Gefühlt bin ich super alt. Dabei ist das nicht der Fall und ich auch nur ein oder zwei Jahre älter als vor ein oder zwei Jahren. Für meinen Athletenkörper gelten aber ganz plötzlich doch andere Regeln. Und an die muss ich mich erst mal gewöhnen. Es ist wirklich faszinierend, denn ich erinnere mich noch an die Zeit, als meine Mutter so alt (oder jung) war, wie ich es heute bin. Sie hat mir dann oft gesagt, dass eine Zeit kommen wird, wo ich keinen Spagat mehr machen kann oder wo mir irgendwas besonders schwerfallen wird. Dabei war sie nicht altklug. Sie war ehrlich. Allerdings habe ich das nicht ernst genommen. Natürlich nicht. 

Wer jung ist und sich verbiegen kann, wie eine Brezel, der kann einer solchen Aussage kaum folgen. Bei mir war das zumindest so. Für mich war vollkommen klar, dass meine Mutter übertreibt und meine Oma erst recht. Und es war ebenfalls vollkommen klar, dass ich für immer und ewig beweglich bleiben werde. Nun gut. So ist es nicht. Man ist ja hinterher oft schlauer und so habe auch ich mittlerweile realisiert, dass weder meine Oma noch meine Mutter damals übertrieben haben. Ich werde einfach alt und die Beweglichkeit wird weniger. Und man erholt sich weniger gut. Bei mir kommt wahrscheinlich genau aus diesem Grund dieses leidige Läuferknie hervor. 

Vorbeugung ist klug

Vielleicht kommt es auch woanders her. Wo so eine Sportüberlastung ihren Ursprung hat, ist ja oftmals ungeklärt. Entscheidend ist, sie ist da, nervt und muss wieder weg. Und da nimmt man keine Tabletten oder wartet eben einfach mal ab. Das hilft bei einem Läuferknie nichts und auch nicht bei meinem Golferellenbogen, den ich im Moment ja ebenfalls habe. Bei diesen Verletzungen oder Überlastungen muss man selbst aktiv werden. Da heißt es ausgiebig dehnen. Nichts anderes hilft. 

Dehnen muss man die warme Muskulatur.

Gedehnt wird nicht nach einem festen Programm, weil ich das bisher nicht geschafft habe zusammen zu stellen. Ich dehne durcheinander. Im Grunde ist das aber auch egal, denn Hauptsache alle Muskeln werden gedehnt, die die Aufmerksamkeit benötigen. Eigentlich auch nicht besonders schlau. Ich sollte mein Programm zum Dehnen ausweiten, nicht, dass die Muskeln, die ich jetzt vielleicht nicht mit dehne, dann die nächsten sind, die Probleme machen. Das wäre dann ein sehr schmerzhaftes Lernprogramm. Und darauf habe ich auf keinen Fall Lust. 

Mein Programm zum Dehnen

Nach meinem heutigen Lauftraining rolle ich also, wie nach jedem Training, dass ich derzeit absolviere, meine Matte* aus und lege los. Die Dehn Anweisung der Physiotherapeutin sieht vor, dass jede Dehnung 2 Minuten lang gehalten wird. Alles, was kürzer ist, hat keine therapeutische Wirkung. Ich dehne also regelmäßig, beide Seiten, wenn es zwei gibt, und das nach jedem Training, wenn die Muskulatur warm ist. Das ist ganz schön zeitaufwendig. 

Knicksgroßer Ausfallschritt, hinteres Knie auf dem Boden ablegen, Hüfte nach vorne schieben
hintere BeinmuskulaturHüftbreit stehen, Beine strecken, Hände auf dem Boden ablegen
Oberschenkel Vorderseiteim stehen eine Ferse zum Po ziehen/ Knie, Hüfte und Schulter bilden eine Linie
BrückeAuf dem Rücken liegend, Füße aufstellen und Becken anheben
DrehdehnlagerungRückenlage, Arme in 90° seitlich ausgestreckt, ein Knie anheben und zur Brust ziehen, dann zu einer Seite ablegen und den Kopf in die entgegengesetzte Richtung drehen
Yoga TaubeAufrecht sitzen mit einem nach hinten ausgestreckten und einem vorne angewinkelten Bein
BauchdrehungBauchlage, Arme in 90° seitlich ausgestreckt, Kopf in eine Richtung drehen, Fuß der gleichen Seite hinter dem Po abstellen
Unterarmdehnungim knien beide Hände mit den Fingerspitzen zum Knie aufstellen, Arme strecken und den Po zu den Fersen setzen
Äußere Hüfteauf dem Rücken ein Bein anwinkeln, Sprunggelenk des zweiten Beines auf das gebeugte Bein legen, unteres Bein mit den Händen zum Körper zu ziehen
Katze / KuhVierfüßlerstand – abwechseln Hohlkreuz und Rundrücken
liegender Schmetterlingvom Langsitz Beine beugen, Knie zur Seite fallen lassen, Fußsohlen aufeinander legen, Oberkörper nach hinten legen
Haltung des Kindessitzend knien, Arme nach vorne, runder Rücken

Wenn ich dann noch die Zeit dazunehme, die ich zum Duschen brauche, dann verlängert sich die Trainingseinheit auf diese Weise schnell mal um eine Stunde. Ist es das wert? Dazu gibt’s von mir ein klares Ja. Meine Schmerzen sind mittlerweile deutlich besser geworden und ich fühle mich generell auch deutlich besser. Nicht, dass ich deshalb auch nur einen Monat jünger rüberkomme, als ich tatsächlich bin. Aber manchmal geht’s auch einfach um das Wohlfühlen. Und dafür hilft mir das Dehnen tatsächlich. Ich muss nur dran bleiben.