Das letzte Wochenende im Trainingslager daheim ist angebrochen. Nach dem Physiotherapie-Termin diese Woche und den damit gelösten Blockaden hat mein Körper immer noch gut zu tun, sich wieder einzupendeln. Das passiert nicht von heute auf morgen, aber ganz so lange soll es auch nicht dauern. Klar. Für heute hat der Coach mir einen Lauf in den Trainingsplan geschrieben. Der soll eine leichte Vorbelastung für morgen sein, wo ich bei der RTF in Bischofsheim mitfahren möchte. Bei einer RTF war ich schon viele Jahre nicht mehr. Gefühlt deutlich länger nicht, als die Corona Pandemie andauert. Heute gehe ich also laufen. Locker und mit LaufMaus, einfach deshalb, weil ich sie habe, und warum soll ich sie dann nicht mitnehmen?

Es regnet heute, und zwar höchstwahrscheinlich einfach den ganzen Tag. Im Grunde ist mir das ganz recht, denn es bedeutet einerseits, dass ich sicherlich kaum jemanden beim Laufen treffen werde und andererseits, dass das, was heute runterregnet, morgen nicht runterregnen kann. Eine bescheuerte Weisheit, weil auch für morgen sicherlich genügend Regen vorhanden ist, wenn die Wolken das vorsehen, aber es klingt einfach ganz gut. Im Regen trete ich also auf die Straße und starte meine Uhr. Gleich zu Beginn kreuzt diese Schnecke meinen Weg. Ganz so, als wäre sie ein Omen für meinen Lauf. Oder vielleicht auch für das Wochenende? 

Schnecken sind ja ziemlich krasse Tiere, weil sie ihr Haus immer dabei haben. Meine LaufMaus fühlt sich neben der Schnecke aber nur kurzfristig wohl. Laufen ist halt einfach mehr ihr Ding. Das verstehe ich auch. Im Regen herumzustehen, bietet sich einfach nicht an. Das wird mir auch zu kalt. Die LaufMaus wieder in der Hand, trabe ich los und höre dabei leise Podcast. Meine neuen Kopfhörer sind so viel ohrfreundlicher und bleiben an Ort und Stelle, im Vergleich zu den anderen, die ich gekauft habe. Da, wo Sport drauf steht, ist eben oft wirklich Sport drin. 

Ich weiß, selbst schuld. Ich wollte das einfach nicht glauben.

Aber jetzt habe ich es ja. Im Wald regnet es natürlich auch, aber nicht so stark, wie auf dem Feld. Zumindest kommt bei mir weniger an. Vor mir auf dem Waldweg läuft ein Reh. Als wäre es auch beim Lauftraining trabt es da ganz unaufgeregt entlang. Hört es mich denn nicht? Was stimmt nicht mit dem? Rehe sind doch normalerweise nicht so unbedarft. Ich könnte ja auch ein Hund oder ein Wolf sein. Hund ist natürlich hier im Stadtwald deutlich wahrscheinlicher. Aber das Reh hüpft und springt ganz unbekümmert den Weg entlang. Ich trabe auch einfach weiter. Als würden wir eine Reh- Läufer- Polonaise machen. 

Das Reh stoppt und dreht sich um. Es erschreckt sich fürchterlich. So, als hätte es die ganze Zeit abgelenkt etwas vor sich hin gesummt oder Musik gehört und jetzt stehe ich quasi vor ihm. Nicht wirklich. Uns trennen etliche Meter Waldweg. Aber jetzt nimmt es seine Beine in die Hand und los geht’s. Zwei große Sprünge noch und das Reh wird vom Wald regelrecht verschluckt. Für mich ist es nun unsichtbar. Und wahrscheinlich steht es einfach drei Meter weiter und beobachtet mich. Wie das manchmal eben so ist. Meinen Lauf bringe ich noch gut nach Hause. Die klatschnasse LaufMaus hänge ich einfach zur Laufweste, meine Schuhe stopfe ich mit Zeitung aus. Und dann erzähle ich die Reh Geschichte. Was ein Highlight.