Wie jeden Samstag seit dem diese Corona Krise die Welt in Atem hält, spazieren der Zeugwart und ich auch heute zum Bäcker. Wir spazieren, weil wir nicht joggen. Beim Spazieren kann ich den Weg besser im Blick haben und ich beschleunige ganz anders. Schließlich ist Spazieren, oder eben walken, längst nicht so anstrengend wie joggen, also laufen mit Flugbewegung. Vor allem, wo ich das ja mittlerweile seit Wochen nicht gemacht habe. Da mein Saisonhöhepunkt, der Irongirl beim Ironman 70.3 Luxembourg erst mal ausfällt, ist das aber auch nicht entscheidend.

Ich brauche also einen anderen Saisonhöhepunkt, klar. Also richtig brauchen tut man den natürlich generell nicht. Aber so ein bisschen ja irgendwie schon. Seit ein paar Wochen gibt’s bei Ironman die Möglichkeit an einer virtuellen Rennserie mitzumachen. Ironman hat dafür den virtuellen Club ins Leben gerufen und als Fan der Marke und des Sports, habe ich mich auch gleich dazu angemeldet. Ein Highlight der Rennserie sind die virtuellen Profirennen. Die finden jedes am Wochenende über die jeweilige Distanz live auf dem Fahrrad statt. Rad gefahren wird über die Plattform Rouvy und genutzt werden dazu smarte Rollentrainer, wie sie natürlich jeder Profi daheim hat. Und die meisten Altersklassenathleten mittlerweile auch.

Einblicke

So ein virtuelles Rennen finde ich ganz witzig anzusehen. Es steht und fällt natürlich mit der Moderation. Außerdem so ein ganz kleines bisschen auch mit dem Einblick in die Trainingsräume der Profiathleten. Manche haben den Rollentrainer im Wohnzimmer stehen, andere fahren in einer Garage, in einem Keller oder in einer Waschküche. Ab und an läuft mal ein Angehöriger durchs Bild, oder ein Kind hat nur ganz schnell eine Frage an den wettkämpfenden Papa. Sowas ist einfach herrlich und macht das eigentlich recht langweilige Rolle fahren für mich, als Zuschauer daheim auf der Couch, absolut sehenswert.

Das Ironman Virtual Race diese Woche, VR3 um es mal richtig zu benennen, geht über die Sprintdistanz. Jeder kann sich anmelden und mitmachen. Alle Disziplinen, Laufen – Rad fahren – Laufen können virtuell, also drinnen absolviert werden. Oder man macht sie draußen. Das geht auch.

Anything is possible and Anywhere is possible

So sieht es in der heutigen Zeit aus und so wird es bei Ironman gelebt. Weil ich nicht so richtig lese, gehe ich davon aus, dass für das VR3, das mit einem Emblem online belohnt wird, 1km Laufen – 20km Rad fahren und 5km Laufen nötig sind. Und auf dem Weg zum Bäcker heute früh hake ich dies Laufdisziplinen gleich mal ab. Die Bäckerstrecke ist etwas mehr als 6km lang, das passt also perfekt. Für das Virtual Race muß man die Entfernungen genau treffen. Das heißt also, ich kann nicht 6km stoppen und erwarten, dass das Programm daraus 1km und 5km für die Laufdisziplin macht. Ich muß 1km abstoppen und dann noch mal 5km.

Titeljagd

Ist halt ein Computerprogramm. Ich verstehe das schon. Eine Abweichung bis zu einem Kilometer ordnet das Programm richtig zu, alles andere dann halt nicht. Und ich denke eben, ich bin oberschlau und stoppe den 1 Kilometer total genau und die 5km im Anschluß ebenfalls. Im Wald ist es wunderbar und wir sind ganz alleine unterwegs. Im Gegensatz zum Ostersamstag letzte Woche denkt sich heute um die selbe Uhrzeit jeder, dass ein Spaziergang nicht so wichtig ist. Trägt der Spaziergang dagegen den Titel Osterspaziergang, dann gehen alle raus. Es ist entscheidend, wie etwas heißt, nicht was es ist.

So tickt die Welt.

Ziemlich zufrieden, weil ich die ersten zwei Aufgaben des Ironman Virtual Race schon abgehakt habe, sitze ich mit dem Zeugwart dann beim Frühstück. Direkt im Anschluß begebe ich mich zum pflanzen auf den Balkon. Ich will möglichst viele Kräuter in die Erde bringen, ehe ich mich für das Athletiktraining warm machen muß. Das habe ich für 11h angesetzt.