Nach meinem Lauf durch die Einsamkeit und den verfüllten Wald, hat der Recovery Shake richtig gute Wirkung gezeigt. Ich ziehe meine Radklamotten an und richte mich entsprechend auf der Rolle ein, so dass ich überpünktlich beim Meet-up Start dabei bin. Ein Teamkollege möchte heute die geforderten 90km für das Ironman VR7 Finish auf der Rolle fahren. Am Stück. Gut, ich bin mir nicht sicher, was das für ein Typ ist, weil ich ihn ja nicht persönlich kennen, aber ziemlich Radfahrverrückt muß er schon auch irgendwie sein, oder? 90km am Stück auf der Rolle zu fahren ist ja irgendwie sehr speziell. Also für mich zumindest. Andererseits geht es natürlich. Gerade mit Hilfe von Zwift und der Möglichkeit sich zu unterhalten oder vielleicht auch gleichzeitig noch mit Film oder Fernsehen für Abwechslung zu sorgen.
Ich will diesen Ironman VR7 ins Ziel bringen. Um nichts anderes geht es mir heute.
Mit zwei Radflaschen, einem Riegel, einer Notration Sponsor-Energiegummibärchen und entsprechender Musik, lege ich also los. Die Gruppe ist nicht besonders groß, aber wir sind immerhin 10 Radler, die sich heute zusammengefunden haben. Alles Team Zoot Teamkollegen und alle mit der gleichen Mission: Ironman VR7. Manch einer wird dann gleich im Anschluß noch die 21km laufen, weil es eben Wettkampffeeling sein soll. Einer will die 21km morgen absolvieren. Und ich hoffe eben, dass ich, wenn ich heute nach guten 30km vom Rad steige, den Batch im Profil habe, der anzeigt, dass ich den Ironman VR7 absolviert habe.
Mache ich das hier alles wirklich für den Batch? Natürlich nicht. Der Batch ist mir total wurscht. Ich mache das für das Gemeinschaftsgefühl. Und weil es auch irgendwie cool ist zu sagen, dass ich den 70.3 virtuell mitgemacht habe. Wer fährt schon 90km in einer Woche und läuft 27km? Eben. Ich kenne auf der einen Seite genug, die das tun, aber mir fallen auch jede Menge Menschen ein, die das eben nicht machen. Und ich mache das sonst auch nicht. Und darauf kommt es ja schließlich an. Es macht wirklich wenig Sinn, sich mit Anderen zu vergleichen. Der Vergleich mit sich selbst ist immer am Besten. Und es gab Tage und Wochen, die noch gar nicht so lange her sind, da habe ich dieses Sportpensum noch nicht mal gedanklich zusammengebracht. Geschweige denn tatsächlich absolviert.
Die Gruppe arbeitet super zusammen heute. Freitags sind wir oft recht auseinander gezogen. Das ist bei der aktivierten Gummiband-Funktion nicht so wild, aber es fällt mir auf. Heute sind wir alle zusammen als Radfahrpaket. Und ich glaube, das liegt nur bedingt am Gummiband. Ich trete heute erstaunlich gut in die Pedale. Das ist wirklich bemerkenswert. Im Grunde hatte ich erwartet, dass ich für die 30km, die ich heute fahren muß recht lange brauchen werde, weil ich einfach schlapp bin und nicht gut Kraft auf das Pedal bringen werde. Aber so ist es nicht. Ich habe heute offensichtlich mal wieder ernährungstechnisch viel richtig gemacht und ganz sicher gibt’s auch einen Trainingseffekt. Trotzdem steht und fällt es eben einfach mit der richtigen Ernährung, so viel ist klar.
Ich trete toll rein und bin immer ein Teil der Radgruppe. Wir unterhalten uns ein bisschen über die Chatfunktion, ich trinke regelmäßig und verpflege mich gut. Und ich nutze die Möglichkeit zum Musikdoping voll aus! Das geht im Wettkampf natürlich nicht. Gerade beim Rolle fahren beflügelt mich Musik aber ungemein. Sie muß richtig laut und natürlich die genau richtige Musik sein, dann kann ich Höchstleistungen erbringen, die mich selbst überraschen. Es ist einfach eine perfekte Kombination heute. Wahrscheinlich tut das Lauftraining davor auch sein Übriges? Weil ich richtig warm gewesen bin, bevor ich auf’s Rad stieg? Ich weiß es nicht, aber Sinn machen würde es.
Auf dem Rad vergeht die Zeit wie im Flug und tatsächlich habe ich die geforderten Kilometer zack bum schon viel schneller auf der Uhr, als gedacht. Ich begleite die Gruppe noch zwei weitere Kilometer.
Weil ich es kann.
Was einfach ein wahnsinnig gutes Gefühl ist. Ich hätte das nicht gedacht, dass ich da überhaupt mal wieder hin komme. So lange war es wirklich schleppend mit der Kondition und vor allem mit der Energie. Und jetzt? Jetzt, wo ich weiß, was das Richtige zu Essen ist, halte ich auch mal über 30km mit den starken Jungs und durchtrainierten Damen mit. Gott was steige ich heute zufrieden vom Fahrrad ab. Ich bin stolz für drei. Als hätte ich wirklich einen 70.3 absolviert, was natürlich nicht der Fall ist. Trotzdem bin ich glücklich, was ich diese Woche geleistet habe. Es ist immerhin erst Samstag. Ich hätte noch bis morgen Abend Zeit gehabt für den Ironman VR7.