Der Zeugwart und ich haben schon ab heute Urlaub. Eine vier Tage Woche zu arbeiten ist irgendwie immer attraktiv. Obwohl die Arbeit in einer vier Tage Woche gefühlt genauso viel ist, wie in einer fünf Tage Woche, und sich der eine gesparte Tag deshalb absolut nicht lohnt. Wenn ich nicht im Büro bin, bleibt eh das Meister meiner Arbeit liegen. Trotzdem ist ein freier Tag natürlich cool und so nutzen wir die Gunst der Stunde und fahren heute schon mal los in Richtung Norden. Unser Urlaubsziel ist grundsätzlich Norwegen. Auf der Fahrt nach Norden fahren wir aber in Etappen. Alte Leute, die wir eben nunmal sind, wollen wir nicht die ganze Strecke an die Ostsee in einem Rutsch fahren. Der erste Zwischenstop ist deshalb Hannover. Eine Stadt, von der mir jeder in meinem Freundeskreis abgeraten hat. Lustig, wie mich praktisch jeder gefragt hat, was ich denn ausgerechnet dort will. 

Als Etappenziel auf dem Weg nach Rostock Warnemünde, wo unser Schiff am Sonntag ablegen wird, liegt Hannover aber ziemlich gut. Wir haben also ein Zimmer reserviert und kommen am frühen Nachmittag in der Stadt an. Nachdem wir die Koffer auf’s Zimmer gebracht haben und es schade fanden, dass man nun nur noch an einem Computer eincheckt, statt bei einem Menschen, ziehen wir uns an und laufen in die Stadt. Sich nach einer Autofahrt die Beine zu vertreten ist auf keinen Fall etwas schlechtes. Wir machen uns deshalb auf die Suche nach dem roten Faden, der in Hannover auf die Straße gemalt wurde. 

Zwischenstopps in Hannover und Rostock

Der Rote Faden ist ein roter Strich, der auf den Asphalt gepinselt wurde und auf über 4 Kilometern an den Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei führt. Wer sich die Häuser und Statuen nicht nur ansehen möchte, sondern auch etwas lernen will, der kann sich ein Heftchen für 3,50 EUR in der Touristeninformation kaufen. Eine App gibt es nicht, oder wir haben einfach keine gefunden. Der Spaziergang durch Hannover beginnt am Hauptbahnhof, bzw. an der Touristeninformation, die nur einen Steinwurf vom Hauptbahnhof entfernt ist. 

Der rote Faden von Hannover

Gut sichtbar ist die rote Linie, der Rote Faden von Hannover, auf den Bürgersteig gemalt und führt uns zu erst durch eine regelrechte Prachteinkaufsstraße hindurch. Der Zeugwart und ich spazieren über den roten Faden durch die Stadt und sehen wirklich viele Sehenswürdigkeiten, alte Gebäude, Kirchen und Statuen, die wir sonst höchstwahrscheinlich nicht gesehen hätten. Manchmal ist der Mix zwischen modernen Gebäuden und Altem erst kaum zu merken und dann wie ein Schlag, ins Gesicht. Die Strecke des roten Faden führt am ältesten Fachwerkhaus der Stadt vorbei und an den Figuren im Maschpark, denen ich nicht ganz so viel abgewinnen kann. 

Die Marktkirche thront hoch über der Stadt und die Kugeln des Baliplatzes entführen einen kurz in eine stille Idylle, die mit städtischem Trubel so gar nichts zu tun hat. Ich bin also sehr froh, dass wir diesen Zwischenstop in Hannover eingelegt haben! Allen Ratschlägen zum Trotz, quasi. Das Hotel ist auch absolut ok, das Zimmer sauber und alles, was man braucht, ist vorhanden. Unser nächster Stop in Rostock, ehe wir morgen das Schiff besteigen, ist in der gleichen Hotelkette. Die Aufmachung vom Prizeotel Hannover war maßgeblich gelb, das Hotel in Rostock zählt auf lila und rosa. Wir checken auch hier am Computer ein und machen dann noch einen Spaziergang durch die Stadt. 

So wohl, wie in Hannover, fühle ich mich in Rostock nicht. Die Stadt ist zwar ganz schön und natürlich ist es auch fein, dass sie am Wasser liegt, aber ich mag die Stimmung in der Stadt irgendwie nicht. Die vielen Gruppen mit kurzgeschorenen Jugendlichen in Bomberjacken kommen irgendwie wenig einladend rüber. Auch das Hotel in Rostock ist zweckmäßig und das Frühstück ist, wie schon in Hannover, reichhaltig und lecker. Am Sonntag fahren wir mit dem Auto zu einem bewachten Parkplatz, auf dem unser Auto für die Zeit unseres Urlaubs stehen wird und werden dann mit einem Stadtbus zum Hafen Warnemünde Rostock gebracht. 

Alle Mann an Board! 

Die Einsteigezeit konnte man vorab halbstündlich buchen und tatsächlich ist die Sache hier auch so organisiert, dass man erst genau pünktlich vorrücken kann. Wenn man zu früh ist, dann steht man eben draußen, vor dem Cruise Terminal in einer Schlange. Vor dem eigentlichen Betreten des Schiffs, wird man für die Sicherheitskontrolle fotografiert und bekommt seine Bordkarte, mit der wir auch die Kabine öffnen können. Eine weitere Einweisung oder Einführung erfolgt nicht. Es gibt noch ein Begüßungsfoto im aufgebauten AIDA Backdrop, für den der Zeugwart und ich ganz Norwegen temperaturkonform einfach die Jacken anlassen. So ein Foto soll ja auch möglichst authentisch aussehen. Kaufen kann man das Bild später für 15 EUR auf dem Schiff, wenn man möchte. Dann stellen wir uns für eine Sicherheitskontrolle an. Was hier warum gescannt wird, haben wir nicht wirklich mitbekommen. 

Kontrolle muss sein.

Erst, als wir selbst dran sind, gibt es vom Mitarbeiter die Aufforderung sich einmal bis auf Hose und Oberbekleidung aller Jacken und Pullis zu entledigen. Ich bekomme die Frage, ob ich Lebensmittel für diese Reise nach Norwegen dabei habe und kann die mit nein beantworten. Meinen Laptop packe ich aus, aber nur, weil ich danach gefragt habe und das bejaht wurde. Anders, als am Flughafen gibt es hier kaum genügend Wannen, um all das Hab und Gut von mehreren Reisenden abzufertigen. Kein Wunder, dass die Schlange so lange ist. Würde man, ähnlich wie am Flughafen, vorher kommunizieren, was passiert und wie man sich am Besten darauf vorbereitet, dann könnte diese ganze Sicherheitskontrolle auch deutlich geordneter ablaufen. Norwegen

Schlechte Laune und Unfreundlichkeit versprüht das Sicherheitspersonal dann zusätzlich. Klar, dass die Kontrolle nicht reibungslos funktioniert und auch klar, dass die Menschen dann auch wieder einen Platz brauchen, um sich ihre Klamotten wieder anzuziehen. Es ist irgendwie also ein hausgemachtes Problem, dass hier zu Unmut führt. Wir Reisenden können dafür aber irgendwie am Allerwenigsten. Trotzdem scheint es, dass einige Mitglieder der Sicherheitsfirma schon nach wenigen Stunden eigentlich die Schnauze ziemlich voll haben. 

Der Zeugwart und ich besteigen das Schiff und sind auf uns alleine gestellt.

Meine Erwartungshaltung wäre gewesen, dass ich dann wenigstens hier, wenn schon nicht beim Erhalten der Bordkarte, eine kurze Einführung erhalte. Klar werde ich meine Kabine auch ohne Hilfe finden, aber im Grunde ist es auch nicht zu viel verlangt, wenn man mich begrüßt und mir kurz die wichtigsten Themen erklärt. So zumindest in meiner Welt. In der Welt von AIDAmar für diese Reise nach Norwegen ist das nicht der Anspruch. Der Zeugwart und ich finden eine Bar, trinken erst mal einen Kaffee und finden dann auch mühelos unsere Kabine. 

Für jedes Getränk, dass ich verzehre, leiste ich hier auf dem Schiff übrigens eine Unterschrift. Die ist mehrheitlich natürlich alles andere als lesbar, so ehrlich kann man schon sein. Aber da es verschiedene Getränkepakete gibt, ist es anscheinend notwendig die Menschen einfach regelmäßig ihren Namen auf einem Boniergerät verewigen zu lassen. Spontan organisiere ich mir vor dem Ablegen in Warnemünde heute noch einen Friseurtermin und habe es damit wirklich gut getroffen. Man darf, was einen Friseurbesuch angeht, ja auf jeden Fall auch mal Glück haben! Mit meinem frischen Haarschnitt bin ich nun also bereit für den Leinen los Befehl. Wir legen mit ein klein bisschen Verspätung Richtung Norwegen ab und schaukeln uns dann zum Abendessen und ins Bett.