet Zeit, alleine das Anziehen ist umfangreicher als im Frühjahr oder Sommer und dann müssen wir die Räder auch im Anschluß putzen, weil sie ja einmal komplett eingesaut sind. So ein Zeitfenster ist unter der Woche nicht zu schaffen, schon gar nicht bei Helligkeit, deshalb gibt’s da die Rolle. Und am Samstag haben der Zeugwart und ich meist auch ein straffes Programm, so dass wir radeln selten einbauen können.

Gestern stand Walken auf meinem Trainingsplan und das habe ich schon nicht geschafft. Als ich dann Zeit hatte, war es 20h und ich total erschlagen vom Tag. Ich habe also gestern entschieden, dass ich keinen Sport mache. Irgendwie war ich so müde, dass ich das Gefühl hatte, ich hätte den ganzen Tag schon Sport gemacht. Vielleicht bin ich auch gar kein Sportler? In der letzten Zeit bin ich zumindest oft einfach müde und erschlagen.

Für heute steht dann wie eigentlich regelmäßig, radeln auf dem Plan. Allerdings schüttet es bei uns ordentlich und der Zeugwart und ich sind wenig ambitioniert komplett durchnässt bei 6°C Außentemperatur durch die Gegend zu radeln. Wenn es schon beim losradeln regnet macht die Sache wenig Freude. Und man beginnt auch leichter zu frieren. Also es ist da einfach nicht alles Gold was glänzt. Wir schlafen deshalb länger und fahren kein Rad. Wieder gegen den Trainingsplan. Allerdings glaube ich auch heute, dass das ok ist. Ohne nach Ausreden zu suchen… ich glaube wirklich, es ist der Chefin lieber, ich bleibe gesund und verzichte deshalb auf das Radeln.

Statt dessen gehe ich walken. Das stand ja gestern drauf und kann deshalb nicht so verkehrt sein. Die Chefin hat ja für heute 1,5 Stunden Sport auf den Plan geschrieben, also sage ich dem Zeugwart, dass ich mal meine früher übliche Laufrunde über die Felder, vorbei an den Pferdekoppeln, Schafweiden und dem kleinen Flüsschen laufen möchte. Ich will einfach da lang gehen, nicht spazieren, sondern schon dynamisch aber eben einfach machen. Egal wie lange es dauert. Ich schätze die Runde so auf 5-8km und werde dann wohl eine bis eineinhalb Stunden unterwegs sein. Das würde ja passen.

Über meine Laufjacke ziehe ich noch meine Regenjacke. Als ich losgehe gibt’s zwar eine kurze Regenpause, aber schon nach nur wenigen Minuten, ich bin noch im Wohngebiet, schau ich mich um und prüfe, ob hier jemand den Rasensprenger angemacht hat oder auf mich mit dem Gartenschlauch zielt. Es gießt wie aus Eimern. Aber gut, das war ja auch irgendwie abzusehen.

Mal trascht es mehr, mal wenige, die Pfützen breiten sich langsam aber bestimmt über meine geplanten Wege aus und was mache ich? Unbeirrt einfach weitergehen. Die frische Luft tut wirklich gut. Sie ist kühl und eben frisch gewaschen, wirklich sehr angenehm. Ich laufe einen flotten Stiefel, überhole alle Spaziergänger und jeden Walker, dem ich begegne und freue mich sehr, dass die Jacke trocken hält und auch die Schuhe tatsächlich kein Wasser durchlassen. Hätte ich gar nicht gedacht, von wasserabweisend stand in den Schuheigenschaften nichts.

Da ich derzeit als Rezensionsexemplar das Buch „no Time to Eat“ von Sarah Tschernigow lese, habe ich mir ein weiteres Buch zum Thema als Hörbuch runtergelassen. „Für immer Zuckerfrei“ versüßt mir den heutigen Sportlauf regelrecht, weil die Autorin es wirklich erfrischend angenehm vorliest. Sie war ja jahrelang Moderatorin und hat auch beim Radio gearbeitet, kann das also. Es ist toll ihr zuzuhören. Am Horizont taucht eine Kutsche auf. Der Kutscher und seine Pferde trainieren offensichtlich und da wird eben Wind und Wetter getrotzt.

Ich laufe mal schneller, mal langsamer, aber immer zielstrebig. Und als ich zurück nach Hause komme tut mir alles weh. Gerade erst habe ich die Trainingsplanzweifel und ob es sinnvoll ist einen Trainingsplan geschrieben zu bekommen weggeturnt, da zweifle ich am Generellen. Das so ein paar Kilometer walken meine Muskulatur so anstrengen ist doch nicht normal! Ich bin also in Wahrheit gar kein Sportler. Das muß die Erklärung sein. Sportler sein kann man offensichtlich auch verlernen. Das scheint bei mir nun also geschehen zu sein. Und das wegen 8,3 km Gehen. Unfassbar. Die Chefin wird einfach nur mit den Augen rollen… mit recht.