Der Zeugwart und ich sind alt. Irgendwie. Natürlich nicht gefühlt und auch nicht im realen Leben, aber irgendwie gibt es immer mehr Menschen, die wesentlich jünger sind als wir. Und genügend, die sportlicher, fitter und durchtrainierter sind, als wir. Ich bekomme heute die Einführung in den Reha Sport oder in das Wiederaufbautraining oder ins Krafttraining oder wie man es auch immer nennen möchte. Entscheidend ist, im Rehazentrum findet es statt und die Krankenkasse bezuschusst es. Was mich schon wieder älter erscheinen läßt, als nötig. Oder kränker. Aber egal.

Da stehe ich drüber.

Ich tanze bereits in Jogginghose an und bin untendrunter schon mal sportlich angezogen. Laufklamotten sollten für diese Art Sport vollkommen ausreichend sein und so kommt noch ein paar Turnschuhe die bisher nicht draußen rumgelaufen sind und ein Handtuch in die Tasche, und wir sind fertig. Im Reha Zentrum angekommen, ziehen wir uns flott um und dann beginnt die Einweisung. Meine Zielsetzung ist klar… ich muß mich wieder komplett schmerzfrei bewegen können, ein aufrechter, runderer Laufstil wären super und einfach mehr Kraft um länger in Aeroposition auf dem Rad verweilen und eben längere Läufe machen zu können wäre prima.

Kraft ist das halbe Leben

Der Zeugwart begleitet mich heute, weil auch ihm sein ISG und der Rücken immer mal wieder Probleme macht. Mehr Kraft zu haben ist auch für Zeugwarte nicht verkehrt und ganz bestimmt, kann er die dann auch entsprechend umsetzen. Im Scherz besprechen wir, dass der Zeugwart auf das Abbild des Marky Mark hinarbeitet und die junge Dame an der Rezeption, bei der ich vor Tagen den Termin vereinbart hatte, musste garantiert erst mal googeln, weil Marky Mark längst über diesen Künstlernamen hinaus gekommen und dem Traum aller Teenies entflohen ist.

Die Geräteeinweisung beginnt mit warm machen. Anders, als im mittwöchlerischen Tanztraining geht es hier für mich auf’s Fahrrad und ich radle mich 10 Minuten ein. Die Wattzahl sollte bei 100-125 liegen und so trete ich munter vor mich hin und schaue währenddessen aus dem Fenster. Hier ist Samstags wirklich tote Hose, kein Mensch ist auf der Strasse. Wenn man mal seine Ruhe haben möchte, ist diese Gegen dafür wirklich zu empfehlen.

Nach dem Einfahren bzw. warm machen, legen wir los. Ich bekomme die Rudermaschine erklärt, eine Maschine für die Brustmuskulatur, für die Beine, den Rücken und den Bauch. Alles Problemzonen, wie ich finde und wie sich dann an Hand des mikrigen Gewichts, was ich bewältigen kann, auch bestätigt. Wenigstens benutzen die Geräte als Gewichtseinheit Newton und nicht Kilogramm, so sieht es wenigstens nach ordentlich Masse aus, wenn man sich die Zahlen betrachtet.

Der Zeugwart darf auch etwas im Lang- bzw. Freihantelbereich trainieren und ich ahne schon, dass wir Marky Mark hier langsam aber sicher näher kommen dürften. Der junge Trainer, der uns hier einweist, fragt nach. Was es denn mit diesem Marky Mark so auf sich habe, will er wissen und ich bin höchst amüsiert, dass ihm die Legende meiner Jugend ganz offenbar nichts sagt. Ich versuche es mit einer Erklärung, nämlich dass Marky Mark, außer ziemlich muskulös zu sein auch mit seiner Band mal recht ordentliche Erfolge gefeiert hat… aber ich werde nur mit der Frage, ob der da eher so für sich Musik gemacht hätte, ausgebremst. Der junge Trainer ist 1991 geboren, zwar zur Haupterfolgszeit des Marky Mark, aber das nützt bei einem Baby natürlich nichts.

Wir sind also tatsächlich ziemlich alt. Aber das soll dem Ziel natürlich keinen Abbruch tun. Als wir mit der Geräteeinweisung fertig sind, bin ich ziemlich durchgeschwitzt und beschließe, dass ich für den Rest des Samstags jetzt wohl erst mal besser eine vorbereitende Dusche nehme. Dann kann es mit der sonst so üblichen Beschäftigung weiter gehen.