Ich bin heute den ganzen Tag total motiviert Sport zu machen. Nach Feierabend muß ich noch flott zur Linsenkontrolle nach Bruchköbel, wo wir leider erneut feststellen, dass mein Auge derzeit einfach ein Thema hat. Ich merke das auch, aber es ist nun mal, wie es ist. Am Auge kann man nicht viel rumdoktern. Fühlt es sich komisch an, muß die Spezialistin reinschauen und so bekomme ich eine Austauschlinse bestellt und bin erst mal erneut linsenlos. Kein Problem, hat ja früher auch geklappt, trotzdem total blöd, weil ich mich, besonders für den Sport, daran gewöhnt habe. Diese Woche schwimme ich also so, wie letzte Woche, ohne viel zu sehen. Wird schon passen.

Athletenwohlbefinden

Trotz der Ferien stehe ich auf dem Heimweg ordentlich im Stau, weil in Hanau erneut eine Weltkriegsbombe gefunden wurde und die erfreulicherweise mit entsprechender Straßenabsperrung entschärft wird. Und als ich dann heim komme mehre ich mich erst mal aus. Irgendwie schafft mich das Augenthema mental ein bisschen. Aber ich weiß genau, wenn ich die sportlichen Aktivitäten heute sausen lasse und einfach nur auf der Couch rumsitze, findet mein Knie das uncool und für meinen Kopf und das allgemeine Athletenwohlbefinden ist das auch doof.

Also ziehe ich mir mal Sportklamotten an. Damit steht schon mal sicher fest, dass ich, ehe ich in den Schlafanzug wechsle, zumindest irgendeine Art Sport mache. Unbenutzt ziehe ich die Sportklamotten nämlich nicht wieder aus. Soviel ist schon mal sicher. Der Zeugwart hat währenddessen mal den Zwift Zustand meines Kontos geprüft und festgestellt, dass ich nach wie vor meine Freikilometer zur Verfügung habe und es den Anschein macht, als wären die Gruppenfahrten davon ausgenommen. Ich beschließe deshalb kurzerhand die angelegten Sportklamotten zum Rad fahren zu nutzen und zu zwiften.

Zwift

Keine Ahnung, ob das überhaupt ein Wort ist übrigens. Aber im Kreis der Zwiftnutzer wird sowieso in einer ganz eigenen Sprache kommuniziert. Die Gruppe heute wird von einem Schweden angeführt, glaube ich und er schreibt im Gruppenchat eine Mischung aus Englisch und Schwedisch, wobei er gerne Buchstaben weglässt oder einfach zwei Wörter zusammenschreibt. Überhaupt, was der Typ tippen kann, während des Radfahrens, ist beeindruckend. Er ist der Anführer und die Gruppe bekommt die Anweisung bei ihm zu bleiben. In der Vorschau dieser SZR Beginners Fahrt stand, dass zwischen 1,1 und 1,5 Watt / Kg gefahren wird.

Überraschung

Nach meiner Rechnung und dem bisherigen Verständnis, dass ich von Zwift habe, heißt das, für mich gut schaffbar. Damit tritt jeder Teilnehmer eben 1,1 bis 1,5 Watt pro Kilokgramm Körpergewicht und das ist das Kriterium für den Gruppenzusammenhalt. Bei dieser Gruppe ist das anders, als beim letzten Mal. Denn hier fahren die anderen mir weg, wenn ich 1,5 Watt/ Kg trete. Ich trete während dieser Ausfahrt immer deutlich mehr und tatsächlich können mehr Leute, als nur der Gruppenanführer, gut während der Fahrt tippen. Es gibt im Fahrtangeschlossenen Chat nämlich einige Kommentare, die mitteilen, dass die Herrschaften alle deutlich mehr als 1,5 W/kg treten müssen. Ich bin also nicht die Einzige.

Die Gruppe ist riesig, wir sind weit über 250 Fahrer, allerdings schreiben immer nur die Gleichen etwas. Die Anderen leiden entweder still, können eh mehr treten oder fallen einfach hinten raus. Ob das passiert, weiß ich nicht, weil ich ja nicht nach hinten schauen kann. Also vielleicht kann man das generell bei Zwift, aber ich weiß noch nicht, wie man das machen kann. Ich bin auch so sehr mit radeln beschäftigt, dass ich mich um die Zwift Companion App nicht noch zusätzlich kümmern kann. In der kann man nämlich dann selbst auch etwas schreiben, oder andere Fahrer mit einem Daumen hoch versorgen. Nennt sich in Zwift Sprache:

„Ride on“.

Wofür das genau ist, was der Sinn dahinter ist oder warum man da einen Daumen vergibt, hat sich mir allerdings noch nicht erschlossen. Könnte ähnlich dem „like“ bei Facebook sein, wobei ich ja hier nur ein Avatar sehe und dann den Daumen hoch dafür gebe, dass derjenige vor mir oder neben mir herfährt. Ja, finde ich super, dass hier alle mitfahren, aber da könnte man ja jetzt jeden per Daumen hoch loben. Wie das einfach geht, also per Gießkannenprinzip habe ich aber noch nicht herausgefunden.

Kurz vor Schluß muß ich die große Gruppe dann auch tatsächlich ziehen lassen, weil ich die Wattzahl nicht aufrecht erhalten kann. Ich falle zurück und nutze die paar Minuten bis die Stunde vorbei ist, um etwas auszufahren. Wenn ich mich nicht ausschließlich auf die Wattzahl konzentriere und darauf „dran“ zu bleiben, dann kann ich mir die gezeichnete Landschaft durch die diese Ausfahrt führt auch mal ansehen. Ich fahre die Stunde durch und steige wirklich extrem nass geschwitzt ab. Mein Knie ist angestrengt, aber im Endeffekt war die Bewegung top. Wie ich es mir vorher auch gedacht hatte.

Und Zwift? Das Programm lobt mich und will mich mit einer freigeschalteten Sonnenbrille und einem Trikotsatz bei Laune halten. So kann mein Avatar sich umziehen, wenn ich wieder fahre. Und eine Sonnenbrille kann sie sich dann eben auch aufziehen. Das ist doch mal was. Ich überlege den Tag rot im Kalender anzustreichen… vielleicht aber erst nach dem Duschen.