Wie so oft kommt der Winter total überraschend und heute früh sind alle erstaunt, dass es geschneit hat und die Straßen geräumt werden müssen. Tatsächlich ist bei uns auch zusätzlich noch alles vereist und sogar die Feuerwehr warnt über die sozialen Medien davor vor dem Räum- und Streudienst raus zu gehen. Klingt ja wirklich sehr spektakulär, anders kann ich das nicht sagen. Ich halte mich mit dem Knie aber daran und fahre nicht zum schwimmen. Alleine die Vorstellung, dass ich das einen Unfall haben könnte ist mir schon zu viel. Es ist derzeit einfach zu viel los und egal wie man es dreht, noch etwas, um das ich mich kümmern soll, passt gerade einfach nicht.

Ich weiß nicht, wie die Chefin das findet, aber sie wird es mir schon mitteilen, wenn es eine gar zu dumme Idee war. Ich ziehe statt dessen meine Bandage an und mache die Knieübungen. Alle, die die Bandagenfirma für sinnvoll hält und alle von Sortiert. Und dann mache ich noch die Übungen, die die Chefin mag. Also sowas wie Planken, oder Situps. Ich glaube, weil die Chefin Sport immer gerne ganzheitlich sieht. Also es gefällt ihr glaube ich besser, wenn ich nicht nur dem rechten Knie etwas gönne, sondern dem gesamten Athletenkörper.

Interessant dabei ist, dass ich tatsächlich die Annahme habe, dass die Chefin die Thematik unter „etwas gönnen“ verbucht. Wohingegen andere Menschen, die eben keine Athleten sind, so ein Athletiktraining, oder die Übungen für mein Knie, die ja eigentlich eher in die Physiotherapie fallen, so etwas als Last empfinden. Wie man etwas empfindet liegt also auch in diesem Fall ganz im Auge des Betrachters. So höre ich derzeit viel Feedback, wie schlimm doch alles ist und dass man meine Stärke bewundert. Und mein Durchhaltevermögen. Die Frage ist aber, wer gibt sich schon gerne auf? Also wenn man ehrlich zu sich selbst ist meine ich.

Wer würde einfach nichts tun? Wer würde abwarten, ohne an dem Kniethema zu arbeiten? Wer würde einfach tatenlos zusehen, wie es immer schlimmer wird? Vielleicht, wenn es um etwas nicht so wichtiges geht, ja, dann kann ich das glauben. Wenn man den Wert nicht richtig eingeordnet hat. Dann vielleicht. Aber bei Schmerzen und Unbeweglichkeit ist der Wert der Sache doch eindeutig. Es gibt für mich keine Zweifel, dass es so, wie es jetzt ist nicht auf Dauer bleiben soll und dass ich alles tun werde, damit es sich verbessert. Und damit meine ich, wie der Arzt auch, eine Verbesserung im Alltag. Und zwar in meinem Alltag. Nicht in Deinem.

Mein Alltag ist entscheidend. Dazu gehört Treppen steigen, hüpfen, mal zum Bus rennen oder auf dem Boden knien. Dazu gehört  Rad fahren, Schwimmen und im Idealfall auch laufen. Und wenn nicht laufen, dann wenigstens walken und wandern. Mein Alltag eben. Ein Ironman ist nicht kriegsentscheidend. Zumindest nicht im Moment. Im Moment geht’s um den Alltag. Und deshalb gönne ich meinem Knie und natürlich dem restlichen Athletenkörper ein ausgeprägtes Athletiktraining. Mit der Bandage sind die Übungen teilweise anstrengender, weil ja der starke Muskel weniger arbeitet und der Schwache dafür mehr, aber sie tun gut. Ich merke praktisch sofort, dass die Führung angenehm ist.

Jede Bewegung fühlt sich rund an, es gibt keine Ecken und Kanten, die überwunden werden müssen. Ich justiere den Triggerpunkt der Bandage immer noch etwas nach heute. Wahrscheinlich findet sich der ideale Punkt über die Zeit. Die arme Chefin, jetzt ist es also klar, dass wir vom richtigen Triathlontraining ziemlich weit weg sind. Ob sie da überhaupt noch Lust hat einen Trainingsplan zu schreiben, wenn es keine nennenswerten Erfolge gibt? Also im Bereich Triathlon keine. Für mein Knie ist dieses Training tatsächlich ein Erfolg. Als ich die Bandage ausziehe bin ich baff, wie schlank es aussieht. Sogar die Kniescheibe kann man fast erkennen! Der Wahnsinn.