Manchmal kommt es mir vor, als würde alles ewig dauern. Das ist besonders der Fall, wenn ich Schmerzen habe. Tage mit Schmerzen sind länger und natürlich anstrengender als Tage ohne. Oder wenn ich Langeweile habe, dann dauert auch alles ewig. Diese Woche beginnt gleich schmerzhaft, weil ich Montag früh eine Verabredung mit dem Aktiven habe. Wie gefühlt jeden Montag seit dem wir mit der Physiotherapie nach meinem Radunfall angefangen haben. Montag ist der Tag der Leiden. Zumindest für mich.

Obwohl ich damit nicht alleine dastehe. Erstens gehen in dieser Physiotherapiepraxis die Kranken ein und aus und geben sich sprichwörtlich die Klinke in die Hand und zweitens leiden berufstätige Pendler, weil die Autobahnen verstopft sind und alle am Montag im Stau stehen. Zur Arbeit stehen bekommt da eine ganz neue Bedeutung. Könnte der Duden mal mit aufnehmen. Aber bis ich mich heute auf die Strasse begeben, liegen noch 40 lange Therapieminuten vor mir.

Therapieminuten sind länger als normale Minuten. Deshalb sind Ärzte auch knauserig mit dem Aufschreiben von Physiotherapierezepten. Sie wissen, dass die Patienten um ein vielfaches pro Minute leiden müssen. Der Aktive nutzt  diese Tatsache perfekt aus. Heute beschreibe ich ihm ein Bewegungsproblem und -als hätte ich es geahnt- schon, weiß der Aktive die Lösung und beginnt meinen Brustmuskel auf fieseste Art und Weise zu traktieren. Wo sonst meine Gelenkkapsel oder meine Titanplatte leiden, ist heute der Muskel dran. Der kann nachweislich gar nichts mehr.

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Ich kann mich nicht am Beckenrand hochdrücken, sondern muß beim Ausstieg vom Schwimmen die Treppe nehmen, wie eine alte Frau. Das war schon mal anders und ich hätte es auch gerne wieder da, wo es mal war. Aber meinen Matronenkörper hochzuwuchten klappt einfach nicht. Meine linke Schulter ruft schon bevor ich überhaupt ansatzweise Druck aufbaue um Hilfe und meine Nerven schicken Schmerzimpulse zum Gehirn. Da ist also nichts zu holen. Der Aktive muß es richten.

Als Hausaufgabe empfiehlt er eine Bodenturnübung. Ich soll eine 10kg Scheibe über den Kopf stemmen und leicht meine Schulterblätter vom Boden anheben. Du machst das schon, sagt der Aktive. Und ich merke mir die Hausaufgabe. Wir haben auch eine 10kg Scheibe daheim. Ich bin sehr gespannt, wie ich die 10kg Scheibe überhaupt erst zum Ort des Geschehens bringe und rufe noch während der Fahrt zur Arbeit den Zeugwart an, damit er sich diesbezüglich schon mal was überlegen kann.