Von den insgesamt 7 Etappen die es bei der FulGaz Tour of Europe zu absolvieren gilt, ist derzeit die 5. Etappe frei geschaltet. Sie führt im wunderschönen Norden von Italien am Comer See entlang. Italien. In der heutigen Zeit, ein Ort mit Ausgangssperren, vielen Toten, überlasteten Krankenhäusern, Kontrollen auf den Straßen und viel Leid. Als das Video aufgenommen wurde, war die Welt dort noch total in Ordnung. Der Kamerafahrradfahrer beginnt im Süden des Comer Sees und fährt, den See immer zur linken Seite, nach Bellagio im Norden.

Es ist wirklich ausgesprochen hübsch hier. Die kleinen Straßen, die verwinkelten Gassen, das schöne Wetter, das alles ist das Italien, wie ich es kenne. Obwohl ich noch nie am Comer See gewesen bin, so ist Italien halt einfach hübsch. Besonders im Norden, wenn man auf die Berge blicken kann. Genau dort, wo derzeit die Hölle los ist. Das kann man sich einfach kaum vorstellen. Erfreulicherweise. Weil es eben einfach so unwirklich ist, wie die Toten abtransportiert werden müssen, weil die Krematorien überfüllt sind, weil einfach zu viele auf einmal sterben. Eine ganz verrückte, schreckliche Zeit in der wir gerade leben.

Ich arbeite heute ganz normal und habe nach dem gestrigen Athletiktraining wirklich etwas schwere Beine. Gerade die Übungen mit Gewichten und die, die ich für mein Knie absolviere, gehen auf die Oberschenkel. So richtig. Vermeintlich ist die Strecke heute aber total flach und schnell. Zumindest scheint die Vorabansicht der Höhenprofils nur ein paar winzige Hügel zu zeigen. Scheint. FulGaz Touren, vor allem in Italien, sind alles andere als flach. Anscheinend fährt der durchschnittliche Rennradfahrer virtuell am liebsten Berge?

Für mich auf jeden Fall ein grandioses Übungspflaster. Ich trainiere so nicht durch die Ausdauer der Lunge und die Muskulatur. Ich tue vor allem etwas für den Kopf und fahre außerdem viel im Stehen. Also in dem ich vom Sattel hochgehe. Das kann ich draußen noch nicht wirklich gut, weil mich immer die Kräfte verlassen. Die Welt hier drin ist geschützt und ich kann auf diese Art und Weise wirklich sehr gut üben, aus dem Sattel zu gehen und die Muskulatur anders zu belasten. Ich kann so auch prima trainieren weiterhin rund zu treten. Manchmal klackert es nämlich ganz nervig, wenn ich aus dem Sattel gehe.

Die auf den ersten Blick flache Strecke zeigt schnell ihr wahres Gesicht und die Anstiege, die ich heute zu fahren habe, bieten erneut mindestens 7%. Allerdings habe ich mittlerweile eine Steigungsroutine entwickelt und die wirkt offenbar auch in Italien. 7% sind keine Herausforderung mehr, ich fahre die einfach. Im Grunde ist das das Gute an der FulGaz Tour of Europe, jede Strecke hat ordentlich Steigungsprozente und wenn ich eben ansonsten 11% fahre, dann erscheinen 7% gar nicht mehr so heftig. Ganz schön verrückt! Wie die derzeitige Situation eben ist. Ich bin wirklich gespannt, wie der Trainingseffekt so sein wird.

Also der, für draußen! Hoffentlich. Immerhin muß es ja möglich sein, dass ich die Berge auch mal flotter hochfahre. Als ich die Tour beendet habe, ahne ich, dass mit dem Ergebnis irgendwas faul ist. Aber ich bin nicht die Einzige, bei der der Name auf dem Leaderboard fehlt. Anscheinend ein Fehler im System? Ich bin mir ziemlich sicher, dass FulGaz das reparieren kann. Ich kann auf keinen Fall noch mal hier lang fahren, in den nächsten Tagen. Die vermeintlich wenigen Höhenmeter auf der 30km Strecke gehen nämlich ganz schön an die Substanz. Ich brauche ein paar Tage Erholung bis zur nächsten Etappe. Ganz bestimmt.

Was passiert eigentlich, wenn die Tour of Europe vorbei ist? Ich betrachte mein Sprintboard und stelle fest, dass ich auf jeden Fall Platz für einen Finisher Aufkleber habe. Ob es sowas geben wird? Da frage ich doch gleich mal nach! Ansonsten bemale ich das Sprintboard entsprechend. Auf jeden Fall muß die FulGaz Tour of Europe 2020 unbedingt festgehalten werden. Allerdings fahre ich erst mal noch die letzten beiden Etappen. Dann kann ich mich damit auseinandersetzen.