Heute löse ich ein Problem auf der Arbeit, was mich wirklich stark an der Leistung der Kollegen zweifeln lässt. Es ist definitiv nicht so, dass ich besonders schlau bin, oder besonders viel weiß. Allerdings strahlt man natürlich ganz besonders, wenn das Gegenüber wirklich überhaupt gar nicht nachdenkt oder einfach extrem viel Mist macht. Ich wende heute ein paar Stunden auf, korrigiere das ganze Jahr und kann tatsächlich das absolute Desinteresse der Kollegen nachweisen. Sonst macht man solche Fehler nicht. Nun ja. Ich bin beflügelt und geschockt gleichermaßen.  Auf meinem Trainingsplan stehen heute insgesamt knappe 5km drauf. Ich habe das Gefühl, heute gehört mir die Welt und habe so richtig Lust auf den Lauf.

Laufgemüt

Es ist nicht nur so, dass mir die angesagten knappen 5km überhaupt keine Sorgen bereiten, auch die tatsächliche Ausgestaltung des Trainingsplans ist für meinen Kopf überhaupt kein Problem. 2,4km langsam, 2,4km schneller, schreibt Coach Amy auf den Plan und lässt mich damit total unbeeindruckt auf den Lauf blicken. Ich bin wirklich total beflügelt und anscheinend durch nichts zu erschüttern. So eine Problemlösung scheint für mein Laufgemüt perfekt zu sein. Also lohnt es sich anscheinend darüber nachzudenken, dass ich öfter mal in so ein buchhalterisches Desaster greife, um mit einem guten Gefühl laufen zu gehen. Ich freue mich heute richtig auf den Lauf, weil ich glaube, dass der heute einen perfekten Ausgleich bietet.

Wer hätte das noch vor einem Jahr gedacht? Ich zumindest nur bedingt. Jeder Lauf war anstrengend und diese Leichtfüßigkeit hat sich praktisch nie eingestellt.

Mittlerweile hat sich das deutlich geändert. Es ist nicht so, dass ich mich bei jedem Training beflügelt und großartig fühle. Allerdings ist es wirklich so, dass die beflügelten Momente überwiegen. Ich freue mich auf die Läufe und selbst längere Strecken motivieren mich mittlerweile mehr, als dass sie mir Angst machen. Ich laufe längere Strecken natürlich deutlich langsamer, als wenn es um kurze Etappen geht, aber darauf kommt es nicht an. Laufen ist laufen und wer schnell laufen möchte, der muß es auch langsam können. Eine alte Weisheit, die sich aber schon oft bewahrheitet hat.

Luxusleben

Heute ist es draußen fast frühlingshaft. Mit 18°C und trockenem Wetter ist es wirklich ungewöhnlich warm draußen. Ich traue dem Frieden nicht so richtig, also laufe ich mit langen Ärmeln. Sicher ist sicher. Natürlich schubber ich die nach dem ersten Kilometer hoch bis zum Ellbogen, aber das passt schon. Langsam trabe ich durch den sonnigen Herbstnachmittag. Was für ein purer Luxus, dass ich den Schreibtisch in solchen Momenten auch mal verlassen kann, um Sonne zu tanken. Arbeiten kann ich ja auch noch, wenn es draußen dunkel ist. Laufen macht bei Helligkeit aber deutlich mehr Laune.

Als meine Uhr zum Wechsel von langsam Laufen zu schneller Laufen am Handgelenk vibriert, drehe ich um und trabe zurück. Ich habe mir vorgenommen den Lauf einfach zu genießen. Meistens werde ich von ganz alleine schneller, je warm gelaufener ich bin. Der erste Kilometer ist holprig, der zweite schon flüssiger und dann erst bei Kilometer drei laufe ich rund und das wird immer besser. Bis die Ausdauer nachlässt und ich merke, dass ich mehr trainieren muß um auch 7 oder 8km am Stück locker traben zu können. Oder die 10km nächste Woche. Da bin ich schon total gespannt.

Ich verbuche diese Lauf heute auch wieder als Trainingslauf für die Asics World Ekiden Staffel, die im November ansteht. Unsere Wochenaufgabe werden wir mit Bravour nach den Vorgaben der Chefin absolvieren, wie es bisher aussieht. Einfach klasse, wenn man etwas im Team schafft. Vor allem, wo der soziale Kontakt im realen Leben ja im Moment mehr als eingeschränkt ist.