So eine Rennwoche endet natürlich mit einem Rennwochenende und damit, dass der Athlet sein lange antrainiertes Können, seine ganze Vorbereitung und seine mentale Stärke alles für den einen Tag auf den Asphalt und ins Rennen bringen kann. Für den Zeugwart ist es heute soweit, beim 70.3 Luxembourg. Unser Tag startet früh, denn natürlich braucht auch der best vorbereitete Athlet am Morgen etwas Zeit um alles zu schmieren, anzulegen und zurechtzupacken. Die letzten Checks, ob wir auch alles haben, tun ihr Übriges und schwups treffen wir uns mit Lovis und ihrem Räuberhauptmann unten in der Lobby um gemeinsam in Richtung Remich zu fahren.

Der Austragungsort des Ironman 70.3 Luxemburg. Ein beschauliches Städtchen an der Deutsch- Luxemburgischen Grenze, in dem ganz sicher außer den Ausflugsbooten und ein paar älteren Herrschaften, die hier gerne mal an der Mosel spazieren gehen, ansonsten eher weniger los ist. Die Nähe zu Schengen, was durch das gleichnamige Abkommen wenigstens ein bisschen Bekanntheit hat, hilft Remich sicherlich ein wenig. Oder vielleicht täusche ich nich auch total. Wir parken im Nachbarort und werden mit dem Shuttlebus bis kurz vor den Ort des Geschehens gebracht.

Shuttleanreise

Das ist wirklich super organisiert. Der Zeugwart ist die Ruhe selbst und ich überlege mir, wie ich ihn am Besten unterstützen kann. Was hat mir damals im Kraichgau geholfen? Eigentlich nur, dass er da war. Richtig tun musste er am Wettkampftag nichts, alles hat er automatisch richtig gemacht und so versuche ich das heute auch für ihn zu tun. Einfach mal alles richtig machen. Der Zeugwart richtet das Rad, kontrolliert seine Beutel und wartet dann inmitten von uns allen, die wir ihn anfeuern werden, auf den Schwimmstart.

Wenn man selbst mitmacht oder einen Athleten anfeuert, dann wird das Profirennen nebensächlich. Ich hoffe, die Profis wissen das und kommen mit dieser Tatsache zurecht. Wir verabschieden den Zeugwart in die Aufstellung zum Schwimmen. Die erste Disziplin erfolgt hier in Remich in der Mosel. Es geht Schlag auf Schlag beim Rolling Start und als der Zeugwart ins Wasser gehüpft ist, beschließen wir, dass wir ihn auf der Radstrecke als nächstes anfeuern werden. In der Wechselzone soll er sein Ding durchziehen und so laufen wir zielstrebig in Richtung Radstrecke an den Ortsausgang von Remich.

Tatsächlich erwischen wir ihn, wie er gut gelaunt und sichtlich zufrieden mit dem, was er bisher abgeliefert hat, das Moseltal entlang prescht und rufen ihm zu, dass er viel zu schnell unterwegs ist und wir noch gar nicht mit ihm gerechnet haben. Bei unseren nächsten Stopps, sehen wir auch alle anderen Athleten, die wir anfeuern wollten und bis wir den ersten Anstieg in die Weinberge erreicht haben, haben wir alle einmal angefeuert. Die Profis beim 70.3 Luxembourg sind zu diesem Zeitpunkt schon längst außer Sichtweite und so weiß ich nur vom Tracker, wie sich Bas Diederen und Horst Reichel so schlagen.

Profis und Altersklassenathleten

An dem Anstieg sehen wir bis weit in die Kurve hinein und bis hoch zum Berg hinauf, wo es den Zeugwart heute hintreiben wird. Das Wetter scheint für den Wettkampf perfekt und so drücke ich die Daumen, dass er es auch tatsächlich so empfindet und genießen kann. Wir tragen unsere Tricamp Outfits, damit wir zum Anzug des Zeugwarts passen und auch von Weitem gut zu sehen sind und tatsächlich sieht er uns schon weit aus der Kurve heraus und wir jubeln, was das Zeug hält. Der Anstieg mit dem U-Turn eskaliert regelmäßig wenn jemand Bekanntes kommt und betrachtet sich ansonsten meist still das Geschehen.

Außer, dass natürlich fleißig über Windschattenfahren, was ist besser bei Challenge Wettkämpfen und warum, und dass die Kampfrichter ihre Arbeit nur schlecht machen, debattiert wird. In Zuschauergruppen finden sich ja immer wieder Menschen, die anderen, in dem Fall also uns, unheimlich gerne ihre Meinung mitteilen. So erfahren wir also, was hier alles schief läuft und dass es woanders ganz viel besser ist. Aber, weil wir es einfach unkommentiert so stehen lassen, hört die Botschaftsübermittlung bald auf und wir können uns wieder dem Wesentlichen widmen.

Unseren Athleten.

Um die geht es heute schließlich. Wir jubeln Sorteira zu, als würde sie gewinnen und pushen den Power Ranger den Berg hinauf, so dass er gar nicht langsamer werden kann. Gefühlt, verliert er tatsächlich nicht wirklich an Geschwindigkeit, während er den Anstieg erklimmt. Erschreckend diese Leistungsfähigkeit. Nachdem alle durch sind, marschieren wir die knappen 4km zurück nach Remich. Ich kann Bas Diederen auf den letzten Metern, die ihn noch vom Ziel trennen, noch mal ordentlich anfeuern und man merkt förmlich, wie sein Athletenkopf vollumfänglich damit beschäftigt ist zu überlegen, ob er mich kennt und was ich mit dem Hinweis, dass wir zeitig essen, wohl genau meine.

Er wird auf jeden Fall Zweiter und natürlich kläre ich ihn nicht auf, was ich mit meinem Hinweis gemeint habe. Immerhin steht er ja heute absolut nicht im Fokus. Da muß man halt auch mal Prioritäten setzen. Wir Anfeuerer pilgern zum Ende der Radstrecke und sind pünktlich an Ort und Stelle, um den Zeugwart hier zu erwischen und anzufeuern. Wir haben ein gutes Timing und schicken ihn voller Motivation und guten Wünschen auf die Laufstrecke. Dann gehen wir erst mal zum Frozen Joghurt Stand, denn auch als Anfeuerer braucht man schließlich eine Stärkung. Aber weil wir es halt total drauf haben, ist die Portion verputzt, noch ehe der Zeugwart das nächste Mal vorbei kommt. Der Aktive dagegen, der ebenfalls am Start ist, sieht mich genüsslich schlecken, während ich ihm zurufe, dass es jetzt mal Zeit wäre Vollgas zu geben.

Rundenbänder

Bei diesem Rennen sammeln die Athleten drei Bändchen und so wissen wir genau, wer gerade in welcher Runde ist und dann natürlich auch, wann wir uns in Richtung Zielgebiet begeben müssen, um den Zeugwart dort gebührend in Empfang zu nehmen. Wir überraschen noch eine Rookiekollegin im Ziel und als dann der Zeugwart kommt und sichtlich zufrieden und geschafft über den MagicCarpet läuft, bin auch ich sehr glücklich. Alles hat geklappt. Seine ganze Vorbereitung lief, die Verletzungen haben ihn nicht ausbremsen können und er konnte nun endlich die Früchte ernten. Ein stolzer, sehr zufriedener Athlet, verlässt den Zielbereich und läuft, wenn auch etwas langsamer und mit schweren Beinen, in den Athletengarten.

Wir verabschieden Lovis und den Räuberhauptmann, die ihre gut 500km lange Heimfahrt noch heute antreten und dann geht’s zur Nahrungsaufnahme und zur Massage. Die Organisation hier ist wirklich vorbildlich. Den Athleten fehlt es an nichts und als der Zeugwart sein Rad ausgecheckt hat und mit seinen Wechselbeuteln bewaffnet in Richtung Auto läuft, feuern wir noch die letzten Athleten an, die sich noch auf der Strecke befinden. Wir hoffen sehr, dass auch sie sich ihren Traum vom Finish heute noch erfüllen können.