Nach den Hügelsprints gestern hatte ich noch einen recht anstrengenden Nachmittag und ein ausgiebiges Abendessen. Die Kollegen wissen Gelegenheiten auszunutzen und ich verstehe das gut, denn wer weiß, wie lange Arbeitsabendessen noch möglich sein werden in diesem Jahr. Vermutlich gibt es demnächst weitere Kontaktbeschränkungen, was ich bei der aktuellen Infektionslage auch mehr als verstehen könnte. In den Krankenhäusern ist die Hölle los, was nicht sein müsste. Aber die Menschheit rennt mit offenen Augen ins Verderben. So ist das eben. 

Auf meinem Trainingsplan steht für heute ein Rollentraining, und zwar nach einer Vorgabe vom Coach. Ich muss das heute früh vor der Arbeit absolvieren, weil wir heute Abend verabredet sind. Nach einer kurzen Nacht bin ich also nicht ganz so super fit. Also auch nicht für meine Verhältnisse. Das Training habe ich mir in meinen Zwift Workout Ordner geschoben und rufe es mir heute bei der Teamausfahrt mit dem Team Zoot auf. Mittlerweile finden sich auch früh morgens regelmäßig ein paar Zoot Teamkollegen zusammen, die gemeinsam „ins Büro“ fahren. Obwohl ich praktisch alle nur virtuell kenne, eine tolle Gemeinschaft. 

Mein Training heute ist durch den importierten Workout vorgegeben und mein Zwift Avatar hat deshalb einen Bildschirm am Lenker. Das zeigt den Mitfahrern, dass ich ein Workout fahre. Die Strecke führt uns heute als Gruppe durch Frankreich, aber jeder Anstieg oder Abstieg ist für mich irrelevant, weil ich durch das Workout komplett gesteuert werde. Dem Plan des Coaches zu folgen ist ganz schön anstrengend. Ich schwitze heftig und muss mich richtig ins Zeug legen. Meine Flasche mit meinem Getränk ist schnell leer und mein Handtuch flott genauso nass, wie meine Klamotten. 

Das hier ist ein richtiges Training. Wow. Der Coach hat sich bestimmt etwas dabei gedacht, aber ich war auf sowas nicht vorbereitet. Vielleicht bin ich auch nach zu wenig Schlaf und dem Arbeitsessen gestern nicht so fit, wie es die Einheit verlangt? Auf jeden Fall wird mir schlecht. Das Sportgetränk habe ich bisher eigentlich immer gut vertragen. Allerdings habe ich mich anscheinend auch noch nie so angestrengt. So fühlt es sich zumindest an. Ich bitte den Zeugwart um einen Eimer. Nicht, dass ich mich übergeben muss. Das wäre in vielerlei Hinsicht mehr als unschön. 

Neben einem Eimer habe ich noch nie trainiert. Der könnte einen Triathlon Aufkleber vertragen. Wenn es bei Athleten um ein Training an der Kotzgrenze geht, dann habe ich das bisher nie nachvollziehen können. Weil ich einfach nie so weit gehe. Warum auch? Ich strenge mich an, aber doch nicht so übermäßig. Aber manchmal sind es diese Einheiten, die einen weiterbringen. Zumindest sagen das die Experten. Und der Zeugwart ist davon überzeugt, dass die Trainingseinheit an der Kotzgrenze tatsächlich die erste dieser Art gewesen ist. Ich glaube, da hat er recht. 

Erfreulicherweise erreiche ich nur die Kotzgrenze, muss mich aber nicht übergeben. Das Sportgetränk muss ich für solche Einheiten aber wohl mal überdenken. Vielleicht braucht es da einfach ein Anderes? Das kann ja gut sein, dass die Zusammensetzung für ein lockeres Training perfekt ist, aber für ein heftiges Training eben einfach nicht passt. Vermutlich wäre die Kotzgrenze mit einem anderen Getränk oder einer anderen Versorgung nicht erreicht worden. Dann hätte der Eimer nicht neben meinem Rad stehen müssen. 

Als ich nach den 60 Minuten Training heute vom Rad steige und mich dehne, bin ich baff, wie krass die Einheit war. Ich habe wirklich mal so richtig ordentlich trainiert und bin nicht nur mitgefahren. Die Dusche lohnt sich heute so richtig und nachdem ich mich angezogen habe und am Schreibtisch sitze, ist mir auch kaum mehr schlecht. An das Sportgetränk mache ich mir auf jeden Fall eine Belastungsmarkierung. Der Zeugwart und ich haben noch weitere Sportgetränkepulver, da wird sicherlich eine Alternative dabei sein, die mich nicht an die Kotzgrenze bringt.