Heute können wir nicht so früh aufstehen, wie gestern. Es gibt zwar die Möglichkeit heute wieder von 8h-10h auf reservierten Bahnen zu schwimmen, aber erstens ist kein Trainer da, so dass wir uns nicht angemeldet haben, und zweitens wollen wir heute etwas länger schlafen und dann die Hausrunde um den Mondsee mit dem Rad fahren. Wir erwischen mit unserem etwas länger schlafen dann genau die Frühstückszeit, die für die meisten hier populär zu sein scheint. Es ist nicht knall voll, aber deutlich mehr los, als gestern.

Ein Schnitt durch die Gesellschaft

Erstaunlich, dass hier das Publikum tatsächlich extrem breit gefächert ist. Ältere Herrschaften, die ihre E-Bike Akkus mitführen sind hier genauso, wie Wanderer, oder eben wir am Start und wir alle stärken uns für den Tag. Bei uns startet der nach dem Frühstück relativ gemütlich. Wir ziehen uns in aller Ruhe um und spazieren dann zur Radgarage. Als dann alle Flaschen gefüllt sind, das GPS gefunden ist und die Strecke geladen ist, geht’s auch schon los. Die Hausrunde beginnt mit dem Anstieg nach St. Gilgen. Für den geübten Bergfahrer natürlich nicht erwähnenswert, für mich schon.

Wir haben hier wieder einen toll ausgebauten, baulich getrennten und sehr sauberen Radweg und während der Zeugwart bereits oben ist, schalte ich ein paar mal mehr als er und fahre einfach meine Geschwindigkeit. Das klappt auch ganz gut. Wir haben heute ja noch mehr Höhenmeter vor uns, zumindest sah es so aus, dass dieser Anstieg da gar nicht wirklich der Rede wert ist. Nach dem Anstieg leitet uns ein Fahrradschild weg von der Bundesstraße auf eine -wahrscheinlich deutlich weniger befahrene- Nebenstraße. Wir haben von hier oben einen wahnsinnig tollen Blick auf den Wolfgangsee, an dem St. Gilgen liegt. Die Sonne lässt das Wasser glitzern und alles sieht wirklich so extrem nach Urlaub aus, dass ich richtig begeistert bin.

Bergziege

Es geht hier steil Berg ab. Uns kommt ein junger Mann entgegen, der diese sicher guten 16% fast schon locker hoch tritt, wohingegen ich schon Probleme habe, in der Abfahrt angstfrei aufzusteigen und dann sicher einzuklinken, den Lenker festzuhalten und rechtzeitig zu bremsen. Allerdings klappt alles dann doch ganz gut und weil ich von Eva gelernt habe, dass ich mich ruhig auch mal selbst loben kann, wenn etwas gut funktioniert, und dass ich nicht alles als selbstverständlich abtun soll, lobe ich mich unten angekommen auch. Und ich sage dem Zeugwart, dass mir das ganz schön schwer gefallen ist. Sicher hat das aber auch hauptsächlich mit fehlender Fahrtechnik zu tun, daheim fahre ich so gut wie nie solche Strecken und wenn, dann klicke ich oben ein und fahre runter. Zwischendurch wegen eines tollen Blicks anhalten, passiert nicht.

Gute Zusammenarbeit

Wann immer es geht, fahren wir auf den Radwegen. Das entspannt uns Rad- sowie die Autofahrer gleichermaßen, und bietet jede Menge Entspannungsmöglichkeiten auf beiden Seiten. Dadurch, dass die Radwege meist nur auf einer Seite der Straße, aber von beiden Seiten zu befahren sind, habe ich das Gefühl, dass die Autofahrer uns regelrecht Platz lassen, wenn wir anzeigen, dass wir die Straßenseite wechseln möchten, weil der Radweg eben auf der anderen Seite ist. Nur ein einziges Mal überholt mich ein Einheimischer in einer Engstelle, was absolute unnötig und total gefährlich war. Und wirklich etwas gebracht hat es ihm auch nicht. Natürlich nicht.

Mondsee

Wir fahren durch einen genialen Fahrradtunnel, der baulich getrennt vom Autotunnel angelegt ist und mit sehr schönen Ausblicken auf den Mondsee sogar zum anhalten einlädt. Der Tunnel ist wirklich ziemlich lang und praktisch jeder Blick auf den See lohnt sich und fordert förmlich zum fotografieren auf. Wir durchqueren kleine Ortschaften mit kreativen Ortsnamen und ganz nebenbei bekomme ich von einem Schweizer Urlaubspärchen noch ein Kompliment gemacht. Die fragen mich nämlich nach der Strecke, die ich ihnen sogar sagen kann, wofür ich ein „sie kennen sich aber gut aus, sie sind ja auch sehr fit“ ernte. So, als würde Ortskenntnis in direktem Zusammenhang mit körperlicher Fitness stehen.

Die Seeumrundung ist ganz wunderbar. Wir kommen zügig voran, die Straßen sind entweder autoleer oder es gibt einen Fahrradweg und die Ausblicke auf den See sind einfach toll. Überall steht Schilf im Uferbereich und durch die Licht und Schattenspiele sieht’s wirklich sehr hübsch aus hier. Fahrradtechnisch ist hier nicht so viel los. Uns begegnen ein paar Treckingräder, aber die Zeit der Rennradfahrer scheint weitestgehend abgefrühstückt zu sein. Wir durchqueren ein langgezogenes grünes Tal, fahren vorbei an zahlreichen Kühen und vielen Bauernhöfen, aber wir ahnen, dass es so locker auf Dauer nicht weitergehen kann.

Steil hoch

Das Höhenprofil der Tour hat uns für das Ende der Tour noch ordentlich Höhenmeter angekündigt und so bin ich fast auf alles vorbereitet. Und doch bin ich überrascht, dass es so stetig lange Berg auf geht. Ich muß im Anstieg anhalten, Nachsprühen und dann wieder anfahren und einklicken. Vor allem das Einklicken ist mühsam und klappt auch nicht immer, und dann muß ich mit dem linken Bein alles auffangen um nicht umzukippen. Irre. Ich verstehe auch gar nicht, warum das Einklicken so schwierig ist. Klappt ja sonst auch. Also halte ich noch mal an und nehme mir vor, dass es jetzt sofort klappt. Das tut es dann auch und so fahre ich hinter dem Zeugwart den Berg hinauf, durch dichte Waldstücke.

Manchmal sieht es aus, als wären wir schon oben, aber das Navi sagt uns etwas anderes, und hinter der nächsten Kurve sieht man dann auch gleich, was das Navi gemeint hat. Es geht immer weiter hoch. Und kurz vor Fuschl soll es dann noch mal einen Gegenhang geben, den wir auch noch hochfahren müssen. Na, ich bin gespannt. So oft, wie heute, habe ich mein Spray noch nie benutzt, aber natürlich hilft es mir deutlich die Anstiege hoch zu kommen.

Der Zeugwart ist auch bei der letzten vermeintlichen Mininase wesentlich schneller oben, als ich und sein Pippo Amsterdam Outfit leuchtet in den schönsten Farben in der Sonne. Wir überlegen kurz, ob wir uns im nächsten Frühjahr eine Woche Radeln hier vorstellen können, dann geht’s aber auch schon wieder steil Berg ab direkt nach Fuschl hinein. Der beschauliche Ort hat scheinbar nur auf uns gewartet und so stellen wir die Räder in die Garage und setzen uns erst mal auf die Terrasse und nehmen unseren Bikersnack ein.

Urlaub – volle Kanne

Wenn man sich tatsächlich um so rein gar nichts kümmern muß, weil eben bereits alles gut organisiert ist, ist das für mich gleich noch mal mehr Urlaub. Das genieße ich auf der Finca mit Tricamp und eben auch hier im Mohrenwirt. Wenn mir alles, außer Sport selbst machen, abgenommen wird, kann ich so richtig gut abschalten und hier ist es genau so. Schreiben kann man immer viel, aber ich kann sagen, dass das geschriebene Wort hier fast schon übererfüllt wird. Heute Mittag lege ich mich erst mal lang und ruhe mich aus. Die Sonne kitzelt an der Nase und wärmt den Salzburgring schon mal an. Auf dem fahre ich nämlich heute Spätnachmittags eine Runde. Oder auch mehrere.