Heute ist mein letzter Arbeitstag vor dem Urlaub. Unser Flug nach New York wäre morgen früh los geflogen und rechtzeitig für die Feierlichkeiten zum Jahrestag der Anschläge vom 11. September dort gelandet. Sonst arbeite ich vor dem Urlaub immer lange. Irgendwie fällt jedem noch schnell etwas ganz wichtiges ein, was erledigt oder gefragt werden muß, ehe ich Urlaub mache. So, als würde die Probleme nicht weitere zwei Wochen überleben. Oder als wäre ich die Einzige, die diese Themen klären könnte. Natürlich ist das nicht so. Oft erledigen sich solche Fragen ja dann spontan von selbst, weil der Fragesteller von selbst auf die Antwort kommt. Erstaunlicherweise ist es nämlich in Wirklichkeit so, dass ich eben nicht allwissend bin. Merken kann sich diese Tatsache aber keiner.

Ehe der Zeugwart und ich also morgen in unseren Urlaub zu Hause starten und dafür weder Koffer packen noch einen Flug bekommen müssen, steht heute auf meinem Trainingsplan noch ein Lauf drauf. Coach Amy weiß natürlich nicht, dass wir Urlaub haben. Für sie zählt nur das ursprüngliche Ziel die 10km am Stück zu laufen. Wie schade, dass ich keinen der Trainingsläufe in den Straßen von New York absolvieren kann. Aber natürlich werde ich mir hier ein paar schöne Strecken suchen können. Heute zum Beispiel beginne ich gleich mal mit etwas Abwechslung in der Laufstrecke. Quasi als Start in den Urlaub finde ich das eine sehr gute Idee.

Vor dem Trainingslauf treffe ich mich noch zu einer besonders tollen Aufgabe. Ich darf heute nämlich auf Teufel komm raus Fotos schießen. Und da dieser Termin praktisch direkt am Main liegt, nutze ich natürlich die Gelegenheit auf eine Abwechslung meiner Laufstrecke. Ich trabe nach dem Fototermin ganz locker los und stelle schnell fest, dass es sich zwar total super anhört, am Main laufen zu gehen. Es das eigentlich aber gar nicht ist. Der Fußgängerweg am Mainufer ist eine viel genutzte Verbindung. Hier ist unfassbar viel los. Ich bin längst nicht die einzige Läuferin hier und dann kommen noch Hundeführer, ausgeführte Kinder und andere Spaziergänger dazu. Und zusätzlich zu allen, die zu Fuß unterwegs sind, haben natürlich auch die Radfahrer diesen Weg für sich eingenommen.

Immerhin sind hier keine Autos unterwegs und der Mainuferradweg ist glatt asphaltiert. Für jeden Radfahrer ein wahres Fest, außer vielleicht denen, die lose Untergründe und Berge mögen. Die Arbeitspendler, die statt Auto eben ihr Fahrrad nutzen, kommen hier super gut voran. Wenn ich zur Arbeit fahre, und das Rad nehme, bin ich auch weite Teile der Strecke am Main unterwegs. Es lässt sich einfach schön fahren hier. Wenn nicht so viel los ist natürlich. Mittags oder wie jetzt am frühen Abend macht so eine Fahrt mit dem Rad nicht wirklich Spaß. Und für die Fußgänger ist es auch ziemlich blöd. Ich finde es unangenehm, wenn mich ein Radfahrer ohne wirklichen Abstand überholt. Und dann schert er womöglich noch so knapp vor mir wieder ein, weil ihm zwei Radfahrer und ein Fußgänger entgegen kommen.

So schön ich mir das vorgestellt habe hier unten am Main, die Wirklichkeit zeigt, so voll ist es auch. Und zwar deshalb, weil sich das alle Anderen genauso vorgestellt haben. Wäre ja auch zu schön, wenn ich die Einzige auf der Welt wäre, die coole Ideen hat. Meine Laufstrecke hier unten am Main ist perfekt gewählt. Obwohl ich sie nicht vorher ausgemessen habe, bin ich zufällig perfekt für die Trainingseinheit, die Coach Amy für heute aufgerufen hat. Man muß auch mal Glück haben!