Der Zeugwart fährt heute Vormittag mit Madita eine ordentliche, absolut mitteldistanztaugliche Radrunde, während auf meinem Trainingsplan Koppeltraining drauf steht. Die beiden haben in diesem Jahr große 70.3 Ziele und so werden auf der Ausfahrt alle Register gezogen und sie testen jede Ausstattungsvariante und der Zeugwart zusätzlich das Wettkampfoutfit. Als Madita bei uns ankommt, reißt sie sich erst mal die Klamotten vom Leib, weil sie die Temperatur offenbar vollkommen anders eingeschätzt hat. Nachdem beide Athleten dann vom Hof gerollt sind, kümmere ich mich ein bisschen um den Blog und den Haushalt und backe ihnen für die Heimkehr noch einen Kuchen. Einfach, weil so ein Kuchen als schnelle Kohlehydratzufuhr doch immer noch das Allerbeste ist.

Mein Timing ist perfekt und so gibt es, nach fast 90km Radausfahrt für die beiden Athleten tatsächlich ein Stück Marmorkuchen, was sogar noch lauwarm serviert werden kann. Ein Hoch auf den Live Track und seine Genauigkeit! Nachdem der Zeugwart dann also wieder zurück zu Hause ist und sein erster Hunger und Durst gestillt ist, planen wir den Rest vom Tag. Wir wollten eigentlich gemeinsam einen 5km Spendenlauf mit machen, aber verständlicherweise ist dem Zeugwart nach den vielen Höhenmetern an den Ausläufern des Odenwaldes nicht ganz danach. Ich wollte vom Spendenlauf dann gerne mit dem Rad heim fahren.

Koppeltraining

Jetzt, wo der in der Schwebe hängt, bin ich aber irgendwie froh und sage dem Zeugwart, dass ich auch gar kein Rad fahren muß. Die Chefin hat zwar Koppeltraining in den Plan geschrieben, aber -wie so oft, wenn es ums radeln geht- ich wäre bereit, das Rad fahren ausfallen zu lassen. Einfach, weil es jetzt kurz vor knapp davor ist. Erfreulicherweise ist der Zeugwart aber bombastisch gut trainiert und so bietet er an, mich bei der angesagten Radrunde zu begleiten. Und er hat ja recht. Und sicherlich würde das meinem neu aufzubauenden Rückwind auch gut tun. Es ist nur so, dass der Schritt immer recht anstrengend ist, bis es dann soweit ist.

Wir fahren also gemeinsam mit den Crossern und dabei kann ich auch gleich zahlreiche Übungssequenzen aus der gemeinsamen Ausfahrt mit Eva umsetzen. Ich bin froh, dass wir gefahren sind und ich bin besonders froh, dass der Zeugwart an meiner Seite ist.

Der verlängerte Arm

Tatsächlich ist er in einer Art Evas verlängerte Hand, denn er schafft es manchmal ähnlich, wie sie, mich aus der Gefangenschaft der Angst herauszuholen und dann denke ich einfach an etwas anderes und zack, klappt alles. Ich glaube, der Weg ist noch sehr sehr weit, aber wenn man aufgibt, hat man ja eh schon verloren, also bin ich eher dafür zu üben. Und zwar immer weiter. Aufgeben kann man immer noch, wenn man dann einfach nicht mehr kann.

Wir fahren heute genau, wie es die Chefin auf den Plan geschrieben hat, und ich bin so richtig fertig, als wir wieder zurück daheim sind. Aber das ist ja noch nicht alles, weil die Chefin nämlich ein Koppeltraining aufgeschrieben hat. Wir verräumen also die Räder und dann ziehen wir uns gleich die Laufschuhe an und schon geht’s weiter. Ich suche auf meiner Uhr noch schnell die richtige Sportart und dann marschiere ich, was die Laufschuhe hergeben. Der Zeugwart rennt in die andere Richtung, als hätte ihn eine Tarantel gestochen und so geht’s also für uns mit dem Koppeltraining gleich weiter.

Während ich so dahin koppel, lasse ich die Radausfahrt, also Teil eins vom Koppeltraining noch mal Revue passieren. Es gab ein paar Situationen, die mir Angst gemacht haben, inklusive dem überhaupt losfahren. Und alle habe ich ganz gut gemeistert. Ich konnte mich selbst aus der Angst holen oder hatte den Zeugwart, der mich dabei unterstützt hat. Und ich hatte Eva im Ohr oder im Kopf, Es lief also alles in allem und jetzt auch noch ein Koppellauf. Das hat ja schon fast was von Triathlon Training. Auch wenn ich natürlich weiterhin walke und nicht renne.