Eigentlich ist mir heute nicht nach Laufen, deshalb habe ich das heute früh auch nicht gemacht. Der IRONMAN vom Sonntag steckt mir noch ein bisschen in den Knochen und leicht müde bin ich auch. Nach dem heutigen Arbeitstag stelle ich dann aber doch fest, dass mir Bewegung an der frischen Luft sicherlich guttun würde. Aufgrund meiner immer mal wieder aufflammenden Läuferknie Schmerzen beschließe ich zu walken. Ich walke schließlich schneller, als manch anderer und deshalb würde ich das jetzt nicht als Ersatzprogramm, aber durchaus auch als Sport ansehen. 

Was mein Garmin Coach Programm heute auf die Uhr projiziert weiß ich dabei gar nicht. Ich hab mir den Plan einfach nicht angeschaut. Starten tue ich das Trainingsprogramm natürlich trotzdem und schon geht’s auch los. Mit meinem aktuellen Hörbuch auf den Ohren sind die ersten Kilometer auch wirklich kurzweilig. Dann piepst die Uhr und teilt mit, dass jetzt 10 Mal gesprintet wird. Steigerungsläufe nennt der Garmin Coach dieses Programm. Also so ein paar Sprints kann ich ja auf jeden Fall mal machen. Einfach deshalb, weil schnell laufen für mein ISG und für mein vermeintliches Läuferknie nicht verkehrt ist. Auf jeden Fall deutlich besser, als langsames Laufen. 

Ich sprinte also. Die Uhr steuert das großartig und mit Vibrationsalarm und piepsendem Countdown merke ich auch immer rechtzeitig, wenn der nächste Sprint los geht und wenn die Erholungsphasen stattfinden. Ein Sprint dauert 20 Sekunden. Die Erholung sind im Anschluss 45 Sekunden lang. Also diese Programme sind wirklich großartig. Das meine ich vor allem deshalb, weil ich nicht mitdenken muss. Die Uhr steuert das Programm und ich renne einfach nur los und höre auf, wenn die Uhr es angibt. Richtig gut. Und während der Sprints habe ich auch überhaupt keine Schmerzen. Ich komme dafür aber ganz schön außer Atem. Natürlich. Wenn es darum geht die Beine hoch zu nehmen, große, weite Schritte zu machen und richtig Vortrieb zu erzeugen, da bin ich nicht gerade ein läuferisches Paradeexemplar. 

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Zu sich selbst kann man ja immer besonders ehrlich sein. Das ist schließlich am Gesündesten. Wenn man sich selbst in die eigene Tasche lügt, dann ist das eben total sinnbefreit. Gegenüber Anderen ist Lügen auch nicht prima, aber da kann man auch einfach nichts zum entsprechenden Thema sagen. Wenn mich zum Beispiel jemand richtig sportlich nennt, dann kann ich das einfach hinnehmen. Ich weiß, dass das nicht der Wahrheit entspricht, aber eine Aufklärung würde sowieso nichts bringen. 

Morgens mal eine kleine Runde laufen, oder im Augenblick sogar oft nur walken, und ein bisschen Rad fahren macht einen noch nicht sportlich. Zumindest nicht in meinen Augen. Wie auch immer weiß ich, dass bei mir lauftechnisch jede Menge Luft nach oben ist. Ich laufe seit vielen Jahren, aber mein Laufstil hat sich trotz Lauf ABC nicht sonderlich verändert. Ich bekomme die Füße kaum hoch, es gibt praktisch keinen Kniehub und meine Fersen sind bei meinen Lauftrainings von meinem Hintern so weit entfernt, wie wenn ich spazieren gehe. Und das ist wirklich sehr weit. Obwohl ich ziemlich klein bin, bekomme ich da die größtmögliche Entfernung hin. Gefühlt mit mehr Abstand, als jeder andere Läufer.

Das muss nicht sein. Ich habe am Sonntag beim IRONMAN Athleten gesehen, die nach dieser umfangreichen Vorbelastung mehr Vortrieb erzeugen können, als ich. Und ich weiß einfach nicht, wie ich das hinbekommen soll. Also ich weiß nicht, wie ich das alleine hinbekomme. Und beim IRONMAN 70.3 Duisburg im nächsten Jahr möchte ich einfach weniger einknicken beim Laufen, ich will weniger sitzen und ich will die Beine hochbekommen. Ich will, ich will, ich will. Tja, wenn das doch alles so einfach wäre. Alleine wird das erst mal nichts. Das wird mir heute bei dem Training noch mal klar. 

Also mache ich Nägel mit Köpfen. Ich kann es jetzt noch weitere Monate probieren und probieren und werde sicherlich nur einen ähnlichen Erfolg haben, wie im Moment. Also beschließe ich bei diesem Lauftraining, dass ich mir Hilfe von einem Experten hole. Lauftrainer wird es ja wohl im Raum Frankfurt geben, oder? Ich glaube auch, dass ich ein guter Schüler sein kann. Gerade wenn es um den Weg zum IRONMAN geht, bin ich fleißig. Hätte ich diese Eigenschaft auch in anderen Bereichen meines Lebens wäre mein Auto immer super sauber, die Wäsche umfangreich gebügelt und die Wohnung picobello aufgeräumt. So ist es aber nicht. Der Fleiß beschränkt sich auf den Sport. Na ja. Immerhin würde ich sagen. 

Nach den Sprints walke ich zügig heim und verbringe den Abend damit nach einem Lauftrainer zu suchen. Ich durchstöbere das Internet und lese mich durch Bewertungen und Erfahrungen. Im Grunde ist es ja wichtig, dass derjenige mir gut was beibringen kann. Ich ordne mich deshalb mal super realistisch als absoluter Anfänger ein und nehme Kontakt zu Iris auf. Ihr schreibe ich eine WhatsApp und erzähle meine Geschichte. In Kurzform natürlich ansonsten lehnt sie sicherlich sofort ab. Nach der Nachricht verschwinde ich ins Bett und überlege mir, ob das wirklich so eine gute Idee gewesen ist. Aber gut, jetzt schauen wir erst mal.