In den letzten Wochen hatte ich Montags und Dienstags immer einen Sportdurchhänger. Vielleicht lag das an eiskalten, verregneten und dann sportlich doch recht ausgeprägten Wochenenden? Ich weiß es nicht. Aber auffällig war es schon. Gestern war ich dann mal wieder hochsportmotiviert, allerdings ohne Umsetzung, weil die Arbeit einfach dazwischen kam. Heute früh wird die Motivation gleich umgesetzt. Noch lange, ehe es mit der Arbeit überhaupt los geht. Ich bin zu einer Zwift Ausfahrt mit Leia, der Eisenfrau, verabredet. Gleich am ganz frühen Morgen. Leia macht eine Arbeitsunterbrechung um mit mir zu zwiften, während ich an Arbeit heute früh noch kaum gedacht habe. Wir fahren durch den Dschungel.

Die Strecke klang einfach nett für den Tagesstart, sagt Leia, als wir in der Startaufstellung stehen. Und die „Road to Ruins“ ist auch wirklich hübsch. Die Zwift Gestalter haben sich in der Watopia Zwift Welt wohl am Meisten Mühe gegeben. Zumindest hab ich so das Gefühl. New York ist auch ganz nett und auch Yorkshire geht. Hat alles sicherlich seinen Reiz und vielleicht sogar auch etwas reales, wie Frankreich. In Watopia, da haben die Zwift Designer aber eben am meisten Spaß gehabt. Es gibt einen Teil in dem Dinosaurier rumlaufen, es gibt einen Vulkan und den nachgemalten Anstieg hoch zur Alpe, die der Alpe D’Huez Auffahrt nachempfunden ist. Und es gibt eben den Dschungel, den Leia für heute ausgesucht hat.

In jedem Teil von Watopia gibt’s zusätzlich etwas zu entdecken. Also abseits der Straße, auf der man mit seinem Rad unterwegs ist. Mal steigt ein Zeppelin auf, oder ein Heißluftballon. Es gibt allerlei Vögel, einen Yeti in den Bergen und einen Bären, der immer mal wieder vom Baum fällt. Im Dschungel fahren wir auf unserer Radausfahrt heute früh an einem Faultier vorbei, was sich an eine Liane über der Straße aufgehängt hat.

Leia ist gut trainiert. Also so richtig gut trainiert. Sie fährt kein Programm, sondern tritt einfach so in die Pedale, als gäbe es kein Morgen. Zu Beginn der Ausfahrt sind wir noch zu dritt, aber weil die Arbeit ruft, verbleiben nur wir beide im Dschungel. Ich halte mich ran. Das Gummiband ist zwar aktiviert, aber man muß trotzdem kontinuierlich treten und die Lücke darf auch nicht zu groß werden. Das ist wichtig, sonst löst sich das Gummiband und ich hänge hier ganz alleine im Dschungel rum. Es ist auch nicht so, als wäre Leia extrem viel schneller, aber sie fährt eben immer das kleine Bisschen flotter, als ich. Das Bischen, was mich schneller als gemütlich treten lässt.

Ich glaube, das ist ein richtig gutes Training für mich.

Ich falle hier nicht vor Erschöpfung vom Rad, aber es ist eben auch nicht so lahm und entspannt, wie ich es für mich alleine fahren würde. Und genau so soll es ja manchmal auch sein. Eigentlich eine perfekte Konstellation. Durch die Ruinen geht’s weiter kurzweilig voran. Ich höre eine Playlist mit den besten Hits der 90er Jahre und habe extrem gute Laune. Musik Doping in seiner reinsten Form sage ich dazu nur. Das wirkt. Es macht keine Wunder möglich. Natürlich nicht. Aber es macht mir die Zeit auf der Rolle deutlich einfacher und vor allem kurzweiliger.

Die Fahrt durch den Dschungel ist für mich heute ein ganz wunderbarer Start in den Tag und wir steigen beide wirklich sehr zufrieden vom Rad ab. Für mich kann der Tag jetzt los gehen und nach meiner Dusche sitze ich hochzufrieden am Schreibtisch. Der Segen des Homeoffices. Mehr muß ich dazu eigentlich gar nicht schreiben. Das könnte auch nach Corona gerne so bleiben.