Neue Woche, neues Glück. Die Trainingswoche beginnt für mich heute offiziell am Dienstag, weil gestern ein Ruhetag war und das bisschen Gewackel auf dem Balance Brett für die Chefin nicht als Training zählt. Die Chefin könnte ja mal mit meinem Oberschenkel Kontakt aufnehmen, der würde ihr schon erzählen, ob das Training ist, oder nicht, aber da er weder in den sozialen Netzwerken aktiv, noch telefonisch zu erreichen ist, ist das schwierig. Die Chefin würde bestimmt, aber wenn der Oberschenkel sich so rar macht… was soll da die Lösung sein?

Die Trainingswoche beginnt, wie üblich, mit dem Schwimmtraining beim Adler. Die Nächte sind eiskalt, die Tage derzeit richtig warm. 15°C und Sonne sind Nachmittags gut fürs Gemüt, lassen mich aber morgens oft zur nicht ganz passenden Garderobe greifen. Heute passt es so mittelmäßig für 0°C, aber oft ist es ja auch gefühlt wärmer, als das Thermometer es anzeigt, wenn es tagsüber dann wärmer ist. 0°C bei Nebel und im generell dunklen Winter, sind einfach anders, als die gleiche Temperatur bei strahlender Sonne. So einfach ist das.

Frühe Vögel haben wir heute nicht viele, aber während ich dann schon beim einschwimmen bin, füllt sich das Becken und ich erahne, dass bei zunehmendem Sonneneinfluß und je später es im Wettkampfjahr so wird, sicherlich noch etwas besser gefüllt wird. Der Adler ist das ganze Jahr hier und ich vermute, die Wintersaison ist seine Einsamste. Im Sommer fällt es leichter früh aufzustehen, man ist gefühlt auch nicht so durchgefroren und ich bin sicher, dass so eine vermeintliche Wettkampfnähe ganz sicher auch zur Präsenz der Athleten im angebotenen Frühtraining beiträgt.

Heute schwimmen wir uns 400m ein und schließen sofort 200m Techniktraining an. Das Wasser ist angenehm und tut alles, damit ich mich wohl fühle. Das tue ich aber nicht. Alles ist schwer heute. Dabei habe ich mich total fit gefühlt, als ich eben ins Wasser gesprungen bin. Offenbar ohne Erfolg? Ich schleppe mich heute regelrecht durchs Wasser. Die ganze Zeit.

Der Adler teilt dann mit, dass wir nun alle Lagen einmal durchschwimmen und zwar mit 25m nur Beine, 25m Technikübung und 25m ganze Lage. Es geht dann ohne Pause weiter. Ich merke heute, wie wenig Sauerstoff mein Gehirn zur Verfügung hat, wenn wir so schwimmen und erfreulicherweise reihe ich mich nahtlos in die Gehirnkünste aller meiner Mitschwimmer ein. Der Adler fragt im Anschluß nämlich, ob wir jetzt mit den 300m fertig sind und alle antworten ausnahmslos, nein, wir haben 400m gemacht. Weil wir ja alle vier Lagen durchgeschwommen sind und weil unser Gehirn damit automatisch denkt, jede Lage 100m. Und weil es sich ehrlichweise auch so angefühlt hat, als hätten wir 400m absolviert.

Der Adler lacht und sagt, dass wir bei dem nun folgenden Hauptteil ja einfach mal nachrechnen können. Interessante Aufgabenstellung, die ich tatsächlich extrem anstrengend finde, weil ich ja zusätzlich auch noch im Takt atmen muß und nicht aufschwimmen und nicht zu langsam machen möchte. Natürlich kommen wir dann alle trotzdem auf das richtige Ergebnis und haben so die ersten 500m des Hauptprogramms prima absolviert. Es folgen weitere Meter, bis ich irgendwann unter die Dusche marschiere und mir dabei überlege, ob ich als Kind auch soviel rumgeschrien habe. Leider hat mein Kopf all diese Erinnerungen gelöscht, so dass ich davon ausgehe, dass sich an dem Kinderverhalten in der Zwischenzeit nicht viel geändert hat.