Natürlich bringe ich die Sache nun auch zu Ende, wo ich ja nun schon einmal damit angefangen habe. Wenn man in einem richtigen Wettkampf mitmacht, dann hört man ja auch nicht kurz vor Schluß auf, weil es anstrengend wird. Als ich allerdings heute vom Laufen zurück komme, bin ich mir nicht sicher, ob das Rad fahren heute am späten Nachmittag wirklich so eine gute Idee ist. Im Grunde findet man das bei einem Wettkampf aber nie und das Ironman VR4 lässt sich nun mal ausschließlich dann abschließen, wenn man zweimal läuft und einmal radelt. Eben genau die vorgegebenen Distanzen. Ein Wettkampf zu Hause eben. Die Radstrecke „Dust in the Wind“ führt mich die 40km vorgeplant durch die Fantasiewelt. Das ist der Plan. Lovis begleitet mich, was großartig ist.

Und das, obwohl sie nicht für das Ironman VR4 gemeldet ist. Allerdings muß man das ja auch nicht sein, um 40km durch Watopia zu fahren. Ich habe eine neue Strecke ausgesucht, damit es für Lovis und mich nicht so langweilig ist. Immerhin gibt es, dank der kreativen Zwift Designer, ja auch immer etwas zu entdecken. Nur Rad fahren kann ja jeder. Wir treten heute also erneut gemeinsam in die Pedale. Los geht es bei „Dust in the Wind“ mit einer welligen Passage durch einen Wald voller Mammutbäume. Wir sind hier schon mal in der anderen Richtung entlang gefahren, glaube ich zumindest. Hier gibt’s außerdem lauter blubbernde Quellen. Ein bisschen erinnert mich das an unsere Reisen in die USA zu den Vulkanen.

Leider hat die Runde deutlich mehr Höhenmeter, als ich angenommen hatte. Es ist nicht so, als wären die nicht gut beschrieben, obwohl es dann doch noch ein paar mehr sind, als angegeben. Allerdings habe ich eben auch keine Ahnung. Deshalb dachte ich wahrscheinlich, dass die paar Meter ganz sicher für mich kein Thema sind, nach dem 10km Lauf. Ich bin ganz schön dumm. Natürlich sind die Höhenmeter ein Thema. Und dann kommt noch dazu, dass die Strecke bei Zwift teilweise über Schotter führt. Und der bremst einen, wie bekloppt.  Das ist bei Zwift eben wie im richtige Leben.

Sowas bescheuertes. Aber Lovis und ich sind tapfer, obwohl wir auch ganz schön am Fluchen sind. Manchmal jammere ich auch, weil ich nicht mehr kann, aber meistens fluche ich laut. Lovis kann das hören, weil wir über die Duo App während der Radausfahrt telefonieren. Ich kann schließlich nicht fahren, und dann zusätzlich noch tippen. Aber Fluchen geht immer. Außer, ich kann gar nicht mehr. Aber dann ginge Tippen erst recht nicht. Wir quatschen nicht die ganze Zeit, aber es ist so, wie im richtigen Leben und wir tauschen uns eben etwas aus. So, als würden wir gemeinsam eine Runde drehen, draußen, und eben immer mal nebeneinander herfahren und reden.

Auch draußen quatschen wir nicht die ganze Zeit. Manchmal weisen wir uns nur auf etwas besonderes hin, manchmal ist es stundenlang still, weil wir in Gedanken gefangen sind. Aber es gibt eben auch Touren, da haben wir einiges zu besprechen, weil wir uns länger nicht gesehen haben, oder weil sich eben ausgetauscht werden muß. Wer gemeinsam leidet, leidet nur halb. Bei mir ist das zumindest so. Wenn ich mit Lovis den Berg hochdrücke, dann ist er nur halb so hoch. Oder wenn die Teamchefin mir wieder entgegenfährt, um mir Gesellschaft zu leisten, dann ist das eben eine Abwechslung, die mir die Berg an Fahrt leichter macht.

Heute habe ich uns mit der Strecke „Dust in the Wind“ ganz schön reingeritten. Das war so natürlich nicht geplant, aber ich kann das nun mitten drin auch nicht ändern. Obwohl der Zeugwart 3km vor Schluß, als wir wirklich überhaupt gar nicht mehr können, dazu rät einfach umzukehren und Berg ab zu fahren, ziehen Lovis und ich die ursprüngliche Planung durch. Wir wollten diese 40km Tour so fahren, dann machen wir das auch. Also eigentlich wollte ich die fahren, Lovis zieht einfach mit. Aber aufgeben wäre nun wirklich blöd. Und umdrehen um die letzten Kilometer Berg ab zu fahren, wäre leicht. Und das geht in der richtigen Welt ja leider auch nicht.

Wenn man schließlich kurz vor der leidigen Tankstelle am Lluc ist, würde man ja nicht umdrehen und wieder Berg ab fahren, nur, weil man nicht weiter Berg an fahren möchte. Da beißt man sich durch. Wenn die Tankstelle das Ziel ist, geht es schließlich nicht anders. Und mit diesen Gedanken und jeder Menge Jammerei krebse ich mal vor, mal hinter Lovis, den Weg entlang und verfluche meine Anmeldung für das Ironman VR4. Wie bescheuert von mir, dass ich auch nur ansatzweise gedacht habe, eine Olympische Distanz sei eine gute Idee. Aber wir ziehen es durch.

Einfach stark.

Und so habe ich dieses Wochenende tatsächlich zwei „Rennen“f absolviert. Das ist doch mal der Knaller! Und Lovis? Ich glaube, die fährt nie wieder mit mir Rad. Weder virtuell, noch im richtigen Leben. Das habe ich mir -zumindest vorerst- verspielt.