Manchmal passt der Lauf nicht in den Tagesplan, so geschehen bei mir gestern Abend. Ich war mir ganz sicher, dass ich den lockeren Trainingslauf von Coach Amy noch bei Helligkeit schaffe. Dann aber kam das Leben dazwischen, wie es eben manchmal so ist. Da ich mein Geld nicht mit Laufen verdiene, sondern eben mit einem Bürojob, muß das Laufen gestern also hinten anstehen. So einfach ist das. Bei Dämmerung oder in der vollkommenen Dunkelheit will ich noch nicht laufen gehen. Im Oktober gibt’s erfreulicherweise noch genügend helle Gelegenheiten um das Lauftraining unter zu bringen. Also mache ich eine Trainingsplanverschiebung. Den Lauf von gestern schiebe ich auf heute. Die Garmin App warnt mich nun zwar, dass ich deshalb drei Tage hintereinander trainiere, aber einen weiteren Lauf schieben kann ich ja immer noch.
Heute früh will ich deshalb gleich laufen gehen. So ist mein Plan. Dann kommt mir nicht der vollgepackte Nachmittag in die Quere und später auch nicht die Dunkelheit. Ich frühstücke also und gut eine Stunde später ziehe ich mich langsam um und spaziere mit der Dämmerung nach draußen. Die Dämmerung morgens ist deutlich weniger wild, als Abends. Einfach weil mich im Anschluß die Helligkeit erwartet. Ich laufe also in den Morgen und das Tageslicht hinein. Ein grandioser Start in den Tag!
Auf meinem Trainingsplan steht für den Lauf heute eine lockere Einheit drauf. Ich lächle über die angegebene Distanz, denn die zwei Meilen laufe ich mittlerweile wirklich locker. Ich trabe leichtfüßig los und schmiede den Plan heute nach dem offiziellen Training von Coach Amy noch meine Wochenaufgabe für den Asics World Ekiden Staffellauf mit der Chefin zu machen. Anscheinend wird sie uns wöchentlich eine Teamaufgabe stellen. Das hatte ich so nicht auf dem Schirm und auch nicht auf dem Tagesplan, aber die Aufgabe ist überschaubar. Wir sind insgesamt 6 Läuferinnen und jede von uns soll 4 Minuten lang so schnell laufen, wie es eben geht. Also volle Kanne. Die Gesamtkilometer zählen dann.
Ich habe das schon ein paar Mal probiert, aber die Versuche waren nicht von nennenswertem Erfolg gekrönt. Ich vermute aber, dass so ein Sprint für mich morgens deutlich besser zu absolvieren ist, als Abends oder am Nachmittag. Deshalb also heute ein weiterer Versuch für die Wochenaufgabe. Die ersten Meter fühlen sich gleich super an und die geforderten Kilometer sind schnell abgelaufen. Ich wähle heute eine Strecke durchs Dorf. Zum Ende hin gibt es ein Stück abseits der Straße. Das habe ich mir für den vier Minuten Sprint ausgesucht. Ich denke, ich renne einfach vom Beginn bis zur nächste Straße. Da werden mir die vier Minuten locker ausreichen für.
Kaum bin ich vom Bürgersteig runter, überholt mich ein Fahrradfahrer. Dann kommt das autofreie Stück und ich sprinte los. Als erstes überhole ich den Radfahrer wieder zurück. Er kommt allerdings nicht noch mal vorbei. Ich renne, was die Beine her geben. Vermutlich ist das längere Einlaufen der Schlüssel zum Sprinterfolg? Ich renne auf jeden Fall bis zur Straße und checke die Uhr. Ich habe noch eine Minute übrig! Ach je, dann also weiter auf dem Bürgersteig entlang. Hoffentlich will keiner aus seiner Einfahrt raus jetzt. Das passt auch. Im Gegensatz zum 5km Wettkampf, den ich virtuell absolviert habe und öfter mal anhalten musste, weil die Autofahrer den Ernst der Lage nicht erkannten, ist es heute anders.
Ich absolviere 710m in den 4 Minuten. Einfach so. In der Früh bin ich also deutlich schneller, als Nachmittags. Gut zu wissen. Voller Stolz und hoch zufrieden melde ich meine gelaufenen Meter meinen Staffelkollegen. Und Coach Amy ist mit dem Trainingslauf auch zufrieden. Was will ich mehr?