Die Stunde mehr schlafen kam mir heute Nacht wirklich gelegen. Manchmal paßt das einfach in den Kram. Wahrscheinlich allerdings nur im Herbst, im Frühjahr werde ich mich diesbezüglich sicherlich anders äußern. Vorhersehbar. Heute findet der Frankfurt Marathon statt. Start ist um 10h und so können wir relativ lange schlafen, was ja denkbar ungewöhnlich für einen Sonntag ist. Um wenigstens auch ein bischen sportlich zu sein, fahren wir mit den Rädern an die Strecke. So können wir unsere Läuferin Madita ordentlich anfeuern und alles geben. Auch als Zuschauer und Anfeuerer muß man an der Strecke Einsatz zeigen. Wir fahren also mit den Rädern los und beziehen unsere erste Stellung auf der Alten Brücke in Frankfurt. Hier ist Kilometer 13 und die ersten Läufer erwarte ich nach 40Minuten. Viel länger sollte sich Arne Gabius, der heute deutschen Rekord laufen will, nicht Zeit lassen um sich meine Anfeuerung abzuholen. Und als hätten Arne und ich uns abgesprochen läuft er nach 40Minuten wie ein Uhrwerk an mir vorbei. Mein „Tschakka Arne“ quittiert er überhaupt nicht, obwohl er es gehört haben muß. Volle Konzentration halt. Muß ja so sein.

Kurz nach ihm freue ich mich auf Lisa Hahner. Von ihr weiß ich, dass sie sich über Anfeuerung freut und dass sie diese auch wahrnimmt. Also schreie ich auch ihr entsprechendes entgegen und bekomme ein Lächeln. Wahnsinn! Also das freut mich aber. Frauen sind einfach empfänglicher als Männer.

Nur ein paar gefühlte Minuten später kommt der Flitzer angerannt. Seinen Hut erkennt man von weitem. Außerdem trägt er einen Luftballon mit einer Zielzeit von 3:44Stunden. Das macht es natürlich auch leichter, ihn zu erkennen. Wir rufen ihm zu, dass es jetzt gilt, nicht nachzulassen, dass er viel schneller sein könnte und dass er so langsam ist, dass man ihn malen kann… und schon ist er vorbeigerannt. Dabei hätte ich noch ein paar Sprüche auf Lager, die ich erst vor wenigen Tagen mit ihm besprochen habe. Wir müssen ihn später also nochmals suchen, damit ich die auch loswerden kann.

Unsere Vereinsanfeuertruppe hat den Blick konzentriert auf die Strecke gerichtet und so erkennen wir Madita bereits von Weitem. Sie freut sich riesig uns zu sehen und ist bei Km 13 auch noch super in Schuß. Ihr Ziel ist es schneller als 4:30h unterwegs zu sein… im Moment sieht das super im Plan aus. Was will man mehr?

Nachdem Madita durch ist, schwingen wir uns kurzfristig aufs Rad und preschen einmal quer durch Frankfurt um an der Schwanheimer Brücke, kurz nach dem Halbmarathon, erneut anzufeuern. Auch hier erwischen wir den Flitzer und seinen Luftballon und warten auf Madita. Jetzt wirds für uns noch mal stressig, denn wir wollen zu Km 30-34 auf die Mainzer Landstrasse und kennen uns in Griesheim nicht allzu gut aus. Darauf können wir jetzt aber keine Rücksicht nehmen. Immerhin geht es ums Anfeuern bei einem Marathon, das werden wir wohl durchstehen. Also, beschleunigen, kurze Rast an einer heruntergelassenen Bahnschranke, und weiter gehts. Auf der Mainzer Landstrasse ist vom Flitzer weit und breit nichts mehr zu sehen. Er ist schon durch, wir haben ihn verpaßt. Ärgerlich. Aber Madita kommt noch und sieht gar nicht so schlecht aus, wie sie sich fühlt. Oder eher, wie sie berichtet sich zu fühlen. Ich versichere ihr aber, dass es nun nicht mehr weit ist. Was ja irgendwie auch stimmt, weil es von hier nur noch runde 10km bis ins ZIel sind. Die sind zu schaffen. Zumal sie weiterhin toll in der Zeit liegt.

Wir fahren ein Stück auf der Mainer Landstrasse neben ihr her, so dass ich ihr ab und zu noch mal was zurufen kann… und dann biegt sie ab in die Stadt, und wir fahren heim. Wir kennen keinen mehr auf der Strecke, alle bekannten Gesichter sind durch, wir sind hungrig, müde und uns ist kalt. Also kein Grund, sich hier noch die Beine in den Bauch zu stehen.

Claudi gives it a TRI - Frankfurt Marathon 2015

Als wir daheim ankommen sagt der Tacho knappe 60km. Wahnsinn, was so ein bischen anfeuern an Kilometer fressen kann. Aber so haben auch wir heute sportlich ein bischen was gemacht. Das späte Mittagessen schmeckt heute besonders gut.

Auf der Couch erfahren wir, dass Madita eine tolle Zeit geschafft hat und 10Minuten schneller war, als geplant. Wahnsinn! Und wir erfahren, dass Lisabet, die erst letzte Woche einen Crossmarathon gelaufen ist, auch auf der Strecke war. Der Start war aber geheim. Unfassbar, was diese Vereinsmädels so aushecken… Lisabet hat sich am Freitag noch nachgemeldet und weil sie etwas langsamer als Madita war, ist sie tatsächlich den kompletten Marathon ohne unsere Unterstützung gelaufen. So haben wir sie wenigstens mal nicht genervt. ;-) Auch sie hat ihre Bestzeit pulverisiert und war 25 Minuten schneller als letzte Woche. Diese Vereinsmädels sind doch echt der Wahnsinn!

Ich plane im kommenden Jahr selbst beim Frankfurt Marathon mitzulaufen. Das wäre mein erster Marathon. Ankommen wäre das Ziel, und durchlaufen. Hoffentlich macht mein Knie mit. Und hoffentlich gibt es ganz viele Leute, die mich an der Strecke anfeuern. So tough wie Lisabet bin ich nämlich nicht. Das weiß ich bereits.