Wie jeden Sonntag melde ich gestern der Chefin, noch ehe der Zeugwart und ich zu unserem traditionellen Kinobesuch aufbrechen, meine Trainingsleistungen der vergangenen Woche zurück. Schwimmen ist ja ausgefallen, aber ansonsten war ich in der letzten Woche ganz gut. So erwarte ich heute den üblichen Montagsruhetag, was ja auch ganz gut zum Heiligen Abend passen würde. Der Zeugwart und ich verbringen den Tag heute anders als sonst und gehen noch ein bisschen bummeln. Überraschenderweise sogar ziemlich alleine, was man ja überhaupt nicht vermuten würde, wo doch immer von so viel Betrieb in den Geschäften am Heiligen Abend gesprochen wird.

Und dann schaue ich, was ein Glück, noch mal in den Trainingsplan, weil die Chefin sich immer am frühen Montag Nachmittag meldet und mir die Wochenplanung mitteilt. Und was sehe ich da? Mein Weihnachtswunsch nach einem Ruhetag wurde gar nicht erfüllt, na das ist ja ein Ding. Wahrscheinlich habe ich ihn auch gar nicht wirklich richtig formuliert, weil die Erwartungshaltung so glasklar war? Die Chefin ist einfach nicht vorhersehbar, das wird mir heute klar. Was mache ich jetzt also?

Eigentlich gibt’s keine Wahl und da wir heute erfreulicherweise auch total frei sind, kann ich die Sportklamotten anziehen und das Training gleich umsetzen. Ich mache heute also eine Stunde Athletiktraining und weil die Chefin keine weitere Definition als Stabi aufgetragen hat, mische ich Übungen zusammen, die ich im Internet, oder einschlägiger Literatur, finde. Die Internetseite, die die Chefin öfter empfiehlt, gibt zahlreiche Empfehlungen. Nicht nur für Übungen, die ich schon kenne, sondern auch für zahlreiche neue Übungen, die ziemlich fies sind. Da der übliche Ruhetag ausfällt und das ja per se schon ziemlich fies ist, passt das ja ganz gut.

Heute binde ich das TRX mit ein. Wir haben es seit Jahren, aber so richtig benutzt habe ich es bisher nur in der Rehaphase nach meinem Radunfall, um die Schulter wieder zu mobilisieren. Heute, mit Zeit und Muse, nutze ich die Gelegenheit und mache einige Übungen am TRX. Zwar sagt ein Sportler in einem Schlingentrainervideo, dass das Schöne am TRX der geringe Platzbedarf ist, aber meine Einschätzung ist eine komplett andere. Ich brauche für das TRX mal mindestens so viel Platz, wie für die Matte, um die Übungen richtig durchzuführen. Es hängt zwar platzsparend im Raum, aber das ist auch alles, was wirklich Platz einspart. Ich räume also ein bisschen um und bin dann praktisch so gut ausgestattet, wie in einem Fitnessstudio. Alles liegt parat. Es kann los gehen.

Die Übungen am TRX sind ganz schön anstrengend und ich hoffe wirklich, dass die Chefin sich dabei auch wirklich etwas gedacht hat. Wo doch am Montag eigentlich immer Ruhetag ist! Ich binde außerdem die Powerbands mit ein und mache, ganz ohne Hilfsmittel, Übungen auf der Matte. Eine Stunde Athletiktraining verlangt meine ganze Kreativität in der Übungsauswahl, da kriege ich kaum nur schöne Übungen unter. Aber erfreulicherweise fällt mir ein, dass die Chefin am Schluß auch immer eine ordentliche Portion Dehnübungen gut findet und dass Sorteira ebenfalls dem Dehnen eine entsprechende Bedeutung in der Genesung meines Knies gegeben hat. So dehne ich ausgiebig, ehe der Zeugwart und ich zum gemütlichen Teil des Heiligen Abends übergehen.

So leicht kann aus einem vermeintlichen Ruhetag als Weihnachtswunsch eine effektive Trainingseinheit werden.