Der Sturm „Sabine“ hat bei uns in der Nacht wirklich alles gegeben und mich immer mal wieder aufwachen lassen. Heute früh liegt auf den Straßen unheimlich viel rum und da wir mit unserem Dorf mitten im Wald eingebettet sind, wird es mit der Autofahrerei auch entsprechend schwierig. Zusätzlich ist der Verkehr auch noch grottig auf den Autobahnen und ehe ich mich nun hinten anstelle, schalte ich den Laptop schon mal ein. Das ist wirklich ein großer Vorteil im modernen Arbeitsleben.

Ich kann meinen Laptop eben überall anschalten und dann auch arbeiten. Selbst, wenn es keine Internetverbindung gibt, fällt mir immer ein Thema ein, was Bearbeitungswürdig ist. Heute lichtet sich der Verkehr nicht wirklich und so besprechen mein Chef und ich am späten Vormittag, dass ich einen Tag Homeoffice einschiebe. Flexibilität ist ja das A und O in der heutigen Welt. Auch beim Chef. Oder vor allem dort.

Mein Arbeitsplatz zu Hause ist direkt am Fenster und so plane ich das Wetter zu beobachten und in der Mittagspause dann laufen zu gehen. Dieser Sturm gibt wirklich alles heute, obwohl es auch ganz windstille Zeiten gibt. Ab und an hagelt es mal, dann stürmt es so, dass bei den Nachbarn die komplette Terrassenausstattung durch die Gegend fliegt und dann ist es einfach nur herrlich sonnig. Ich beschließe, dass das einzig wahre Lauftraining heute nur in einem sonnigen Abschnitt des Tages statt findet. Immerhin macht der Sturm den Februar zum April, also sollte man sich auch das Beste aus dem Angebot raussuchen.

Wo es ja praktisch alles gibt.

Gerade, als ich beschlossen habe loszulaufen, beginnt es übrigens wie aus Eimern zu schütten. Großartiges Timing. Ich bearbeitet deshalb noch zwei weitere Emails. Als der Regenguß nachlässt, und die Sonne rauskommt, als wäre nichts gewesen, mache ich mich auf nach draußen. Ich laufe eine kleine Runde durchs Dorf. Ein paar Bauzäune, die mit Bannern behängt sind, liegen. Und ein paar kleine Äste sind auf der Straße gelandet.

Ansonsten sieht alles aus wie immer. Und im strahlenden Sonnenschein, mit kaum einer Wolke am Himmel, wirkt auch ein zarter Windhauch überhaupt nicht bedrohlich. Kein Vergleich zu dem Anblick, den ich eben noch von drinnen hatte. Als es so gegen die Scheibe prasselte, dass ich mir nicht sicher war, ob sie halten wird. In so einem nach Orkan Sturm muß man ja theoretisch mit allem rechnen. Obwohl es im Moment wirklich ganz herrlich ist. Nur die Gullideckel, die drumrumstehenden großen Pfützen und das Geplätscher lassen darauf schließen, dass es wohl gerade eine Art regnerischen Weltuntergang gegeben haben muß. Oder jemand hat einen Wasserhahn aufgedreht. Das wäre auch eine Möglichkeit.

Ich trabe eine kleine Runde. Langsam aber kontinuierlich und genieße die Stille, den hellblauen Himmel und die frisch gewaschene Luft. Der Sturm hat einmal alles durchgepustet. Ich habe das Gefühl, alles ist gut durchgelüftet und atme tief ein. Zum Abschluss drehe ich noch einen Schlenker, aber am Horizont kommt schon die nächste schwarze Wolkenfront angefegt. Zu lang wird der Schlenker besser nicht, sonst werde ich nass.

Zu Hause angekommen, schlüpfe ich gerade aus den Schuhe, als es zu hageln beginnt. Der Sturm bietet ordentlich Abwechslung und während ich im Hagel drinnen wieder am Schreibtisch sitze, bin ich sehr froh, dass das mit dem Lauf heute so gut gepasst hat.