Sonntags steht ein langer Lauf im Trainingsplan und bei mir sind das diese Woche immerhin schon 13 Kilometer. Das ist jetzt natürlich keine super krasse Länge, aber es zählt für mich auf jeden Fall als langer Lauf. Und ich finde 13 km auch ziemlich beachtlich. Immerhin bin ich jahrelang nicht mehr so weit gelaufen. Und aus dem Trainingslager auf Mallorca weiß ich schließlich auch, dass alles ab 10 km absolut postbar ist. Das heißt nicht, dass der Coach nur noch Läufe über 10 km in den Plan schreibt, es heißt aber, dass ich in einer läuferischen Zeitrechnung angekommen bin. Den Lauf mache ich heute nicht alleine.
Läufer verabreden sich gerne zum gemeinsamen Laufen. Es ist nicht immer einfach jemanden zu finden, der die gleiche Geschwindigkeit läuft, aber manchmal passen die Trainingspläne zusammen und ist ein gemeinsames Training möglich. Bei mir passiert das so gut wie nie. Für heute habe ich aber, als ich den Trainingsplan bekommen habe, läuferische Gesellschaft organisiert. Lisabet und ich laufen die Strecke heute gemeinsam. Sie hat die Zeit im Plan stehen, ich die Kilometer. Und weil wir gleich schnell unterwegs sein sollen, dürfte sich das gut ausgehen. Es kommt einfach auf den Versuch an, natürlich.
Wir verabreden uns also für heute früh und sind beide super pünktlich am Treffpunkt. Es regnet. Aber der Lauf muss natürlich trotzdem in die Bücher und so traben wir langsam los. Ich habe meine Regenjacke schon am Treffpunkt angezogen und bin so hoffentlich ganz gut gerüstet. Die ersten zwei Kilometer quatschen wir viel und laufen zu schnell. Dann pendeln wir uns etwas ein. Der Wind und der Regen kommt von vorne oder von der Seite. Wir laufen am Main entlang und sind hier praktisch alleine unterwegs. Wer will auch bei dem Mistwetter draußen sein? Eben. Ich verstehe die Leute da auch.
Ein paar Läufer und unerschrockene Hundeführer sind unterwegs, mehr aber auch nicht. Das Mainufer ist ansonsten nur für uns reserviert, was uns nicht unrecht ist. Einsamkeit am Mainufer findet man ja tatsächlich selten. Hier liegt so viel Müll rum, dass alleine schon diese Menge dafür spricht, dass hier sonst viel mehr los sein muss. Ein paar Läufer lassen niemals so viel Kram rumliegen. Läufer schleppen gar nicht so viel mit. Hier am Mainufer ist das wirklich auffällig. Und dabei bin ich mir sicher, dass die Menschen hier herkommen, um die Natur und das Mainufer zu genießen. Keiner will doch wirklich auf Müll schauen, oder?
Gerade erst gestern habe ich eine meiner üblichen Laufstrecken mal wieder vom Müll befreit. Hier war ich erst vor zwei Wochen unterwegs, um einen großen Müllsack zu befüllen und beim letzten Lauf hier ist mir schon wieder so viel Müll aufgefallen. Einfach verrückt, was hier an Alkoholbehältnissen, Zigaretten und Medikamenten so rumliegt. Das lässt tief blicken, auf was es den Menschen hier im Rhein-Main-Gebiet so ankommt. Natürlich habe ich auch jede Menge Masken, Süßigkeitenverpackungen, Bonbonpapierchen und anderen Kram eingesammelt. Alkoholflaschen und Dosen, Zigarettenverpackungen oder ausgetretene Kippen und Medikamente waren aber das Meiste.
Lisabet und ich sind läuferisch sehr gut kompatibel. Wir sprechen manchmal und können auch lange schweigen. Wir traben nebeneinander, ohne dass einer den Schritt nach vorne machen muss. Das klappt sicherlich nicht mit jedem, aber bei uns läuft es eben. Bei einem 13 km langen Lauf in unserer Trainingsgeschwindigkeit hat man auch ein bisschen Zeit zusammen. Deshalb bringen wir uns auch mal auf den aktuellen Stand und tauschen Neuigkeiten aus. Und als wir umdrehen, rechnen wir auch einträchtig mit Rückenwind. Und werden enttäuscht. Der Wind kommt auf dem Rückweg vor allem von vorne und von der Seite. Und der Regen wird stärker. Natürlich.
Sonne gibt’s dann bestimmt wieder nächste Woche. Oder so. Heute auf jeden Fall nicht. Die letzten zwei Kilometer hängt mich Lisabet ein bisschen ab und läuft immer wieder zu mir zurück, was einfach großartig ist. Wie nett von ihr, dass wir trotzdem zusammen bleiben, auch wenn sie ihre Geschwindigkeit hält und ich eben ein bisschen rausnehme, um in meinem Pulsbereich zu bleiben. Wir kommen mit einer fast perfekten Punktlandung wieder am ursprünglichen Treffpunkt an und sind beide hochzufrieden mit unserem Lauf. Lisabet wird von Madita abgeholt, ich öffne meinen Kofferraum und trinke erst mal was. Dann fahre ich heim und bin stolz auf die gelaufenen Kilometer. Morgen ist ein Ruhetag. Ich glaube, den brauchen meine Beine auch.