Wir sind für unseren Urlaub in den Schwarzwald gefahren. Irgendwie haben wir, als es darum ging, Urlaub zu buchen, dem Coronatrubel noch nicht wirklich getraut und wollten auf Nummer sicher gehen. Außerdem war unser Urlaub im Schwarzwald letztes Jahr im September wirklich super toll und wir hatten das Gefühl, dass uns die gute Luft und die Einsamkeit richtig runtergebracht haben. Also sind wir wieder hier. Wir wohnen in der gleichen Unterkunft, im idyllischen Schwarzwaldhof, der Freunden von uns gehört, und kennen uns schon irgendwie ein bisschen aus. 

Der Coach hat für diese Urlaubswoche nichts in den Kalender geschrieben und trotzdem habe ich mehr Sportklamotten dabei, als andere Kleidungsstücke. So ist das, wenn man ein Ferienhaus hat und mit dem Auto hinfährt. Wirklich viele Klamotten braucht es nicht. Unsere Devise lautet: Hauptsache bequem und so wird der Platz von Sportkleidung weitgehend aufgebraucht. Im Schwarzwald wollen wir laufen, wandern und vor allem auch Mountainbike fahren. Unsere eigenen Räder lassen wir dieses Mal gleich daheim. Ein Mountainbike habe ich auch gar nicht und das vom Zeugwart ist gute 30 Jahre alt. Schon als wir letztes Jahr das Haus reserviert haben, habe ich mich darum gekümmert, dass wir wieder mit Michi, unserem prima Guide von letztem Jahr, fahren können und auch Fahrräder dazu bekommen. 

Die erste Mountainbiketour mit Michi von Thoma Sports ist für morgen geplant. Also machen wir heute einfach mal ein bisschen Akklimatisierung und gehen eine Runde laufen. Ich habe mir zu den Straßenlaufschuhen, die ich beim letzten Lauftraining anhatte, auch gleich die Trailvariante mit bestellt. Statt mich im Laden wieder über schlechte Beratung und wenig Verfügbarkeit zu ärgern, zusätzlich Anfahrt, Parkgebühr oder lästige Mitmenschen in öffentlichen Verkehrsmitteln zu ertragen, waren die Trailrunningschuhe, die mit Gore-Tex Membran auch gegen schlechtes Wetter gerüstet sind, nur einen Mausklick entfernt. 

Hätte ich in den letzten Jahren nicht so schlechte Laufschuhkauferfahrungen gemacht, hätte ich mich sicherlich anders entschieden. 

Wir wohnen hier am Titisee eine ganze Ecke höher, als wir es daheim am Main tun und so wählen wir eine Runde, mit Anstiegen, aber nicht allzu lange. Der Zeugwart soll laut Empfehlung seiner Uhr 1:15 Stunde unterwegs sein und ich vermute, dass wir das mit 7 – 10 km hier Berg hoch und Berg runter sicherlich ungefähr treffen werden. Wir traben los und ich habe auch noch etwas zu trinken mit. Einfach, weil meine Trailrunnningweste solche Softflaschen dabei hatte und es dämlich wäre, etwas zu brauchen, was dann im heimatlichen Hof liegt. 

Besser haben, als brauchen und zur Not, nehme ich die Flasche auch voll wieder mit heim. Kein Problem, da bin ich flexibel. Die gefüllte Flasche merke ich in der Weste nämlich gar nicht. Zusätzlich zu meinen ziemlich schicken Trailrunningschuhen nutze ich meine Trailgaiters*, die verhindern, dass ich mir Steinchen in die Schuhe schiebe. Das passiert mir nämlich ohne immer und mit nie. Also auch eine ganz wunderbare Errungenschaft, die ich wirklich empfehlen kann. Mein Laufstil lässt offensichtlich stark zu wünschen übrig, sonst wären die Dinger ja nicht so hilfreich. 

Wir traben los und erst mal geht es in Richtung Titisee und wir genießen den Blick aufs Wasser. Heute ist Sonntag und es sind viele Touristen unterwegs. Nicht nur auf dem See, sondern auch auf dem Weg. Das Temperaturempfinden der Menschen ist bemerkenswert unterschiedlich. Hier spazieren Menschen in T-Shirts und kurzer Hose und andere haben ihre Softshelljacken an. Wir sind in kurzer Hose und kurzem Laufshirt unterwegs und ich finde, wir sind perfekt angezogen. Vor allem, wo es an der Badestelle jetzt für uns in den Bruggerwald geht. 

Langsam, aber stetig geht’s Berg an und wir folgen der Beschilderung. Ich kenne mich allerdings auch aus, denn schon im letzten Jahr bin ich die Runde hier gelaufen. Ich weiß also, wo es immer noch weiter hochgeht und wo es dann flachere Etappen gibt. Der Weg zeigt sich von seiner guten Seite und wir haben wirklich richtig Glück, weil uns hier kaum jemand begegnet. Das Wetter zieht die Menschen anscheinend eher zum See, statt hoch hinauf. Das ist mir natürlich lange recht. Ich bin gerne da unterwegs, wo wenig Andere sind. Viele Menschen sind auch immer ein Konfliktpotential, auch oder vor allem in einer Urlaubsregion. Wir laufen auf eine Gruppe auf, die hier tatsächlich nur mal kurz Waldluft schnuppern wollen. Das Outfit zumindest lässt nicht auf Wanderer schließen. 

Obwohl wir uns mehrfach ankündigen, machen sie keinen Platz. Erst, als wir wirklich nur noch 2 Meter entfernt sind, nehmen sie Notiz von uns und ich bin ja nun wirklich nicht dafür bekannt, dass ich mich leise irgendwo anschleiche. Erstaunlich, wie selbstgefällig Menschen davon ausgehen, dass sich alles nur um sie dreht und dass es absolut ok sein muss, dass sie die Wege komplett für sich alleine haben. Ich weiß nicht, woher sowas kommt und so ein Verhalten wird mir auch für immer ein Rätsel bleiben. 

Wir rennen vorbei und ich kann mich einfach nur über so ein Verhalten wundern. Wahrscheinlich geht es der Gruppe ähnlich? Klären werden wir das selbstverständlich nicht. Auch klar. Die einzigen anderen Herrschaften, die uns begegnen, sind zwei Herren. Einer schon vollständig ergraut, der andere so in unserem Alter. Und die sind voll der Bewunderung und des Lobes, über unsere Sportlichkeit. Na, das geht selbstverständlich runter wie Öl. Wir traben zurück in Richtung See und sparen uns die letzte viertel Stunde der Zeugwartschen Trainingszeit. Mit 8 km sind wir für heute gut bedient.