Wenn es nach mir gehen würde, dann würde ich das Athletiktraining längst nicht so oft machen, wie es die Chefin auf den Trainingsplan draufschreibt. Athletiktraining ist total super anstrengend, ich schwitze eigentlich schon, wenn ich nur daran denke und es ist zusätzlich entsetzlich mühsam. Mein Knie behindert mich bei vielen Übungen und ich muß mir die Übungen ja immer entsprechend raussuchen und zusammenstellen. Wenn es um Athletiktraining geht, könnte ich vom Prinzip her auch zahlreiche Ausreden finden, um es einfach zu lassen.

Aber so einfach ist das als Triathlet nicht. Schon gar nicht, wenn man schon mal verletzt war und auch nicht, wenn man ein Ziel vor Augen hat. Irgendwie ist ja schließlich klar, dass von nichts auch nichts kommen kann. Die Theorie besagt es und praktisch jeder Sportler macht es vor, nur wer trainiert hat Erfolge. Nur ganz wenige kommen voran, auch wenn sie nicht trainieren. Manch einer hat Talent, was praktisch vom Himmel fällt und nicht gefördert werden muß, sondern einfach so funktioniert. Wie früher in der Schule. Es gab immer den Einen, der eben nicht lernen musste, immer ein ganz schlechtes Gefühl hatte und doch die eins in der Arbeit geschrieben hat.

Ich muß trainieren um Erfolge zu erzielen. Und dabei sind meine Erfolge winzig klein, oftmals kaum merkbar, wenn man sie nicht genau verfolgt und wenn man nicht vor Augen hat, wo ich herkam oder wie es noch vor ein paar Wochen war. Es ist ein großer Haufen Arbeit, ohne ein wirklich vielversprechendes Ergebnis. Vor allem beim Athletiktraining, was heute mal wieder auf dem Plan steht. Erfreulicherweise hat die Frau Chefin heute auch Dehnen drauf geschrieben, wahrscheinlich, weil sie insgeheim schon bei der Gestaltung des Trainingsplanes wusste, was die Muskelstunde geschlagen haben wird, wenn der heutige Trainingsplan abgearbeitet werden möchte.

Die Übungen für mein Knie mache ich heute zuerst und ausgiebig. Die sind unglaublich schwierig, meine Muskeln arbeiten daran, bis sie zittern. Und das, obwohl das von außen alles ganz einfach aussieht. Manchmal ist es ja auch ganz cool, wenn es leicht aussieht, obwohl es viel Arbeit ist. Wie ich das heute finde, muß ich mir noch überlegen. Der Zeugwart erwähnt auf jeden Fall, dass das nicht besonders nach Sport aussieht, was ich da so mache. Da kann ich nur schnaufen.

Auf der Matte mache ich dann ein ziemlich umfangreiches Blackroll Programm und dehne gefühlt jeden Muskel meines Körpers. Auch die Muskeln, die ich eigentlich kaum benutze und die deshalb gar keine Dehnung nötig haben sollten. Denke ich mir so. Aber noch während ich das denke merke ich, dass anscheinend jeder Muskel in meinem Körper eine Dehnung nötig hat und total verkürzt ist. Zumindest fühlt sich jeder Muskel, den ich angehe, entsprechend an. Ich dehne also einmal alles, so bleibt kein Auge trocken. Und während ich also die Muskeln bis ans äußerste entspanne, blicke ich auf ein passendes Hörbuch, was mir ja ein wunderbares Ohmen liefert.

Ich hoffe nicht, dass es in naher Zukunft schon so weit ist, obwohl es sich schon sehr nah anfühlt. Ich marschiere heute mal wieder nass geschwitzt unter die Dusche. Dass dehnen der Entspannung dient und nicht anstrengend ist, braucht mir keiner zu erzählen.