Heute früh stellen der Zeugwart und ich uns den Wecker, denn wir kommen laut Urlaubsplan in Hausgesund an und wollen dort eine Wanderung unternehmen. Nicht, dass wir dafür pünktlich irgendwo sein müssten, das nicht. Aber wir wollen den Tag natürlich bestmöglich ausnutzen. Wann kommt man denn schon mal nach Haugesund an der Nordseeküste? Eben. Nie. Ich freue mich auf den Besuch der Handelsstadt, sie soll viele hübsche Ecken zu bieten haben und tolle Einkaufsstraßen. Allerdings sind wir schon spät dran irgendwie und das ist doch untypisch für so ein AIDA Schiff. Denn die Reiseroute ist eigentlich sehr durchgetaktet. Da kann ich kaum glauben, dass wir nicht pünktlich um 8h anlegen. Und als der Kapitän sich dann während meines Frühstücks über die Lautsprecher meldet und sagt, dass wir heute gar nicht nach Haugesund kommen werden, ist auch klar, warum wir nicht pünktlich waren. 

Sicherheit geht immer vor!

Es ist stürmisch und die Einfahrt in den Hafen von Haugesund zu gefährlich. Der Lotse, der in den Gewässern von Norwegen nach Vorschrift immer an Bord sein muss, konnte uns nicht gefahrlos in den Hafen bringen. Also ankern wir draußen. Vor der Stadt. Da der Bug im Wind steht, liegt das Schiff ganz ruhig und entspannt, so dass praktisch keiner, inklusive mir, nachvollziehen kann, wo denn das Problem liegen soll einfach in den Hafen zu fahren. Der Kapitän empfiehlt deshalb, weil er seine Pappenheimer eben kennt, doch einfach mal an Deck zu gehen und sich die gut 30 Knoten Windgeschwindigkeit um die Nase wehen zu lassen. 

Nach dem Frühstück ziehen wir uns deshalb Schal, Mütze und Jacke an, und spazieren auf Deck 12, um die Windknoten mit eigenem Körperwiderstand zu erleben. Und tatsächlich gibt es einiges zu erleben. Das Schiff ist obenrum ja mit durchsichtigen Scheiben abgesichert, durch die man durchsehen kann, die aber den Wind gut abhalten. Nur ein paar wenige Bereiche lassen den Wind tatsächlich volle Kanne erleben. Und hier bläst es ordentlich. Einem Herrn bläst es glatt den Milchschaum vom Cappuccino, den er hier in Ruhe an Deck, mit Blick auf Haugesund, trinken wollte! Das ist doch ein Ding. Der Zeugwart und ich nehmen eine Weile in einem der aufgestellten Strandkörbe platz und sitzen hier ganz windgeschützt. Trotzdem ist es zu kühl zum lesen. 

Und wenn einem sogar der Kaffee aus der Tasse geweht wird, dann sitzt man drinnen vielleicht doch etwas besser. 

Der Kapitän meldet sich heute noch ein paar mal bei uns, weil er über mögliche Ersatzpläne für den Haugesund-Ausfall berichten möchte und darüber, wie sich der unfreiwillige Seetag nun noch entwickeln könnte. Irgendwann erhalten wir die Information, dass ein neuer Lotse oder sogar ein Lotsenteam zugestiegen ist und wir uns heute Abend ganz planmäßig durch den Wind auf machen können in Richtung Norden. Hier wollen wir nämlich durch den Hardangerfjord fahren und im kleinen Örtchen Eidfjord anlegen. Der Ort sieht auf der Karte winzig aus und ganz sicher sind auf der AIDAmar mehr Menschen als der Ort tatsächlich hat. Das ganze erinnert mich ein bisschen an Kona auf Hawaii. Der Ort, der entweder zur IRONMAN WM erwacht, oder, wenn ein Kreuzfahrtschiff anlegt, und der ansonsten einfach klein und verschlafen vor sich hin existiert. 

Ein bisschen Bewegung schadet nicht.

Damit man sich auf so einem Schiff überhaupt ein bisschen bewegen kann, gibt es ein Fitnessstudio mit ordentlicher Größe. Ich würde es jetzt nicht überdimensioniert nennen, aber es ist für die Anzahl an Sportwilligen groß genug. Da es genügend Laufbänder gibt, nutze ich die Gelegenheit und laufe mal eine Runde, auch wenn ich sagen muss, dass das Laufen auf einem Laufband jetzt absolut nicht zu meinen Lieblingsläufen zählt. Wie nervig ist es bitte auf der Stelle zu laufen und das immer gleich schnell tun zu müssen? Also für mich ist das nichts. Ich bin froh, dass ich praktisch immer draußen laufen kann. Hier auf der AIDAmar wäre das auch möglich übrigens, aber natürlich ist der Joggingparcour, der hier aufgemalt ist, aktuell durch zahlreiche Spaziergänger belegt und ist außerdem dem extremen Wind ausgesetzt. 

Mein Buch kann ich heute noch vor dem Abendessen zu Ende lesen und ein neues Aussuchen. So ein Kindle ist dafür ja wirklich Gold wert. Während wir uns noch bei Tageslicht in den Harangerfjord aufmachen, schieße ich vom Balkon noch ein paar Fotos. Und nach dem Abendessen lande ich dann ziemlich schnell im Bett.