Heute früh hat die morgendliche Ausfahrt zusammen mit meinem Team nicht funktioniert. Da der Coach für heute aber ein Radtraining auf den Plan geschrieben hat, bringe ich das heute Abend unter. Und das, obwohl der Nachmittag mit Arbeitsterminen und einem Termin in der Physiotherapie ziemlich gut gefüllt ist. Ich weiß schon, warum ich viel lieber morgens trainiere, als am Nachmittag oder Abends. Die Arbeitstage und weitere Termine rauben mir einfach viel Energie. Früh morgens kann ich einfach besser trainieren. Allerdings ist Abwechslung ja auch nicht unbedingt verkehrt. Das gilt für Trainingsstrecken sicherlich genauso, wie für Tageszeiten. 

Das heutige Training hat es in sich. Als ich es von Azum, wo mein Trainingsplan geführt wird, zu Zwift übertrage, fällt mir das natürlich nicht auf. Beim Öffnen in Zwift sehe ich das Thema sofort. Oje. Der Coach hat sich was ausgedacht. Wahrscheinlich, weil ich gestern Ruhetag hatte? Da nutzt er meine offenkundig angereicherte Erholung einfach ordentlich aus. Dass ich das Training erschöpft beginne, weil der Tag mich ausgeknockt hat, das kann der Coach natürlich nicht ahnen. Schon gar nicht, wo ich den Trainingsplan ja schon eine Weile vorliegen habe. Der wird ja nicht tagesaktuell angefertigt. 

Mit geradezu wilder Entschlossenheit fülle ich zwei Radflaschen und trage sie an den Rollentrainer. Ich starte alle System, inklusive meines eigenen, und beginne zu treten. Wenn man beim Einfahren schon mit 90 Watt unterwegs ist, dann ist der Rest des Trainings fast schon selbstzerstörerisch. Das ahne ich schon nach den ersten Minuten. Und natürlich geht’s dann auch genau wie erwartet weiter. Die erste Etappe ist noch gut zu schaffen. Ich trete, was das Zeug hält und was die Beine hergeben. Und ich leide. Nicht richtig krass, aber schon deutlich wahrnehmbar. Der Tag hat viel Energie gezogen und so ein Radtraining ist eben Training und nicht Kindergeburtstag. 

Bildschirm der virtuellen Trainingsplattform Zwift mit Trainingsanzeige

Die Erholung, die es zwischen den Belastungen geben soll, ist ein Witz. Ehrlich. Ich weiß nicht, warum da überhaupt die Leistung verringert wird. Das ergibt gar keinen Sinn. Und meiner Erholung dient es auch nicht. Und zwar gar nicht. Ich leide, auch während der vermeintlichen Erholung. Da muss ich mich trotzdem anstrengen. Mittlerweile ist meine erste Flasche auch bereits leer getrunken und ein Ende vom Radtraining ist noch nicht in Sicht. Das ganze Belastungszeug mache ich jetzt nämlich noch mal. Klar. Weil der Coach mich offensichtlich maßlos überschätzt. 

Muss ja so sein.

Ich leide mittlerweile offen und sichtbar. Zwar ist hier keiner, der das sehen kann, aber ich weiß es. Meine Beine brennen. Der Widerstand ist unerbittlich. Ich trete und trete. Die Einheit will ich schaffen. Bei Zwift werden Trainingseinheiten mit Sternen belohnt. Also jede Etappe, die man in so einer Trainingseinheit geschafft hat, gibt einen Stern. Heute hole ich mir diese Sterne, auch wenn ich gerne einfach absteigen würde. Das Radtraining könnte ich ganz einfach sein lassen. Auf Stopp drücken, absteigen und fertig wäre die Sache. 

Aber so lange ist es jetzt auch nicht mehr. Also fahre ich es jetzt auch noch fertig. Auch, wenn die Ausfahrerei damit nur wirklich wenig zu tun hat. Beim Ausfahren kann ich mich normalerweise erholen und die Beine lockern. Das ist hier nicht der Fall. Ich fahre im ERG Mode so gesteuert, dass von Erholung keine Rede sein kann. Aber ich ziehe es durch. Und das finde ich schon auch irgendwie ganz cool. Auch, wenn ich wirklich extrem geschafft vom Rad absteige, als das Training rum ist. Früher musste ich nicht so hart trainieren, um in ein Ziel zu kommen. Liegt das am Alter oder am Unfall

Oder ist mein Ziel zu hoch gesteckt?

Auswertung von Leistung und Herzfrequenz in der Garmin App