Der Trainer findet anscheinend, dass ich ab sofort öfter mal doppelt ran soll, zumindest schreibt er das immer mal wieder in meinen Trainingsplan, auch an einem Arbeitstag. Das, was früher nur die absoluten Supersportler gemacht haben, jubelt mir der Trainer mittlerweile einfach so sang und klanglos unter. Und ich mache das auch noch, weil ich es als vollkommen normal empfinde. Das ist doch verrückt. Ich muß meine Definition von „Supersportler“ deshalb unbedingt überdenken. Ich bin nämlich in der Realität unheimlich weit davon entfernt einer zu sein. Ich schreibe mir das gleich mal auf die Liste, die ich noch abzuarbeiten und abzudenken habe.

Durchziehen am Morgen

Bis ich dazu komme, das zu überdenken, arbeite ich den Trainingsplan aber ansonsten einfach erst mal ab. Es wäre schließlich etwas zu viel verlangt, jetzt auch noch alles umzustricken. Das muß nun wirklich nicht sein. Also durchziehen, heißt die Devise. Auch an einem Arbeitstag. Gleich nach dem Frühstück breche ich auf zur ersten Disziplin. Der Trainer hat nicht wirklich eine Vorgabe gemacht, was wann und in welcher Reihenfolge zu absolvieren ist, aber im Trainingsplan ist Laufen vor Schwimmen (wahrscheinlich ausschließlich wegen des Alphabetes) gelistet und so mache ich heute also einen Morgenlauf.

Natürlich mit meiner neuen Uhr. Ich könnte ja auch zurück zu alten Methoden schwappen, aber ich stelle mich der neuen Herausforderung!

Die Uhr findet „GPS in no time“ wie man auf neudeutsch ja zu sagen pflegt. Also ich bin wirklich noch im Treppenhaus, da gibt sie schon aufgeregt bekannt, dass sie meinen Pulsgurt gefunden hat und alle GPS Signale ausreichend sind um jetzt gleich loszulegen. Das ist ja fast etwas stressig. Ich drücke auf Start und schon kann es auch tatsächlich los gehen. Die Anzeigen sind neu und leicht zu dran gewöhnen, die Umschaltung auf andere Anzeigen ist einfach und der Pulsgurt ist nicht zu merken. Ich soll 45 Minuten laufen, sagt der Trainingsplan und ich fange an den Trainer innerlich zu verfluchen, weil 45 Minuten schon ordentlich sind für einen Morgenlauf. Zumindest aus meiner Perspektive. Aus seiner natürlich nicht, sonst würde er das nicht da hin schreiben.

Tolle Uhr

Meine neue Uhr teilt mir jeden gelaufenen Kilometer mit und blendet die Zeit, die ich dafür gebraucht habe ein. Jetzt will sie mich auch noch deprimieren! Ich bin heute nicht schnell unterwegs und ruhe mich sofort auf der Temperatur aus. Es ist wirklich bereits ziemlich warm. Das muß der Trainer unbedingt bei der Auswertung des Training beachten. Ich hoffe, das tut er auch.Ich bin nach 43 Minuten im idealen Pulsbereich wieder zurück zu Hause und erwische den Zeugwart noch daheim. Der geht nämlich etwas später zur Arbeit heute. Wir verabreden noch, dass jeder seine Schwimmsachen für heute Abend bereits mit zur Arbeit nimmt, weil es knapp werden könnte und dann trennen sich unsere Wege. Er geht arbeiten und ich unter die Dusche. So eine Dusche ist nach dem Sport ja irgendwie ein ganz besonderes Highlight.

Am Abend

Nach einem mühsamen Arbeitstag, der jede Menge Abstimmarbeiten, wilde Rechnereien und dumme Fragen parat hatte, steht das ganze Rhein-Main-Gebiet unter Strom. Laut Verkehrsfunk sind alle auf der Strasse und stellen sich auf irgendeiner der zahlreich vorhandenen Autobahnen an, um in den Feierabend zu fahren. Stau auf allen Autobahnen und im gesamten Stadtgebiet. Heute scheint wirklich der Wurm drin zu sein. Manchmal passiert eben auch alles auf einmal, und dann auch gleich ziemlich heftig. Unfälle ziehen sich irgendwie an. Die Menschen sind gestresst und zack, ist es passiert. Genauso ist es heute auch.

Ich fahre von der Arbeit deshalb direkt zum schwimmen. Erst noch heim und dann wieder nach Frankfurt schaffe ich nicht. Vom Arbeitsvolumen her genausowenig, wie vom Verkehr. Also arbeite ich einfach eine Stunde länger und fahre dann von hier aus sporteln. Gut, dass die morgendliche Voraussicht in der Vorbereitung bereits alles gegeben hat und ich meinen Kram so dabei habe. Als ich zum Schwimmbad komme, ist es wirklich schon spät. Die anderen schwimmen seit 20Minuten. Gut, dass wir keinen Trainer am Beckenrand haben, sondern jeder macht, was er oder sie möchte. Für die Motivation ist das nicht immer was, aber für mich heute eben genau passend.

Der Fluch der neuen Sachen

Mein Schwimmpulsgurt wird noch angefriemelt und dann kann es auch schon losgehen, mit den Aufzeichnungen und mit der Schwimmerei. Eigentlich hatte ich mir ein Programm für heute erstellt, aber ich weiß nicht, wie ich es abrufen kann. Das ist die Krux mit neuen Sachen. Ich hatte es mir zwar durchgelesen, aber jetzt erinnere ich mich nicht mehr, wie ich es in der Uhr finde. Kein Problem. Da ich es eingestellt habe, weiß ich das Programm noch und weil schwimmen eh kein Hexenwerk ist, schwimme ich einfach. Erst rutscht mein Pulsgurt rum, dann justiert der Zeugwart noch mal nach und dann hält er auch da, wo er soll.

Claudi gives it a TRI - Schwimmtraining

Und so schwimme ich eine gute halbe Stunde, quatsche im Anschluß noch mit den Teamkollegen und freue mich, dass ich es trotz mühsamer Anreise doch noch zu zwei Trainingseinheiten heute geschafft habe. Auch wenn die halbe Stunde schwimmen weder im Sinne des Trainers, noch des Trainingsplans gewesen ist. Trotzdem ist es irgendwie gut, dass ich doppelt gesportelt habe und nicht frustriert auf der Couch gelandet bin.