Meine Nacht war nicht so prima, wie ich sie mir gewünscht hätte. Irgendwie war ich viel zu spät im Bett und habe dann auch noch heutigen Tag geplant. Eine Geschäftsreise lohnt sich ja nur so richtig, wenn man auch viel abgearbeitet bekommt. Und vor allem muß sollte man es besser zusammen als jeder für sich vor dem PC mit Hilfe von Telefon oder Skype abgearbeitet bekommen. Das ist ein wesentlicher Vorteil, wenn ich vor Ort bin. Viele Erklärungen, gerade an unerfahrenere Kollegen, gehen einfach etwas leichter, wenn man zusammen sitzt.

Der Wecker klingelt heute früh trotzdem zeitig. Ich will nämlich laufen gehen. Diesmal allerdings in die andere Richtung. Nicht in Richtung Stadt und Promenade, sondern um den Yachthafen herum, in Richtung Park Vigier. Da geht es auch etwas hoch und es gibt einige Treppen zu bewältigen. Ich denke, das passt in meinen Belastungsplan ganz gut rein. Und im Grunde geht es ja auch nur darum, dass ich mich ein bisschen bewege, wo heute wieder ein langer Bürotag ansteht und dann noch der Heimflug zurück nach Frankfurt.

Richtig angezogen

Ich trete vor das Hotel und bin durch die Kühle etwas überrascht. Zwar habe ich natürlich entsprechende Klamotten an, aber im Gegensatz zu gestern, wo ich mit dem kurzärmeligen Laufshirt unter dem Windstopper gut bedient war, trage ich heute lange Ärmel und fröstel etwas. Es ist nicht so, dass es wirklich eiskalt ist, aber sicherlich auch nicht viel wärmer als 5°C. Ich trabe los und weiche einem Hund samt Herren aus. Der Hund ist zwar gerade damit beschäftigt mitten auf den Gehweg zu kacken, aber trotzdem muß ich mich nicht vorbeidrängen. Ich bin auf dem Klo auch am liebsten für mich.

Den Yachthafen habe ich schnell erreicht. Das Hotel liegt diesbezüglich wirklich perfekt. Alles ist hübsch beleuchtet und die ersten Nizzarianer machen sich auf den Weg zur Arbeit. Direkt hier am Yachthafen ist nämlich die Straßenbahnhaltestelle, die hoch frequentiert ist. Ich trabe vorbei, bestaune die großen Yachten und betrachte die vielen Restaurants, die hier in erster Reihe zum Hafen liegen. Sicherlich nicht ganz billig, dieser Standort! Hier liegen richtig hohe Beträge im Wasser, und das weiß ich, obwohl ich keine Ahnung von Yachten und Liegeplätzen habe.

Begegnung

Und wie ich so mitten in meinem Trab bin, kommt mir ein Läufer entgegen. Er rennt. Also seine Geschwindigkeit und meine, sind denkbar unvergleichlich. Außer vielleicht, dass wir beiden eine Sprungbewegung machen, haben wir nichts gemeinsam. Glaube ich zumindest. Als er praktisch direkt vor mir ist, kann ich erkennen, dass es ein Asics Frontrunner aus Frankreich ist. Das Shirt gibt es preis. Ist ja lustig. Und er macht langsam, zeigt auf mein Stirnband und macht den Daumen hoch. Offenbar erkennt er das Tricamp Logo. Er grinst, teilt kurz mit, dass das auch Frontrunner sind und wünscht mir einen schönen Tag.

Die Welt ist doch wirklich ein Dorf. Da müssen ja schon viele Zufälle zusammenkommen, dass das passiert. Aber gut. Ich laufe vom Park zurück zum Hotel und kann wirklich fein traben. Das gefällt mir wirklich gut. Es ist nicht so, dass es schnell wäre, aber es ist ein Trab und ich mache das kontinuierlich. Das gefällt mir. Als ich zurück am Hotel bin, habe ich das Gefühl, dass ich noch gut hätte weiter laufen können. Vielleicht nicht ewig… aber auf jeden Fall für eine Weile.

Beim Frühstück, das sehe ich von der Lobby aus, sitzen 150 Menschen. Sie haben alle verfügbaren Plätze besetzt und zusätzlich sitzen Gäste mit ihren Croissants auf den Sitzgelegenheiten in der Lobby. Wow. Hier ist auch eine sehr ordentliche Lautstärke. Gut, dass ich mich für diese Reihenfolge entschieden habe und jetzt erst mal duschen gehe. Und im Anschluß packe ich auch gleich schon mal meine Tasche. Als ich dann zum Frühstück komme, bin ich die Einzige. Die Servicekraft ist sichtlich entspannt und presst mir einen Orangensaft, während ich mir Wasser einschenke. Ein guter Start in den Tag.