Mittlerweile ist es morgens schon richtig hell, wenn ich am Schwimmbad ankomme. Verrückt, wo das vor ein paar Wochen noch stockduster war. Das ging jetzt aber wirklich schnell. Über den Winter bin ich immer so lange im Wasser gewesen, bis ich die Dämmerung durch die Glasscheiben sehen konnte. Das entfällt jetzt. Draußen ist es hell, wenn ich ins Wasser gehe und selbstverständlich verlasse ich das Becken vor dem Einbruch der Dämmerung. Man soll es mit dem Schwimmen ja auch nicht übertreiben und tatsächlich bin ich ja auch weit entfernt davon ein Fisch zu sein.

Wir schwimmen heute 400m ein. Also nicht alle auf der Bahn, aber als der Adler das Schwimmbad betritt, bin ich gerade schon wieder auf die nächsten 100m unterwegs und da kehrt man ja nun auch nicht wieder um. Wenn man 100m angefangen hat, dann kann man die schließlich auch fertig schwimmen. Nach dem Einschwimmen versammeln wir uns am Beckenrand und bekommen erste Anweisungen. Heute wird es Techniklastig, sagt der Adler. Er sagt, das hätten wir die letzten Woche sträflich vernachlässigt. Also ich sag mal so… ich schwimme ja nur das, was er mir aufträgt. Und da ist es dann wohl glasklar, dass er das sträflich vernachlässigt hat, mit der Technik. Und ich habe es nur vernachlässigt, weil ich keinen Auftrag hatte. Ich kann nun schlecht was anderes schwimmen, wenn der Adler eben Strecke ansagt.

Aber, weil ich dazu gelernt habe, ich sage dazu nichts und höre die Ansage für das heutige Training. Erst mal 600m, und jeder 100erter anders. Aber wenigsten zwei mal das gleiche. Zu viele Details finde ich beim schwimmen auch nicht gut. Immerhin überlege ich mir beim schwimmen manchmal auch gerne mal was und da behindern mich zu detaillierte Pläne mit vielen verschiedenen Details zu sehr. Wenn ich dann nur daran denke, was ich abschwimmen soll, dann wird es kompliziert, wenn ich dann auch noch die Gedanken schweifen lassen möchte. So ganz lässt sich das nämlich nicht kombinieren. Zumindest nicht in meinem Kopf.

Nachdem ich gestern Abend gelesen habe, dass Luke Perry verstorben ist, gehe ich mein Gedächtnis nach seinen Serienauftritten durch. Das waren noch Zeiten. Das sonnige Kalifornien, der Rebell, der nirgends so richtig mit reingepasst hat. Ach so, jetzt sind nur die Arme dran. Kaum zu glauben, wie die Schwimmzeit vergeht, wenn man tatsächlich gedanklich so richtig abgelenkt ist. Nicht dass nun öfter Leute sterben sollten, aber vielleicht sollte ich mir für den Kopf öfter ein entsprechend einnehmendes Thema suchen. Zack sind die Trainingsblöcke vorbei. Ich bin heute viel vorneweg geschwommen. Anscheinend hatte ich genau die richtige Geschwindigkeit für  die Anführung der Bahn.

Nicht zu schnell und nicht zu langsam. Bei den vielen Technikübungen kommt es ja auch nicht auf die Geschwindigkeit an, sondern auf die Ausführung. Und darauf nicht unterzugehen. Letzteres ist überhaupt am allerwichtigsten. Geduscht wird heute im Anschluß erstaunlich flott, obwohl ich nicht genau weiß, woran das liegt. Ist ja nicht so, als hätte ich duschen erst in den letzten paar Monaten trainiert und könnte nun einen Trainingserfolg verzeichnen. Aber heute bin ich tatsächlich ratz fatz geduscht und angezogen. Warum, weiß ich nicht, denn das Techniktraining ist mindestens genauso anstrengend wie längere Trainingsblöcke schwimmen.