Tatsächlich bekomme ich genau diese Frage immer öfter gestellt und ich kann sie natürlich beantworten. Einfach weil ich mir vor dem Kauf des Gravelbikes natürlich entsprechende Gedanken gemacht habe. Ich bin bei einem solchen Kauf gut vorbereitet und wohl überlegt. Gerade wenn es um einen entsprechenden Betrag geht, gehe ich lieber auf Nummer sicher, statt die Ausgabe hinterher zu bereuen. Mittlerweile gibt es ja zahlreiche Fahrräder und Fahrradtypen auf dem Markt, da ist ein Unterschied nicht immer leicht auszumachen, das ist korrekt. Und vor allem nicht, wenn man unvoreingenommen einfach so ein Rad sucht.

Straßenräder

In meiner Welt des Fahrradfahrens gibt es so etwas wie ein Trekking Fahrrad nicht mehr. Trekking Räder sind entweder Herren- oder Damenräder mit einem gerade Lenker. So einem, wie man ihn üblicherweise an einem Kinderrad oder einem Hollandrad hat. Ich habe auch kein Mountainbike, das ebenfalls mit einem solchen geraden Lenker daherkommt. Meine Fahrradwelt dreht sich ausschließlich um die eher sportlich ausgerichteten Straßenräder. Abseits meines Triathlonrades nutze ich auf der Straße vornehmlich mein Rennrad. Die Sitzposition auf diesen beiden Fahrrädern ist auf dem Oberlenker vergleichbar. Ich sitze, wenn ich auf dem Oberlenker greife, in einer sportlich gestreckten Sitzposition. Das Rad treibt nach vorne. Beide Räder sind auf Geschwindigkeit getrimmt.

Ein Rennrad kann man natürlich auch langsam fahren, allerdings ist das irgendwie gegen die Natur des Rades. Die Sitzposition, die sich gegen den Wind lehnt und um die Schaltung zu erreichen noch einen Tick weiter in den Wind geht, ist leicht gestreckt und damit gedrungen. Beim Triathlonrad habe ich natürlich zusätzlich die Möglichkeit auf dem Auflieger ganz klein mit kaum Windwiderstand zu fahren. Die Rennradbereifung ist straßentauglich. Klar gehen damit auch mal Feldwege oder geschotterte Wegstücke, allerdings sind die Rennradmäntel dafür nicht ausgelegt. Das Revier ist die Straße und zwar eine, mit möglichst wenig Schlaglöchern. Auf glattem Asphalt fährt man mit einem Rennrad am Besten. Wenn man geübt ist, kann man natürlich praktisch jeden festen Untergrund mit den dünnen Reifen befahren, das beweisen uns die Teilnehmer der Tour de France oder des Straßenrennens Paris – Roubaix ja jährlich auf’s Neue.

Rennrad

Off-Road Räder

Cyclocross Bike – kurz Crosser

Vor 6 Jahren habe ich entschieden, dass ich im Herbst und Winter gerne auch abseits der Straße unterwegs sein möchte. Meine Wahl damals fiel auf einen Cyclocrosser, kurz Crosser oder Crossbike. Ein Crosser, wie ich mein pink-rosafarbenes Gefährt eben nenne, ist ein Rennrad, was man abseits der Straße fahren kann. Die Sitzposition beim Crosser ist mit der des Rennrads 1:1 vergleichbar, es gibt keinen Unterschied. Crosser werden hauptsächlich bei Cross-Rennen eingesetzt. Sie sind auf Geschwindigkeit getrimmt und dank ihrer Offroad- Bereifung vor allem abseits der Straße einsetzbar. Die Bremsen beim Crosser sind breiter gefasst, als die bei einem Rennrad, so hält einen ein bisschen Dreck oder Schlamm nicht beim Fahren auf. Rennradbremsen sind eng und lassen kaum Platz zwischen dem Reifen und der Bremsanlage. Ein paar feuchte Blätter oder etwas Dreck am Reifen würde sie sofort verstopfen.

Der Crosser kann von einem geübten Fahrer ganz ähnlich wie ein Mountainbike gefahren werden. Für mich ist der Crosser das perfekte Trainingsgerät für den Herbst und Winter. Bei schlechtem Wetter nutze ich ihn sogar auch im Sommer, weil ich dann eben durch den Wald oder über die Feld und abseits des Straßenverkehrs unterwegs sein kann. Die Sitzposition ist allerdings die gleiche, wie auf dem Rennrad, was ein guter Trainingseffekt ist. Gerade auf dem Weg zu einem Wettkampf ist es sinnvoll die Sitzposition auf dem Rad entsprechend zu trainieren und die Muskulatur passend aufzubauen. Wenn ich nach einer Radausfahrt auf dem Crosser einen Lauf anhänge, dann ist das genauso, wie wenn ich das nach einer Ausfahrt mit dem Rennrad tue. Perfektes Triathlontraining also, ohne Unterschied in der belasteten Muskulatur.

Kurz gesagt ist ein Crosser also ein Rennrad mit entsprechender Rahmengeometrie,  dass dank bestimmter Komponenten für die Fahrt abseits der Straße geeignet ist. Die Bereifung, die Bremsen und oft auch die Ritzel sind für den Offroad Einsatz gemacht. Mit entsprechender Rennradbereifung auf einem extra Satz Felgen bin ich den Crosser auch viele Jahre lang als Rennrad gefahren. Ich hatte also nur den Crosser und damit quasi zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, was ich jahrelang sehr praktisch fand. Ein pures Rennrad fand ich nicht nötig, bis ich dann mit der Technik gehen wollte und mir bei Canyon aus der Frauenserie ein Exemplar mit elektronischer Schaltung ausgesucht habe.

Gravelbike

Seit letztem Jahr macht nun eine weitere Sorte Fahrrad auf sich aufmerksam. Gravelbikes kommen immer mehr in Mode. Meiner Meinung nach ist das der Fall, weil ein Gravelbike zwei Welten miteinander verbindet, die ansonsten wenig Überschneidungen haben. Ein Gravelbike mischt ein Mountainbike mit einem Crosser, also einem off-road tauglichen Rennrad. Es nutzt den Rennradlenker, aber die aufrechte Sitzposition eine Mountainbikes. Ein Gravelbike ist für lange Fahrten ausgelegt und wird auch sehr oft als Reiserad verwendet, weil die Geometrie eben deutlich bequemer ist, als bei einem Rennrad. Mit Taschen versehen bekommen Reiseradler an ihrem Gravelbike viel unter. Gravelbikes sind mit den deutlich breiteren Reifen, als bei einem Crosser zusätzlich viel bequemer. Der montierte Lenker ist nur auf den ersten Blick der eines Rennrads. Wer genauer hinsieht merkt schnell, dass der Lenker zwar gedreht, aber nach außen verläuft.

Das ist überhaupt gar nicht windschnittig, wie man es bei einem Crosser oder bei einem Rennrad haben möchte. Wenn man beim Gravelbike unten greift, wird die Windangriffsfläche also breiter. Absolut sinnfrei, wenn es um Geschwindigkeit geht. Erfreulicherweise tut es das beim Gravelbike nicht. Wer mit dem Gravelbike unterwegs ist, hat Zeit. Um schnell von A nach B zu kommen ist ein Gravelbike nicht die erste Wahl. Schon die Bereifung, die der eines Mountainbikes gleicht, ist beim Ansehen langsam. Wenn ich mich ins Zeug lege, schaffe ich auf Asphalt auch mit dem Gravelbike Geschwindigkeit, allerdings ist das nicht die Natur dieses Fahrrads.

Ein Gravelbike mag jeden Untergrund und ich kann es dank einer extrem bergfreundlichen Übersetzung auch überall hochfahren. Steigungen bis 17% bin ich schon gut gefahren, ohne aus dem Sattel zu gehen. Das ist wirklich verrückt! Mit dem Crosser und meiner dort montierten Übersetzung würde ich definitiv nicht sitzen bleiben.

Der Unterschied

Der Unterschied zwischen meinem Gravelbike und meinem Crosser ist also vor allem die Sitzposition und die Ausstattung. Die breite der Reifen und die montierten Ritzel sind sicherlich flexibel zu gestalten, für mich aber ebenfalls ein deutlicher Unterschied. Während der Crosser Geschwindigkeit liebt und eine sportliche Sitzposition beherbergt, so ist mein Gravelbike absolut entschleunigend. Beim Graveln kommt es mir nicht auf die Geschwindigkeit an, sondern darauf überall fahren zu können. Mein Crosser hat da doch ein paar Grenzen, die ich bei meinem Gravelbike nicht bemerke. Hier gibt’s dazu noch ein sehr gutes Erklärvideo von der Rock my Trail Mountainbikeschule.

Braucht man deshalb so viele Fahrräder? Ich glaube nicht. Es ist nicht nötig, dass man für jeden Untergrund und jede Reisegeschwindigkeit ein Fahrrad besitzt. Und ich bin auch der Meinung, dass nicht jeder Rad fahren muß. Mir allerdings gibt Fahrradfahren jede Menge Zufriedenheit und ich finde, wenn ich beim Radeln ein gutes Gefühl habe und prima abschalten kann, dann sollte ich diese Gelegenheit auch nutzen. Jeder Jeck ist da ja anders.