Der sportliche Wochenabschluß ist seit ein paar Wochen bei mir klar geregelt. Ich fahre mit dem Team Zoot zum freitäglichen Feierabend eine Runde auf Zwift. Wir sind immer so zwischen 25km und 30km unterwegs, oder 45-60 Minuten. Es kommt immer darauf an, wie viele richtig fitte Teammitglieder am Start sind, denn das aktivierte Gummiband hält die Gruppe ja zusammen. Und wenn viele schnell fahren, dann werden die Langsamen, wie ich, herangezogen. Wenn alles funktioniert, wie es soll. Die heutige Strecke führt uns durch Frankreich. Eine relative neue Welt bei Zwift. Ich glaube, ich war hier noch nie.

Nicht, dass ich mich überhaupt gut erinnern könnte. Aber normalerweise fahre ich meist in Watopia, oder letzte Woche z.B. in New York. Frankreich war noch nie im Fahrradprogramm, also finde ich es abwechslungsreich heute mit dem Team mal eine neue Welt zu entdecken. Im Gegensatz zum winterlichen Mistwetter, was bei uns draußen gerade statt findet, ist in Frankreich derzeit offensichtlich noch strahlender Sommer. Mein Avatar fährt in kurz – kurz und die Sonnenblumen und der Lavendel auf den Feldern, die wir am Wegesrand sind in voller Blüte.

Wir sind heute ziemlich viele Zooter und ich kann oft auch richtig gut in der Gruppe mitfahren. Entweder sind die Supersportler heute geschafft von der Woche, oder ich bin total krass fit. Ich vermute Ersteres. Krass fit fühle ich mich nämlich nicht. Wir unterhalten uns mittlerweile fast so, als würden wir uns bereits wirklich kennen, während jeder in seinem Land in einem mehr oder weniger strengen Corona Lock-down sitzt. Nicht, dass wir ohne Corona bereits große Teamtreffen abgehalten hätten, aber es ist eine total andere Situation als jemals zuvor.

Man könnte meinen, dass uns Corona jetzt im Winter kaum einschränkt. Aber mittlerweile ist es bei mir wirklich so, dass ich immer öfter die Möglichkeiten vermisse.  Corona entschleunigt mich total und der bisherige Freizeitstreß ist eben weg. Der Zeugwart und ich achten wirklich extrem auf die Kontaktbeschränkungen. Derzeit machen wir auch nicht von der zwei Haushalte dürfen sich treffen Regel gebrauch. Wir bleiben für uns und telefonieren immer mal wieder mit unseren Freunden. Corona ist einfach anders. So eben auch bei der Wochenendgestaltung. Ohne Corona wären wir nämlich dieses Wochenende garantiert bei Lovis und ihrem Räuberhauptmann im schönen Franken. Die Tricamper würden nämlich ihr Nikolauswochenende statt finden lassen und da wären wir natürlich mit von der Partie.

2020 ist eben alles anders. Es bringt allerdings auch nichts, sich davon runterziehen zu lassen. Wenn alles normal wäre, gäbe es weiterhin keine Delphine in Venedig und auch der Bestand der Galapagos Pinguine hätte sich nicht erholen können. Alles hat seine zwei Seiten. Das ist klar. Dennoch ist es natürlich immer wichtig, wie man gerade steht und wie die Blickrichtung so ist. Die Teammitglieder vom Team Zoot hätte ich egal ob Corona oder eben auch nicht, noch nicht kennengelernt. In meinem straffen „ohne Corona“ Plan hätte ein Treffen ganz sicher nicht reingepasst. Umso schöner, dass es diese Freitag Abend Ausfahrten gibt. Und, dass ich Zeit habe daran teilzunehmen.