Dieses Wochenende ist es soweit! Der Garmin Trainingsplan ist zu Ende und ich laufe über die Zielgerade. 16 Wochen lang hat mich Coach Amy über die Garmin Coaching Funktion darauf vorbereitet und dieses Wochenende ist nun endlich Finale. Quasi der Zieleinlauf meines Plans. Ursprünglich gedacht war ja, dass ich die 10km dieses Wochenende in Forchheim mit der Tricamp Familie laufen kann. Aber das war vor 16 Wochen auch schon mehr als positiv gedacht, wenn ich ehrlich bin. Irgendwie war mir da schon klar, dass es -dank Corona- auch weiterhin Kontaktbeschränkungen geben wird. Und dass auch der Lauf in Forchheim sicherlich nicht, wie gehabt, statt finden kann. Aber etwas Hoffnung gab es.

Ich habe die letzten Wochen wirklich ordentlich trainiert. Der Trainingsplan von Coach Amy war für mich einfach perfekt. Vier Lauftrainingseinheiten hat sie pro Woche aufgerufen. Montags war immer etwas mit Lauf ABC, Bergsprints oder Beschleunigungsläufen angesagt, Dienstag ein kurzer Lauf, Donnerstag ein Beschleunigungskauf über eine längere Distanz, immer die erste Hälfte langsamer, als die zweite Hälfte und Freitags gab es einen langen Lauf. Freitags war der lange Lauf, weil ich da zu Beginn des Trainingsplans Kurzarbeit hatte und deshalb frei. Samstag und Sonntag blieben vom Trainingsplan unberührt, damit ich mit dem Zeugwart Rad fahren oder mit Freunden wandern gehen konnte.

Nebeltag

Am 1. November bin ich die 10km ja schon mal gelaufen. Heute ist eigentlich nur das Finale des Trainingsplans, aber die 10km hat mich Coach Amy ja schon ein paar Mal ankratzen lassen. An 9,6km konnte ich schon vor Wochen immer die paar hundert Meter dranhängen. Trotzdem kommt nicht in Frage, dass ich den Lauf dieses Wochenende nicht mache. Ein Trainingsplan wird so gut es eben geht durchgezogen. Und nur, weil es kalt und neblig ist, oder regnet, ist das kein Grund den Lauf ausfallen zu lassen. Zumindest nicht für mich. Jetzt habe ich ja immerhin schon 16 Wochen durchgezogen, da wird es heute auf keinen Fall scheitern, weil Nikolaustag ist und wir nicht in Forchheim sein können.

Mein Auto parke ich heute rund 5km von uns daheim entfernt, direkt am Main. Und dann laufe ich heim. Aber natürlich nicht nur die 5km. Ich laufe weiter. Ausgerechnet habe ich mir rund 10,5km, was perfekt passen würde. Zu erst geht’s ein gutes Stück am Main entlang, dann biege ich ab, kreuze die Bahnschienen und laufe durch die Felder. Ich glaube, ich kenne mich aus und laufe zielsicher. Bis ich ins zweifeln komme. Ich war hier schon gefühlte 1.000 mal mit dem Rad, aber jetzt sieht alles ganz anders aus. Ich weiß nicht, ob ich hier nicht vielleicht rechts abbiegen sollte. Oder da vorne? Oder besser links? Ich bin nicht komplett verloren, aber meine auserkorene Strecke, die laufe ich nicht.

Verlaufen

Nun gut. Das hatte ich anders geplant, aber nach Hause werde ich es schon schaffen. Verloren gehe ich hier nicht. Schon gar nicht auf dem freien Feld. Allerdings bin ich schon etwas verwirrt, dass ich die Strecke offenbar so gar nicht wiederkenne. Mit dem Rad komme ich aber auch immer aus der anderen Richtung. Das macht es nur bedingt besser. Also, dann biege ich einfach mal hier ab. Das wird schon passen. Leider kommt mir die Strecke nur Minuten später recht unbekannt vor. Allerdings stimmt die Richtung. Gut, also dann laufe ich einfach mal hier lang. Bis es dunkel wird, dauert es ja noch viele Stunden.

Es ist einfach grandios, dass ich hier einfach so laufen kann. Und, dass es mir total egal ist, ob ich mich verlaufe, oder eben nicht. Das wäre vor ein paar Monaten total undenkbar gewesen. Ich trabe heute einfach. Ich werde schon daheim ankommen. Und wenn es weniger als 10km sind, dann hänge ich noch eine Runde dran. Falls es, dank dieser „hier kenne ich mich gut aus“ Aktion mehr werden, wird das ebenfalls passen. Manchmal geht’s einfach nicht um Zeiten. Für mich ist es heute einfach nur die Sache an sich, die zählt. Ich laufe am Stück und schließe damit meinen Trainingsplan ab.

Und ich freue mich die ganze Zeit.

Tatsächlich komme ich bald wieder in bekanntes Terrain. Nicht, dass ich hier hätte auch nur ansatzweise raus kommen wollen, aber gut. Jetzt bin ich also schon mal da. Der Wald ist eiskalt und der Nebel hängt weiterhin tief. Dieses Wetter ist anstrengend für meine Lunge und ich sprühe heute ein paar Mal nach. Das ist nicht schlimm und gehört eben einfach dazu. Es ist mir lieber so, als könnte ich gar nicht laufen. Das ist mal sicher. Und ich bin auch vor den Unfällen nie irgendwo vorne mitgelaufen. Das erwarte ich jetzt erst recht nicht. Aber einfach so laufen zu können ist halt total großartig. Ich kann es einfach nicht anders schreiben. Dieses Jahr hat, trotz aller Einschränkungen und Widrigkeiten eben doch etwas Gutes gehabt.

Ob ich ohne Corona so viel Zeit für das Lauftraining und den kontinuierlichen Aufbau gehabt hätte? Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Zeit so genutzt hätte. Im letzten Jahr war ich unheimlich viel auf Geschäftsreise und hatte natürlich auch keinen Sommer voller Kurzarbeit. Zusätzlich waren die Wochenende immer prall gefüllt. Entweder wir waren unterwegs oder es gab einen Wettkampf. Es wäre auf jeden Fall deutlich voller geworden in meinem Kalender, ohne Corona. Und damit hätte ich vielleicht auch nicht so viel Konsequenz mit Coach Amy und ihrem Trainingsplan an den Tag legen können.

Finale

Ich komme heute nach knapp 12km zu Hause an. Und es macht mir gar nichts aus. Ich bin einfach die ganze Zeit getrabt. So, als hätte ich nie etwas Anderes gemacht. Den Trainingsplan habe ich damit mehr als gut abgehakt. Jetzt heißt es ausruhen und dann zügig entscheiden, wie es weiter gehen soll. Lauftechnisch.