Mein Trainingsplan vom Wochenende war vollgepackt, allerdings war es das Wochenende ohne Trainingsplan auch. Da ich heute in Kopenhagen bin, habe ich den Trainingsplan deshalb auf eigene Faust verändert. Manchmal kann die Chefin ja nicht wissen, wie mein Leben sich so gestaltet, woher auch? Sie schreibt mir den Plan einmal die Woche und ich teile ihr zwar die wesentlichen Eckpunkte mit, aber wenn sich etwas verändert oder ich unfitter bin als angenommen, woher soll sie das wissen?

Manchmal fehlt mir sogar die Zeit um sie zwischendurch darüber zu informieren, weil ich schon wieder unterwegs bin, oder so spät von der Arbeit komme, dass ich lieber gleich zu Abend esse und ins Bett gehe, als noch großartig zu formulieren, warum ein Training jetzt nicht reingepasst hat. Da ich ja irgendwie auch nur des Trainings willen trainiere im Moment, ohne einen Hauptwettkampf für dieses Jahr fest im Blick zu haben. Nicht für dieses Jahr und auch für keines in Zukunft. Wettkämpfe sind derzeit sehr weit weg.

Mein wesentliches Ziel ist die vollumfängliche Wiederherstellung meines Knies. Ich fokussiere mein Training derzeit hauptsächlich auf einen bestimmten Muskel, der sich seit meinem Unfall 2013 immer weiter aufgegeben hat und deshalb die Arbeit, für die ihn mein Körper eigentlich benötigt, nicht machen kann. Gestern nutzen wir den Sonntag um ausgiebig rum zu marschieren. Ich trage selbstverständlich meine Bandage und wir laufen rund 12km. Eine recht ansehnliche Kilometeranzahl, vor allem für mein Knie bzw. die Oberschenkelmuskulatur.

Denn mein Knie verträgt diese Belastung ganz hervorragend. Es fühlt sich nicht schwammig an und hat kein Druckgefühl. Ich könnte heulen vor Glück. Das Knie, in die richtigen Bahnen gelenkt, gaukelt mir ein wunderbares Gefühl vor. Meine Muskulatur ist extrem angestrengt. Es ist nicht so, als könnte ich es nicht aushalten, aber ich merke die Belastung deutlich. Nicht nur nachdem wir wieder zu Hause sind, ich merke die Belastung auch zum Ende der 12km und traue mir nicht zu mit dem Auto wieder heim zu fahren. Das übernimmt der Zeugwart. Der innere Oberschenkelmuskel zittert vor Anstrengung und ist ganz warm.

Der hat wirklich gut zu tun mit dieser Bandage und meinem Enthusiasmus. Aber er hat sich jetzt ja auch ein paar Jahre ausgeruht, deshalb habe ich kein schlechtes Gewissen ihn jetzt wieder zum Dienst einzuteilen. Und da aller Anfang schwer ist, muß ich eben mit dem Muskelkater leben, den er als Zeichen seiner Rebellion nun an den Tag kehrt. Während ich heute in Kopenhagen bin, bewege ich mich nur recht langsam von A nach B. Erfreulicherweise überwinden Flugzeug und Bahn den Hauptteil der Strecke, man muß auch mal Glück haben.