Heute früh fühle ich mich frisch, wie der junge Morgen. Ich glaube aber, dass das nicht nur durch einen guten Schlaf und ein perfektes Frühstück hervorgerufen wird. Ich glaube, es liegt auch daran, dass ich mich heute früh gleich mal echauffiert habe. Und zwar über eine Antwort unserer Stadtverwaltung. Da hat vor vielen Wochen jemand in den Mängelmelder unserer Stadt eingetragen, dass auf einer bestimmten Straße bei uns einfach Mülleimer fehlen. Ihm ist, so wie mir – und sicher vielen anderen – auch aufgefallen, dass jede Menge Müll rumliegt. Und ihm ist ebenfalls aufgefallen, dass kein Mülleimer bereitsteht. Die Straße bzw. der Abschnitt, um den es hier geht, ist etwas über einen Kilometer lang. Die öffentlich sichtbare Antwort der Stadtverwaltung ärgert mich. Also ziehe ich mich an und laufe dort entlang.

Genügend Mülleimer?

Extra mache ich das. Die Stadt hat geantwortet, bei uns gibt es über 300 Mülleimer im Stadtgebiet und innerhalb von 500 m findet sich immer einer. Es gibt keinen Grund dort einen weiteren aufzustellen. Die Stadt hat damit bestimmt recht. Es gibt sicherlich genügend Mülleimer im Stadtgebiet und jeder aufgestellte Mülleimer will ja auch wieder geleert werden.

Allerdings ärgere ich mich über die Antwort trotzdem.

Denn klar kann ich mich über den Müll in der Natur aufregen, weil früher alles besser war und die Menschen nicht überall ihren Dreck fallen ließen. Aber wenn die Menschen eben mehr Einwegverpackungen und Alkohol trinken, dann biete ich doch wenigstens einen Mülleimer an, statt dass ich damit lebe, dass der Kram in der Natur landet. Bei uns werden auch immer mal wieder Bänke aufgestellt, ohne einen Mülleimer dabei. Zwar sieht es um Bänke mit Mülleimer auch oft wüst aus und der Müll wird daneben geworfen, aber es ist deutlich besser als ganz ohne Mülleimer.

Und die Erklärung, dass der Müll von der Bank aus 500 m weiter getragen werden kann, die zieht leider nicht. Vielleicht war das früher mal so, weil da ja wohl eh alles besser war. Heute ist das auf jeden Fall keine Option mehr. Die meisten Menschen schleppen ihren Müll nicht mit sich rum und schon gar keine 500 m. Pizzakartons, genauso wie gebrauchte Taschentücher oder Zigarettenkippen werden einfach dort gelassen, wo sie anfallen. Ich laufe also heute früh noch mal die Strecke, um mir ein Bild davon zu machen, wie es hier aktuell so aussieht. Ich sammle auf der Straße, um die es hier geht, regelmäßig Müll auf. Immer füllt sich ein großer Sack. Das, was ich beim Lauftraining heute früh hier sehe, ist also keine Ansammlung von Monaten, sondern von maximal 9 Tagen.

Video zu meiner verdreckten Laufstrecke im Schnelldurchlaufeinfach den Link links anklicken

Meine Laufstrecke ist eingedreckt

Auf meiner Laufrunde, und das Video oben zeigt nur den besagten Abschnitt über knapp 1 km, sehe ich auch heute wieder so viel Müll herumliegen, dass ich nicht weiß, ob ein Mülleimer oder womöglich zwei hier wirklich helfen würden. Klar ist aber, dass die Menschen einfach alles fallen lassen. Sicherlich fliegt hier auch jede Menge einfach so aus dem Autofenster, davon bin ich auch überzeugt. Immerhin ist das eine viel befahrene Straße und ich habe auch auf der Seite, auf der kein Bürgersteig ist, schon einige Mülltüten gefüllt. Allerdings liegt da, wo der Bürgersteig und Fahrradweg entlang führt immer noch deutlich mehr rum. Vor allem Taschentücher, Kaugummi- und Süßigkeitenpapiere, Schnapsflaschen und Zigarettenkippen. Ab und an auch mal ein Trinkpäckchen.

Jetzt ist natürlich die Frage, ob da ein oder zwei Mülleimer Abhilfe schaffen würden?

Wahrscheinlich hat die Stadtverwaltung einfach recht? Derjenige, der seine Kippe auf die Erde wirft, oder der, der sein Taschentuch fallen lässt, der trägt beides nicht zu einem Mülleimer. Die Bänke mit Mülleimer daneben sind dafür das beste Beispiel. Dort steht ein Mülleimer und die Kippen werden trotzdem auf dem Boden ausgetreten und dann dort liegen gelassen. Und wenn ein Kronkorken den Boden einmal berührt hat, dann wird der eher eingetreten, als aufgehoben und entsorgt. Das ist zumindest meine Erfahrung. Ich würde sonst nicht gerade um Bänke mit Mülleimer herum so viel Müll aufsammeln. Und nein, die Vögel sind das nicht. Die treten weder Kronkorken ein, noch treten sie Kippen aus. Da bin ich mir sehr sicher.

Mein Lauftraining führt heute durch unheimlich verdreckte, naturnahe, Stadtbereiche. Es ist einfach spektakulär, was hier alles rumliegt. Und während ich so vor mich hin trabe und den Vögeln zuhöre, plane ich die Laufstrecke nach Feierabend gleich wieder sauberzumachen. Verpflichtet bin ich dazu nicht, das ist logisch, aber vielleicht schaffe ich es mit der Menge an Müll, die ich da zusammentrage, die Stadtverwaltung davon zu überzeugen an der Straße doch einen Mülleimer aufzustellen? Oder vielleicht auch selbst hier regelmäßig sauberzumachen, obwohl ich das nicht weiß. Ich will also keinem unterstellen, dass hier nicht zwischendurch Müll entfernt wird. Tatsächlich sieht es aber nicht danach aus. Denn wenn es jetzt so wäre, dass hier, außer mir, auch noch weitere Menschen regelmäßig Müll aufsammeln, dann wäre das Müllvolumen ja noch deutlich erschreckender.

Laufstrecke sauber machen

Zu Hause angekommen verbringe ich den Arbeitstag vor allem damit mich nicht zu ärgern. Ich habe heute viel Potenzial dafür auf dem Tisch. Aber es klappt weitgehend, was erfreulich ist. Nach meinem Feierabend nutze ich das Tageslicht noch voll aus und spaziere mit Gummistiefeln, Müllgreifer und Tüte los. Also einfach noch mal meine Laufstrecke ab. Aber nur den Teil, der auf der Straße entlangführt, die keine Mülleimer benötigt, weil im Umkreis von 500 m einer zu finden ist. Ich glaube, es wäre gut, sich zumindest zum Teil an die Einwohner anzupassen. Und wenn bei uns eben viele Menschen wohnen, die ihren Müll keine 500 m weit tragen können oder wollen, dann hat man ja nicht viele Möglichkeiten. Entweder, man sammelt den Müll dann eben dort ein, wo er fallen gelassen wird, oder die Stadtverwaltung versucht die Sache mit den Mülleimern.

Video zum Müll auf der Laufstrecke aufsammeln – einfach den Link links anklicken

Ich bin heute nach Feierabend also noch mal gute 3,5 km unterwegs und sammle den Müll ein, den es am Wegesrand gibt. Nur das, was leicht zugänglich ist. Ich krieche nirgends rein oder grabe Sachen aus. All das, was diesen Müllsack füllt, liegt einfach direkt neben oder auf dem Bürgersteig. Das Video zeigt einen 30 m langen Bereich und gerade an dieser Einmündung würde ich es ja als Stadtverwaltung auf jeden Fall mal mit einem Mülleimer probieren. Klar. Das ist dann keine Garantie dafür, dass der ganze Müll dann auch wirklich im Mülleimer landet. Aber ich denke, dass das wirklich helfen kann. An Bänken liegt auch immer jede Menge Müll rum, aber die Mülleimer sind deshalb ja nicht leer.

Und logisch ist auch, dass es immer ein paar schwarze Schafe geben wird. Niemals wird es keinen Müllrowdy geben. Vor allem nicht so lange es Zigaretten, Alkohol und Essen zum Mitnehmen gibt.

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