Ehe wir heute zur Tricamp Weihnachtsfeier aufbrechen, fahre ich noch mal Fahrrad. Und weil es draußen stürmisch und ungemütlich ist, wähle ich die Rolle. Außerdem hat die Chefin das sowieso als Möglichkeit auf den Trainingsplan drauf geschrieben. Und da ich mittlerweile ja wirklich sehr gut ausgestattet bin, bietet es sich ja auch geradezu an. Draußen ist es noch dunkel oder zumindest ziemlich dämmrig, als ich loslege, gut, dass es diese Alternative gibt.

Bei FulGaz suche ich mir heute eine wirklich gut bekannte Strecke aus. Ich möchte den Col d’Honor hochradeln. Ein Anstieg, den ich während unserer Trainingslager auf Mallorca bereits ein paar mal gefahren bin. Zuletzt in diesem Jahr. Es geht stetig Berg hoch, aber nicht extrem steil. Tatsächlich aber steil genug, um meine Pustgrenze deutlich zu erreichen. Bei FulGaz wähle ich die kurz beschriebene Strecke und das Video lädt blitzschnell. Die Beschreibung passt, ist mir aber egal, denn ich kenne den Berg im echten Leben und weiß, was mich erwartet.

Es geht 6km den Berg hoch, nicht schnurgerade, sondern in Serpentinen und anfangs geht es durchs Dorf. Gestartet wird mein Video am Marktplatz, da wo die Chefin mir in diesem Jahr sagte, dass ich jederzeit losfahren könnte. Da ich heute auch keinen Grund sehe den Start zu verschleppen, lege ich auch gleich los. Der Zeugwart startet das Video, weil ich keine Affenarme habe, und ich biege um die Ecke und fahre durch die enge Gasse. Es geht deutlich hoch, die Rolle erhöht den Widerstand und ich schalte leichter. Heute will ich mal versuchen das Ziehphänomen vom Europameister umzusetzen. Auf der Rolle kann mir ja eh nichts passieren.

Fahre ich langsamer, läuft das Video langsamer, höre ich auf zu treten, hält das Video an. Ich übe auf der heutigen Fahrt also nicht nur das Ziehen, sondern auch aus dem Sattel zu gehen und den runden Tritt. Ich versuche eine Zeit lang eine bestimmte Trittfrequenz zu halten oder ziehe bis zur nächsten Kurve. Mein Radfahrer, der diese Tour freundlicherweise bei FulGaz erstellt hat, überholt manch anderen Radler und so fahre ich ganz selbstverständlich in seiner Gruppe mit. Die Anzeige, die mir sagt, wie weit es noch ist und über ein Höhenprofil mitteilt, wo ich mich gerade auf der geplanten Strecke befinde, zeit mir außerdem, wie schnell ich fahre. Ich glaube, der, der das aufgezeichnet hat, und ich, fahren deutlich unterschiedliche Geschwindigkeiten… aber wenn man rechts und links nur Landschaft hat, dann passt das schon.

Insgesamt fahre ich fast 40 Minuten und muss ganz schön ackern bis ich oben angekommen bin. Auch im Video scharen sich zahlreiche Radfahrer um das Straßenschild, was den Punkt markiert, wegen dem alle her fahren. Es ist dann auch der einzige Moment, an dem ich den Aufnahmeradler mal zu Gesicht bekomme und damit weiß, wie ich auf der Tour heute aussah. Ich bin männlich und trage eine Radbrille mit weißem Rahmen. Meine Beine sind ziemlich angestrengt, aber mein Kopf ist total zufrieden mit dieser Sporteinheit. Ich werde deshalb jetzt sicherlich keine Bergziege, aber zumindest etwas besser wird mich dieses Training garantiert machen.

Und wer kann schon von sich behaupten, dass er heute früh schon mal den Col d’Honor hochgefahren ist? Ich jetzt eben schon.