Der Feierabend heute ist gespickt mit Erledigungen und weil wir dann auch noch etwas Hausarbeit zu tun haben, komme ich irgendwie viel später als sonst zum Sport. Aber die Chefin hat mir für heute wieder eine Trainingseinheit auf den Plan geschrieben und so hadere ich kurz mit mir selbst und dann auch noch mit Gott und der Welt, ob ich die ausfallen lassen, oder durchziehen soll. Erfahrungsgemäß ist es ja meistens klüger, wenn ich das Training mache. Es ist besser für’s Knie und besser für’s Gemüt. Denn einfach zum Sofa überzugehen kann angenehm sein, im Grunde, ist ein bischen Bewegung aber immer schöner.

Ich bin auch nicht schlagskaputt, sondern tatsächlich freue ich mich über die Bewegung. Einfach den Kopf frei pusten kommt mir tatsächlich ganz gelegen. Es ist viel los in meiner sonst immer so heilen Welt und da kann etwas Natur und durchatmen nicht verkehrt sein. Ist es wahrscheinlich eh nie, trotzdem kann man das Durchatmen manchmal mehr schätzen. Im Alter kommt die Liebe zu Stille, Natur und freier Zeit, so zumindest hab ich das Gefühl. Früher war das anders. Ich habe zumindest keine Erinnerung daran, dass ich bewusst mal abschalten wollte.

Vielleicht verdrängt man das aber auch einfach? Egal. Ich entscheide mich heute also spät dazu, die Laufrunde zu machen, die die Chefin auf den Plan geschrieben hat. Ihre Vorgaben werde ich heute nicht einhalten können. 8km in einer Stunde schaffe ich walkend nicht und mein Oberschenkel ist noch müde und zittrig von Sonntag, so dass ich mir fast schon sicher bin, dass es heute auch nicht zu langen Laufeinheiten zwischen dem Walking kommt. Die Chefin hat 10 Minuten einlaufen aufgeschrieben und dann immer 5 Minuten Intervalle.

Natürlich ist ihre Planung, dass ich in den 5 Minuten auch mal renne. Zumindest gehe ich davon aus, und auf dem Plan steht auch GA2. Aber ich merke gleich, noch ehe ich überhaupt von der Straße weg bin, dass es mit Rennen heute nicht so sein wird, wie es auf dem Plan steht. Aber deshalb umkehren? Nö. Ich mache die 5 Minuten Intervalle einfach mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten beim walken. Ganz einfach.

10 Minuten einlaufen klappt, wie erwartet. Was soll beim einlaufen auch schief gehen? Unser Nachbar kommt mir entgegen und wir klatschen uns ab. Ich glaube, da trainiert einer für einen Triathlon… wahrscheinlich steht er schneller beim Ironman an der Startlinie, als ich? Nach dem Einlaufen geht’s dann bei mir los mit den Intervallen. Immer 5 Minuten und dann 3 Minuten Pause. Natürlich eine aktive Pause, also weiterlaufen, nicht stehen bleiben.

Walkend komme ich super voran. Es ist anstrengend, ich achte auf den Fußaufsatz und einen ordentlichen Kniehub. Immerhin hoffe ich ja immer noch, dass es irgendwann mal wieder eine Laufrunde geben wird. Und nicht nur ein Spaziergang, wie jetzt. Mein heimlicher Plan, irgendwann mal, war ja, dass ich den Frankfurter Women’s run mit seinen 8km für die ich angemeldet bin, laufend absolvieren kann. Das sehe ich leider im Moment überhaupt nicht. Tatsächlich die ganze Strecke zu walken, wird immer wahrscheinlicher.

Allerdings wissen das meine Begleiterinnen und sind da total entspannt. Das ist ja die Hauptsache. Ich bin heute eine knappe Stunde, bis fast in die Dämmerung unterwegs. Mein Kopf wird so richtig schön durchgepustet. Ich bin nicht so flott unterwegs, wie es die Chefin aufgeschrieben hat, aber das wird schon passen. Ändern kann ich es jetzt zumindest nicht mehr. Ich bin trotzdem ganz schön platt. Anscheinend passt sich meine Kondition der fehlenden Leistungsfähigkeit an? Alles zu seiner Zeit.