Das passiert immer wieder mal und obwohl jeder Radfahrer dran gewöhnt sein dürfte, ist es doch immer ein Ärgernis. Weil man eben am Liebsten Fahrrad fährt und nicht einen platten Reifen repariert. So leicht und einfach ist ein Reifenwechsel dann draußen, womöglich in der prallen Sonne, oder mit eiskalten Händen, doch nicht. Egal, wie oft man das schon gemacht hat und wie routiniert man scheint. zu Hause klappt der Reifenwechsel immer. Draußen, mitten auf der Piste, im Wald oder auf dem Feld, oder gleich neben einem Glascontainer, wo die Radwege ja erstaunlich oft vorbei führen, sieht die Welt vom Schlauch flicken oft ganz anders aus. Ich weiß das. Ich habe schon ein paar Mal meinen Schlauch geflickt oder gleich gewechselt.

Übung macht den Meister

Vor allem, wenn man an einem Montag morgen zur Arbeit fährt und durch eine Stadt muß, ist ein platter Schlauch so gut wie vorprogrammiert. Einfach deshalb weil zusätzlich zu den Glascontainern neben den Radwegen, die feierwütigen Mitmenschen am Wochenende jede Menge Glas fallen lassen. Aber auch Dornen oder spitze Steine sind, je nach Mantelbeschaffenheit und Glück, oft ein Grund für einen Platten. Gerade, wenn ich Dornen bemerke, lohnt es sich oft, kurz anzuhalten und die aus dem Mantel zu ziehen, ehe sie sich bis zum Schlauch durchgearbeitet haben. Das macht weniger Arbeit, als der Reifenwechsel, der später auf jeden Fall fällig wäre. Entfernt man die Dornen entsprechend, gibt es eine reale Chance auf eine problemlose Weiterfahrt.

Wenn es dann aber doch der platte Reifen ist, was dann? Ich würde sagen, Ruhe bewahren ist das oberste Gebot. Ist man nämlich entsprechend ausgestattet, verliert ein Schlauch ohne Luft, aber mit Loch schnell an Schrecken. Und wenn die Handgriffe dann zumindest schon mal eingeübt wurden, hilft das auch enorm. Selbst wenn es im Wohnzimmer oder im Garten ohne Not passiert ist. Ich kann also für das Ruhe bewahren Thema wirklich empfehlen, einen Reifenwechsel mal im trockenen zu machen. Egal, ob er platt ist, oder nicht. Einen Mantel von einer Fahrradfelge abzuziehen und den Schlauch zu entnehmen, das kann Kraft kosten. Und ehe es einen total überrascht und man dann aufgibt oder richtig frustriert ist, macht man es einfach mal zur Übung.

Wie merke ich, dass der Reifen platt ist?

Vor allem daran, dass die Fahrt, besonders in den Kurven, instabil wird. Oder, dass man den platten Reifen sieht. Wenn man Glück hat, ist das Loch klein und man hat einen schleichenden Luftverlust. Wenn man schlauchlos fährt, dichtet so ein Loch eine Dichtmilch ab und man fährt einfach weiter. Wenn das Loch groß ist, schafft das aber auch die beste Dichtmilch nicht. Man arbeitet dann mit einem speziellen Flickzeug, darauf gehe ich weiter unten ein. Schlauchlose und beschlauchte Reifen verhalten sich bei einem hohen Luftverlust aber ganz ähnlich. Der Reifen wird wabbelig, und die Fahrerei deshalb auch deutlich schwammiger. Im Grunde merkt man sehr flott, wenn der Reifendruck nicht mehr so ist, wie bei der Abfahrt.

Der umsichtige Radfahrer kontrolliert bei der Abfahrt ja sowieso den Reifendruck. Vor allem, wenn es um Rennradbereifung oder Triathlon- Zeitfahrräder geht. Allerdings ist eine regelmäßige Kontrolle des Reifendrucks auch bei allen andere Fahrrädern sinnvoll. Am Einfachsten geht das mit einer Standpumpe*. Finde ich zumindest. Die hat eine entsprechende Anzeige und ist leicht zu handhaben. Was für ein Reifendruck auf dem Reifen sein sollte, steht erfreulicherweise immer auf dem Mantel. Also einfach ablesen und reinpumpen. Ob man lieber am oberen oder unteren  Grenzwert unterwegs ist, das merkt man dann schon. Fahrradfahren hat auch immer etwas mit Gefühl zu tun.

Was brauche ich, wenn der Schlauch platt ist?

Zum Start mache ich mal drei, vier tiefe Atemzüge. Das bringt Ruhe und Konzentration. Ein Reifenwechsel ist zwar kein Hexenwerk, aber nervig ist es doch. Also hilft das auf jeden Fall. Dann brauche ich ein bisschen Platz, wo ich das Rad abstellen kann. Am Besten nicht in der Nähe eines Gullis oder direkt an der Straße. Bei so einem Reifenwechsel kann auch immer gut was auf den Boden fallen und im Gulli ist es dann halt weg. Blöd. Welcher Reifen platt ist, ist schnell ausgemacht und das Rad wird erst mal ausgebaut. So, dass das Laufrad alleine zu handhaben ist.

Reifenflickzeug Satteltasche

Wenn es darum geht, und falls wir bei „Wünsch Dir was“ mitmachen, ist der Vorderreifen immer schöner. Den kann man natürlich etwas leichter ausbauen. Immerhin ist die Kette da nämlich nicht im Weg. Aber auch der Hinterreifen – Ausbau braucht keine Magie, so viel ist mal sicher. Beim Hinterrad kommt es vor allem darauf an, dass die Kette auf dem kleinsten Kettenblatt sitzt. Also bevor ich das Hinterrad ausbaue, schalte ich auf das kleinste Ritzel. Dann kann ich sie nämlich später wieder ohne Problem richtig einsetzen. Wenn das Rad ausgebaut ist, sichert man mit dem Bremsenentlüftungsblock* die Bremsbeläge. Natürlich nur, wenn man Scheibenbremsen hat, Aus dem platten, ausgebauten Laufrad entfernt man nun die Luft, denn um an den Schlauch zu kommen, muß der Mantel zur Hälfte runter.

Mantel runter – Schlauch raus

Ein wichtiges Utensil um den Mantel von der Felge zu bekommen, ist deshalb ein Set Reifenheber*. Die gibt es immer im Dreierpack, allerdings braucht man für gewöhnlich nur zwei. Vermutlich ist der dritte, baugleiche, immer schon als eventueller Ersatz mit am Start? Oder bei besonders widerspenstigen Exemplaren sind vielleicht drei notwendig. Mit etwas hin- und hergewalke, der Hilfe von Reifenhebern und meistens ein bisschen Geduld, bekommt man jeden Mantel von der Felge. Und sitzt er noch so stramm. Ein Schlauchwechsel ist mit Zeit sowieso immer deutlich angenehmer, als unter Stress.

Wenn der Schlauch aus dem Mantel genommen werden kann, sucht man das Loch. dafür pumpe ich immer Luft zurück in den Reifen. Eine kleine Pumpe* sollte man also auf jeden Fall in der Grundausstattung dabei haben. Am Besten fühle ich die ausströmende Luft zwischen der Oberlippe und der Nase, oder ich höre das Zischen. Im Idealfall lässt sich das Loch flicken. Flickzeug* habe ich auf jede Fall in meiner Satteltasche. Das kommt in einem Päckchen mit einem Sandpapier zum aufrauen und Aufklebern zum abdichten. Mittlerweile ist Flickzeug wirklich so winzig klein verpackt und so haltbar, dass ein kleines Päckchen ausreicht.

Sinnvolles Vorgehen

Falls der Schlauch einen zu großen Schaden hat, tausche ich ihn aus. Und wenn ich das Loch absolut nicht finde, dann setze ich auch einfach einen neuen Schlauch ein. Ehe ich jetzt die Nadel im Heuhaufen suche, mache ich das dann lieber daheim. Wenn ich den Schlauch da nämlich einfach unter Wasser tauche, findet sich jedes noch so kleine Loch. Ist der Schlauch nun also geflickt, kann er theoretisch zurück in den Mantel. Vorher kontrolliere ich aber sinnvollerweise noch mal, ob im Mantel noch etwas steckt. Nichts ist ärgerlicher, als einen geflickten, dichten, Reifen zurück in den Mantel zu packen und er ist nach kurzer Zeit wieder platt, weil der Dorn noch im Mantel gesteckt hat.

Evoc Rahmentasche

Also denkt unbedingt dran, den Mantel zu kontrollieren und erst dann den Schlauch wieder einzusetzen! Der Mantel kann dann wieder aufgezogen werden. Da helfen die Reifenheber wieder. Wichtig ist, dass der Mantel dann noch mal durchgewalkt wird und beim Aufpumpen des Schlauchs wieder in die Führung der Felge springt. Wenn das passt, ist auch kein Stück Schlauch eingeklemmt, und ich kann weiter fahren.

Schlauchlose Reifen

Bei einem Reifen, ohne Schlauch, ist der Mantel mit Dichtmilch gefüllt. Das hat den enormen Vorteil, dass kein Schlauch mehr kaputt gehen kann. Und was nicht kaputt geht, muß ich auch nicht wechseln, oder reparieren. Die Dichtmilch trägt ihren Namen nicht ohne Grund. Sie ist dickflüssig und hat oft Partikel drin, die kleine Löcher im Mantel gut abdichten können. Wenn ein Reifen allerdings mehr beschädigt ist und die Milch immer weiter raus spritzt, dann hilft doch nur tatsächliches flicken. diesmal aber natürlich nicht den Schlauch, denn der fehlt ja, sondern den Mantel.

Da klebt man nicht einfach etwas drauf, wie auf die Oberfläche des durch einen Mantel noch mal geschützten Schlauchs. In so einen Mantel steckt man einen ordentlichen Streifen Dichtmaterial* rein. Das, was oben auf der Manteloberfläche rausschaut, fährt sich ab, und innen wird dieser Streifen durch die Dichtmilch verklebt. Das Loch bleibt bestimmt eine Schwachstelle, aber für gewöhnlich hält der Reifen die Luft so wieder und ist trotzdem entsprechend belastbar. da könnte man glatt meinen, man müsste weniger für den Ernstfall mitnehmen, wenn man schlauchlos unterwegs ist. Das sehe ich aber nicht so. Denn wenn der Reifen trotzdem nicht die Luft hält, ziehe ich da lieber einen Schlauch ein, als gar nicht mehr fahren zu können.

Was hat man für eine Reifenreparatur sinnvollerweise dabei?

Bei YouTube gibt’s ganz sicher viele Videos, die den Reifenwechsel auch noch mal anschaulich zeigen. Und zusätzlich bieten – abseits von Corona- auch immer mal wieder Fahrradläden solche Reifenwechsel – Workshops an. Wenn man sich beim Fachmann besser aufgehoben fühlt, als be YouTube lohnt es sich sicherlich nach so etwas Ausschau zu halten.